Bei Sprach-Kitas in Spenge und im Kreis wird heftig gekürzt

Spenge. Im Alter von zwei Jahren formen Kinder erste Sätze. In der Kindertagesstätte spielen und kommunizieren sie mit anderen Kindern, lernen von den Erzieherinnen und Erziehern, lernen aber auch sehr viel von ihren Eltern. Bis zur Schulzeit haben sie sich ein ordentliches Sprachgerüst angeeignet. Das ist die Regel. Oder sollte die Regel sein. Wenn nicht – dann half bisher das Bundesprogramm &bdquo;Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“. Das läuft jetzt Ende des Jahres aus. Auch in der evangelischen Kita an der Bussche-Münch-Straße in Spenge. Die Folgen seien bedenklich für die Gesellschaft. &bdquo;Insgesamt sind acht evangelische Kitas im Kreis betroffen“, sagt Christian Neumann, Leiter des Referats für Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis Herford. In diesen Kitas – und in vielen anderen verschiedener Träger bundesweit auch – falle die Unterstützung der Fachleute in Sachen Sprachförderung weg. &bdquo;Das bedeutet eine Absenkung des pädagogischen Standards.“ Denn wenn die 19,5-Stunden-Anstellung dieser Fachkräfte nicht mehr finanziert werde, dann sei eben auch eine regelmäßige und konstruktive Weiterbildung der anderen Kita-Erzieherinnen und -Erzieher nicht mehr gewährleistet. Denn genau das leisteten die auf Sprach-Förderung spezialisierten Fachkräfte. Bis Ende des Jahres betrage die Förderung dieser Stellen 25.000 Euro je Kita pro Jahr. Besondere Fähigkeiten der Fachkräfte bald nicht mehr gefragt Zudem würden die Fachkräfte dann – aufgrund der großen Nachfrage in den Kitas – als &bdquo;normale“ Betreuerinnen und Betreuer in den Kitas willkommen sein. &bdquo;Doch dann werden die PS nicht mehr auf die Straße gebracht“, erklärt Neumann. Dann könnten die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten nicht mehr möglichst effektiv kommunizieren. &bdquo;Das Signal an die Fachkräfte ist fatal.“ Die Folge: Gerade die Kinder, die eine besondere Betreuung nötig hätten – wie Kinder mit Migrations-Hintergrund oder Kinder mit besonderem Förderbedarf – würden jetzt nicht mehr so betreut wie sie es verdient hätten. Das wirke sich nicht nur auf deren aktuelle Situation, sondern zudem auf den weiteren Lebensweg – zunächst in der Schule – aus. Claudia Loheide ist seit 2016 an der Entwicklung des Bundesprogramms Sprach-Kitas in den Kita-Teams aktiv beteiligt. Die Fachfrau und ausgebildete Erzieherin war bei der Wirbelwind gGmbH in Bielefeld beschäftigt. Loheide betreute insgesamt 29 Kitas verschiedener Träger und agierte als Multiplikatorin mit Fortbildungen und internen Beratungen zur alltagsintegrierten Sprachbildung, Inklusiver Pädagogik und Zusammenarbeit mit Familien. Förderung von 2 Millionen Euro helfen da nicht weiter Die Kitaleitung und die zusätzliche Fachkraft aus dem Bundesprogramm trugen dann diese Inhalte in ihre Teams und &bdquo;optimierten in der gemeinsamen Auseinandersetzung“, wie Loheide betont, ihre Pädagogik. Das sei gerade in der Zeit nach den corana-bedingten Pausen &bdquo;sehr wichtig“. Claudia Loheide sagt: &bdquo;Viele Kinder sind in ihrer Sprachentwicklung auffällig. Das soziale Miteinander muss gestärkt werden. Die Fachkräfte müssen noch sensibler und intensiver auf die Lebensumstände der Familien eingehen können. Das braucht Wissen, Handlungsmöglichkeiten und Zeit für jedes einzelne Kind.“ Da helfe auch die von der Bundesregierung geplante Förderung für die Länder in Höhe von 2 Milliarden Euro bis zum Jahr 2024 nicht weiter. &bdquo;Da wird an Bildung gespart.“ Das Programm der Sprach-Kitas sei durch die Bausteine &bdquo;Sprachliche Bildung“, &bdquo;Zusammenarbeit mit den Familien“ und &bdquo;Inklusion“ ausgezeichnet. Dabei gehe es beispielsweise um einen offenen Umgang mit kulturellen Werten, um Grundlagen sprachlicher Interaktion, um die kooperative Zusammenarbeit mit den Familien oder auch um das Thema Mehrsprachigkeit. Es gibt eine Petition, das bisherige Konzept weiter zu verfolgen Seit Juli dieses Jahres wissen Claudia Loheide und Christian Neumann, dass die bisherige Förderung nicht fortgeführt werden soll. Sie weisen auf eine Petition an den Deutschen Bundestag hin, in der gefordert wird, das bisherige Konzept weiter zu finanzieren. Loheide: &bdquo;Denn Kinder begreifen ihre Welt durch Sprache.“

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