Neues Angebot im Kreis Herford getestet: NW-Redakteur tritt gegen Westfalenmeister an

Spenge. &bdquo;Westfalenmeister war’s, oder?“, frage ich Aghasaf Mammadov, als wir uns gegenüber stehen. Kurz darauf lande ich auf der Matte. Seit diesem Jahr gibt es den Verein &bdquo;Athletik Sport Spenge“, der unter anderem eine der ältesten Kampfsportarten anbietet: das Ringen. Zumindest einen Abend lang wollte ich das auch einmal für mich ausprobieren. &bdquo;Mach dich auf den Muskelkater gefasst“, warnt mich Jan, der auch an diesem Abend zum Training gekommen ist. Wir sind eine überschaubare Gruppe. Aghasaf hatte die &bdquo;Jungs“ vorgewarnt, dass an diesem Abend die Presse mit dabei ist. Das hat dann wohl doch etwas abgeschreckt. Dabei hat der neugegründete Verein schon 52 Mitglieder. An diesem Abend kann ich mich aber leider nicht in der Masse verstecken. Kampfsport ist für mich nicht ganz neu. Ich habe jahrelang Judo und eine zeitlang Ju-Jutsu gemacht. Das ist mittlerweile aber auch schon gut zehn Jahre her. Deshalb habe ich mir für den Abend das bescheidene Ziel gesetzt, mich nicht ganz zu lächerlich zu machen. Das erste richtig anspruchsvolle Aufwärmtraining seit Jahren, merke ich aber schon richtig. Der Schweiß läuft. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Fantasie ist der Schlüssel &bdquo;Was unterscheidet Ringen von anderen Kampfsportarten?“, frage ich Aghasaf, den ich direkt duzen darf. Man könne Techniken aus verschiedenen Kampfsportarten nutzen, antwortet er. &bdquo;Und du kannst deine Fantasie nutzen.“ Es gibt zwei Arten zu ringen: Freistil und Greco-Stil, beziehungsweise der griechisch-römische Stil. Beim Freistil darf der ganze Körper angegriffen werden, bei Greco ist es unterhalb der Gürtellinie tabu. Bei beiden Stilen gelte: &bdquo;Du musst den Gegner auf die Schultern bringen“, sagt Aghasaf. Das heißt: Der Gegner muss fallen und wenn er den Boden mit beiden Schultern berührt, gibt es besonders viele Punkte. Um das zu erreichen, kann man entweder erlernte Techniken verwenden – oder sich eigene ausdenken. Es gebe Ringer, die komplett auf ihre Technik setzten, sagt Aghasaf. Wenn man die dann mit eigenen Ideen angreift, würde sie das häufig überraschen. Genau das ist seine Spezialität. Aghasaf kam 2015 aus Aserbaidschan nach Deutschland und fing dort wenig später nach einer 12-jährigen Pause wieder mit dem Ringen an. Seitdem ist er unter anderem niedersächsischer Landesmeister und Westfalenmeister geworden. Den Verein &bdquo;Athletik Sport Spenge“ hat er zusammen mit seiner Frau Nargiz Mustafayeva gegründet. Dass es beim Ringen neben der Kraft und Technik auch auf Fantasie ankommt, zeigt sich beim Training. Mein Namensvetter Jan und ich starten in der Ausgangsstellung: Uns gegenüberstehend greifen wir uns Oberarm an Oberarm. Aghasaf zeigt uns nun ein paar Techniken, wie wir den Arm des Gegners lösen und ihn mit einem schnellen Schritt von hinten in den Schwitzkasten nehmen können. Sobald man da ist, kann man selbst entscheiden, wie man den Gegner am besten zu Fall bringen will, erklärt Aghasaf. Entweder man setzt zu einem Wurf an und hebt den Gegner in die Höhe oder man lässt ihn über das ausgestreckte eigene Bein zu Boden fliegen. Fantasie eben. Und dann wird gekämpft Soweit kommt mir das alles vertraut vor. Auch die Würfe, die wir üben, kenne ich zum Teil schon vom Judo. Ich bin relativ erleichtert, dass ich einigermaßen mitkomme. Wobei ich es nicht schaffe, mit einer Technik Jan einfach auf die Schultern zu nehmen und hochzuheben. Für Aghasaf ist das hingegen kein Problem. &bdquo;Manche Kämpfer drehen sich dann mehrfach“, erklärt er. Erst dann werde der ordentlich durchgewirbelte Gegner zu Boden geworfen. Ich muss zugeben, das kenne ich so noch nicht vom Judo. Und dann geht es ans Kämpfen. Wie mir Jan später erzählt, macht er seit zwei Monaten auch Mixed Martial Arts. Beim Ringen ist er seit Anfang des Jahres dabei. Davor hat er mit einem Kumpel schon Profikämpfe geguckt und sich die Techniken dann zum Teil selbst beigebracht. Und er ist fast zehn Jahre jünger als ich. Raten Sie mal, wer im Kampf wohl die Oberhand behalten hat? Im Ring mit dem Westfalenmeister Ich mache es ihm aber zumindest nicht leicht. Kämpfe am Boden mit weiter und befreie mich auch mal aus seinen Griffen. Nutze die Würfe, die ich vom Judo noch kenne. Einmal muss mich Aghasaf ermahnen. Ohne es zu merken, habe ich Jan am Hemd gegriffen. Das ist beim Judo erlaubt, beim Ringen nicht. Zwar bin ich definitiv nicht der Gewinner des Abends, aber ich habe das Gefühl, zumindest mein Ziel zu erreichen, mich nicht ganz lächerlich zu machen. Mit etwas mehr Training würde ich mir vielleicht sogar ein paar Chancen gegen Jan ausrechnen. (Sorry, Jan.) Und dann kommt Aghasaf. Der mehrfache Wettkampfmeister ist aktuell durch eine Knieverletzung angeschlagen. Er wirkt trotzdem wie eine Wand, an der kein Vorbeikommen ist. Ich lande auf der Matte. Und dann direkt nochmal. Und ich weiß schon: Den Muskelkater werde ich noch mehrere Tage spüren. Aber ich würde jederzeit wiederkommen.

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