Emotionaler Abschied nach 40 Jahren: Leitung von Spenger Kita verabschiedet sich

Spenge. In der Kita Sonnenland in Spenge hat Sabine Pellmann die vergangenen 27 Jahre verbracht - erst als Erzieherin, später als Leitung. In diesen Tagen heißt es jedoch Abschied nehmen. Nach mehr als 40 Jahren im Berufsleben geht die 64-Jährige in den Ruhestand - und das mit schwerem Herzen. Der Abschied fällt ihr nicht leicht, das ist der gelernten Erzieherin auch im Gespräch mit der NW anzumerken. Sie muss kurz durchatmen und beginnt dann fast wehmütig von ihrem absoluten Traumberuf zu erzählen. "Kinder geben einem so viel", sagt Pellmann. Für sie könne ein Tag noch so schlecht angefangen haben - ein Kinderlachen mache das alles wieder wett. Das sei bei ihr schon von klein auf so gewesen. Als älteste von drei Schwestern habe sie sich immer um ihre jüngeren Geschwister gekümmert. Der Berufswunsch Erzieherin stand damit schon früh fest: "Für mich kam nichts anderes infrage." Pellmann absolvierte das damals noch vorgeschriebene Jahr im Vorpraktikum und begann dann die Ausbildung zur Erzieherin. Nach den zwei Jahren schulischer Ausbildung und einem praktischen dritten, sogenannten Anerkennungsjahr blieb sie zunächst als Erzieherin in Lenzinghausen. Als 1984 ihre Zwillinge geboren wurden, machte sie eine Pause und betreute als Tagesmutter neben ihren eigenen beiden Töchtern noch weitere Kinder privat. Astrid Lindgren ist ihr Vorbild Anerkennung, Akzeptanz und Wertschätzung - diese drei Schlagworte begleiten Sabine Pellmann in ihrem Leben. Ihr Vorbild: Astrid Lindgren und die Geschichten von Michel, Pipi und Co., die wild und frei aufwachsen. "Kinder müssen sich auch dreckig machen dürfen und frei spielen können", sagt Pellmann. Das setzte sie auch 1994 um, als sie zurück in ihren Beruf einstieg und dann 1996 die Notgruppe in der Turnhalle in Lenzinghausen betreute. Ein Jahr später zog die vorübergehende Notlösung in die neu gebaute DRK-Kita Sonnenland in Spenge. "Ich war von Anfang an dabei", sagt Pellmann. In 27 Jahren hat sich viel verändert. Von ursprünglich drei Gruppen mit 55 Kindern wuchs das Gebäude und die Betreuungskapazität auf sechs Gruppen an. "Auch die pädagogischen Anforderungen und die der Eltern haben sich verändert", weiß die Erzieherin. Vor 10 Jahren übernahm Pellmann dann die Leitung der Kita Sonnenland und absolvierte dafür vorher mit 50 Jahren noch die Ausbildung im Sozialmanagement. Inklusion und Integration sind ihre Herzensthemen Die Themen Inklusion und Integration lagen der Pädagogin während ihres Berufslebens besonders am Herzen. "Ich bin in meiner Freizeit als Besucherin in den Sozialausschuss der Stadt Spenge gegangen und habe mich für mehr Integrationsplätze eingesetzt", erzählt sie. Für Pellmann war klar: Es muss möglich sein, zehn Prozent der Kitaplätze auch an Kinder mit Migrationshintergrund zu vergeben. "Das haben wir dann umgesetzt", freut sich die Erzieherin. Viele Kinder aus dem an die Kita angrenzenden Asylbewerberheim hätten im Sonnenland die Sprache und ein soziales Miteinander kennengelernt. "Es gab viele sehr schöne Momente", resümiert die baldige Rentnerin. An ein Erfolgserlebnis erinnert sie sich aber besonders gerne zurück: "Ich habe zwei Geschwister in die Betreuung aufgenommen, die kaum Deutsch konnten. Dann stellte sich heraus, dass die beiden eine frühkindliche Form von Autismus haben." Gemeinsam mit der Integrationskraft und einer Dolmetscherin habe sie alle Hebel in Bewegung gesetzt, Arzttermine vereinbart und begleitet, um am Ende erfolgreich 20 zusätzliche Förderstunden bewilligt zu bekommen. "Solche Momente prägen sich ein, das haben wir gemeinsam geschafft", sagt Pellmann. An drei Tagen wurde Abschied gefeiert In 40 Jahren Berufsleben hat Sabine Pellmann Kinder groß gezogen, die dann später als Praktikanten oder als Kita-Eltern wieder ihren Weg kreuzten. "Ich erinnere mich an jedes Kind, wenn ich es sehe", sagt die Erzieherin. Und so wundert es nicht, dass bei ihrem Abschied aus dem Berufsleben auch einige ehemalige Kita-Kinder dabei waren. Für die passende Partystimmung hatte Pellmann die Kinderband Krawallo organisiert. "Wir haben getanzt, mitgesungen und ich habe die Polonaise angeführt", sagt sie lachend. Einen Tag später folgte die offizielle Verabschiedung in der Kita. In dem langen Flur hatten sich die Kinder und einige Eltern mit Blumen im Spalier aufgestellt. "Das war der schwerste, aber auch schönste Weg", erinnert sich die 64-Jährige, die sich von jedem Kind persönlich verabschieden wollte. Auch die Kolleginnen und Kollegen aus der Kita und vom DRK hatten noch eine dritte Feier organisiert. "Ich wurde an meiner Haustür überraschend vom Rote-Kreuz-Bulli abgeholt und nach Lenzinghausen gebracht", erzählt Pellmann. Dort warteten etwa 70 Gäste, darunter Kolleginnen, Kooperationspartner, die DRK-Geschäftsleitung und der Spenger Bürgermeister. Einige Tage nach den Feierlichkeiten, stehen nun etliche Blumen, Bilder und Geschenke aufgereiht in Pellmanns Wohnung und erinnern sie daran, wie sehr sie und ihre Arbeit wertgeschätzt wurden. "Es tut im Herzen weh. Dieses Kapitel ist jetzt aber vorbei", sagt sie. Langweilig wird Sabine Pellmann im Ruhestand aber auf keinen Fall - es warten ihr großer Garten, die ehrenamtliche Tätigkeit im Vorstand der DRK-Ortsgruppe Spenge, das Reisen an die Ostsee und ihr Enkelsohn.

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