Ein Spenger wird Bürgermeister an der Ostsee

Spenge. Es war ein kompletter Neustart, den Klaus Fischer-Riepe vor sieben Jahren gewagt hat. 2016 ist der Landwirt aus Hücker-Aschen - damals Ende 50 - mit seiner Frau von Spenge nach Schleswig-Holstein gezogen: in die kleine Gemeinde Tröndel, gerade einmal fünf Kilometer von der Ostsee entfernt. Jetzt ist er dort Bürgermeister geworden. Wie es dazu gekommen ist und welche Aufgaben ihn nun erwarten, erzählt er im Gespräch mit der NW. In Spenge war Fischer-Riepe fest verwurzelt, viele dürften den Landwirt noch kennen. Der Hof seiner Familie in Hücker-Aschen, auf dem Kartoffeln angebaut werden, hat lange Tradition: 1340 wurde er als Hof Riepe erstmals urkundlich erwähnt. Aber nicht nur als Landwirt ist der heute 66-Jährige in der Stadt bekannt. 21 Jahre lang hat er sich auch für die SPD in der Spenger Kommunalpolitik engagiert, von 1993 bis 2014. "Erst als sachkundiger Bürger, dann bin ich dreimal direkt in den Rat gewählt worden", berichtet er. In seiner letzten Legislaturperiode war er außerdem stellvertretender Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion. Schon im Jahr 2000 hatten er und seine Frau ein Haus in Tröndel im Kreis Plön gekauft - ein ehemaliger Resthof, idyllisch gelegen, angrenzend an Felder. "Den haben wir renoviert", erzählt er. Denn eines Tages, "nach unserer aktiven Zeit", hätten sie ans Wasser ziehen wollen. Seine Frau, die als Lehrerin an der Regenbogen-Gesamtschule gearbeitet hat, sei in Schleswig-Holstein geboren worden. Ihr Umzug habe sie also gewissermaßen "zurück zu den Wurzeln" geführt. Welche Aufgaben der Job mit sich bringt Auf dem renovierten Resthof, dem neuen Zuhause der Fischer-Riepes in Tröndel, gibt es auch Pferde und anderthalb Hektar Wiese. "Aber Landwirtschaft findet hier keine statt", sagt der 66-Jährige. Auf den ehemaligen Spenger warten inzwischen andere Aufgaben. Seit gut drei Wochen ist er der neue Bürgermeister der knapp 400-Einwohner-Gemeinde. Am 8. Juni hat ihn die Gemeindevertretung ins Amt gewählt, für fünf Jahre. Anders als in Spenge ist der Bürgermeister-Job in Tröndel ein Ehrenamt. Eines jedoch, dass vielfältige Aufgaben mit sich bringt. Denn genauso wie Spenges Bürgermeister muss sich auch Klaus Fischer-Riepe in seiner Gemeinde um die Probleme und Anliegen vor Ort kümmern: um Straßen, Abwasser oder die Gehölzstreifen, die sogenannten Knicks, die unter Schutz stehen, weil sie Wind-Erosion verhindern sollen. "Und wir haben auch einen eigenen kleinen Haushalt", sagt er. Auch um die kommunalen Einrichtungen muss sich der Bürgermeister kümmern: "Das ist wie in Spenge - nur im Kleinen", sagt er. So hat die 400-Einwohner-Gemeinde ein eigenes Klärwerk und ein Gerätehaus für die 28 Mitglieder starke Feuerwehr, deren Dienstvorgesetzter nun Klaus Fischer-Riepe ist. "Ich war auch schon bei einer Feuerwehr-Übung dabei." Ein Dorfgemeinschaftshaus gibt es in Tröndel ebenfalls. In dem reetgedeckten Gebäude von 1804 kommen heute die politischen Gremien zusammen. 500 bis 600 Stunden im Jahr binde das Ehrenamt, sagt Klaus Fischer-Riepe, zu dessen Aufgaben zum Beispiel auch Besuche bei runden Geburtstagen von Senioren oder bei Goldenen Hochzeiten gehören. So ist er zu seinem neuen Amt gekommen Wie er überhaupt zu dem Amt des Bürgermeisters gekommen sei? Er sei gefragt worden, ob er nicht in der Gemeindevertretung mitwirken wolle. Und er wollte: "Gremienarbeit macht mir Spaß", sagt er. Im Mai waren in Schleswig-Holstein, und damit auch in Tröndel, wieder Kommunalwahlen. Dabei wurde auch die neunköpfige Gemeindevertretung neu gewählt. Die besteht aktuell ausschließlich aus Mitgliedern der Unabhängigen Wählergemeinschaft Tröndel (UWT). Weil die etablierten Parteien Probleme gehabt hätten, Kandidaten für die Kommunalwahl zu finden, habe sich die UWT im vergangenen November konstituiert. Auch Vertreter der SPD oder der Christdemokraten würden sich nun in der Wählergemeinschaft engagieren. So komme es, dass in der Gemeindevertretung von Tröndel nur die UWT vertreten sei. Und der gehe es nicht um Parteipolitik, sondern "ausschließlich um die Dinge, die vor Ort anliegen", sagt Fischer-Riepe. "Das war für mich die Motivation, miteinzusteigen." Er sei zwar "ein politischer Mensch. Aber nicht hier vor Ort - da geht es für mich nur um die Belange des Dorfes." Was ihm besonders gut gefällt: In der Gemeindevertretung seien sie ein Team. "Gemeinsam wollen wir hier die Dinge angehen." Tröndel gehört neben 13 weiteren Gemeinden und der Stadt Lütjenburg zum Amt Lütjenburg. Und in dem seien auch die ehrenamtlichen Bürgermeister der 14 Gemeinden und der hauptamtliche Bürgermeister aus Lütjenburg vertreten. Er sei also auch überörtlich vernetzt, sagt er. Sechs-, siebenmal im Jahr noch in der alten Heimat Seinen Hof in Hücker-Aschen, den er 35 Jahre lang allein bewirtschaft und Kartoffeln angebaut hat, weiß er derweil in guten Händen. Auch wenn er noch als Gesellschafter beteiligt sei, habe sein Neffe Tim Fischer-Riepe schon vor ein paar Jahren das operative Geschäft übernommen und führe den Hof erfolgreich weiter. Sechs-, siebenmal im Jahr besuche er noch die alte Heimat Spenge. Inzwischen jedoch ist er mehr und mehr zum "Tröndelaner" geworden. Das zeigt sich inzwischen auch am Nummernschild. "Bis vor einer Woche hatte ich noch ein Herforder Kennzeichen am Auto." Jetzt als Bürgermeister gehe das natürlich nicht mehr, sagt er lachend. Und so ist inzwischen auch das Kfz-Kennzeichen ganz offiziell auf den Kreis Plön umgestellt.

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