Ungewöhnlich: Spenger Bürger setzten sich dafür ein, Radwege nicht auszubauen

Spenge. Das Radwegenetz in Spenge wird ausgebaut. Die Bauarbeiten werden jetzt ausgeschrieben. Das beschloss der Rat der Stadt Spenge. Dabei gab es einige Gegenstimmen aus der Politik und auch Bürgerinnen und Bürger setzten sich dafür ein, die Radwege nicht auszubauen; zumindest nicht so, wie es die Verwaltung vorschlug. Sie äußerten ihre Angst, dass der Martinsweg zu einer "Rennstrecke" werden könne, dass Fledermäuse vertrieben würden, dass die Begegnung und das Gespräch wegfielen, Baume abgeholzt und auch Flächen versiegelt würden. Diese Bedenken berücksichtigten die Politikerinnen und Politiker, entschieden sich aber mehrheitlich dafür, die 95-prozentige Förderung der Baumaßnahme von Bund und Land nicht an sich vorbei gehen zu lassen. Denn eine zweite Chance - so lautete der Tenor der Plan-Befürworter - gebe es in absehbarer Zeit eher nicht. Anwohner sind gegen den Ausbau Es geht um den Ausbau des Martinsweges zwischen der Mühlenburger und der Neuenkirchener Straße, die Radwege-Achse von der Bussche-Münche-Straße durch den Werburger Wald bis zur Straße Industriezentrum und den Ausbau eines Radweges entlang des Besebaches zwischen Langer Straße und Martinsweg. Die geplanten Gesamtkosten liegen bei 1,6 Millionen Euro. Nach Meinung der Bürgerinnen und Bürger, die an oder in der Nähe des Martinsweges wohnen, sei ein Ausbau nicht notwendig. Sie plädierten dafür, wenn überhaupt, die Oberfläche des Weges herzurichten und sonst nichts zu unternehmen. "Dann", so sagte Anwohnerin Heike Werning, werde der besondere Charakter des Weges erhalten. "Ich bin morgens schon um 5 Uhr mit dem Hund draußen. Und da erlebe ich Igel, Fledermäuse und Vögel." Wenn der Weg auf einer Breite von drei Metern asphaltiert werde, befürchtet sie, dass er zu einer "Rennstrecke" werde für "E-Bikes, die bis zu 45 Stundenkilometer" schnell seien. "Der Zustand ist einfach schlecht" Bisher seien dort hauptsächlich Fußgänger unterwegs. Die würden möglicherweise verdrängt. Und mit ihnen auch die Begegnungen und spontanen Gespräche unmöglich gemacht. Auch zum Thema Ausbau des Weges durch den Wald bis zum Industriezentrum hatte sie eine Meinung: Das sei ein "Eingriff in die Natur", eine "unnötige Versiegelung der Flächen" und sie befürchtete, dass motorisierte Fahrzeuge, die dort nichts zu suchen hätten, den Weg nutzen würden. Schon im Vorwort hatte Bürgermeister Bernd Dumcke auf die Notwendigkeit hingewiesen, den Martinsweg zu sanieren. "Der Zustand ist seit Jahren einfach schlecht." Das Förderprogramm "Stadt und Land" biete jetzt die Möglichkeit, Teile des Radwegenetzes in Spenge instand zu setzen. Dabei habe die Landesregierung die klare Vorgabe ausgegeben, dass die Wege eine bestimmte Qualität haben müssten - "drei Meter Breite ist da vorgegeben" - und jeweils auch konkrete Endpunkte haben müssten. In Spenge seien schon einige Vorgaben angepasst worden, so seien kurze Strecken schon mit 2,50 Meter Breite geplant - aber dennoch gelte es, die Rahmenbedingungen einzuhalten. "Wir haben da zwei Möglichkeiten: Entweder wir machen das so. Oder wir lassen es sein." Vorschlag wird präzisiert Tim Kownatzki (Grüne) sah zwar die Notwendigkeit des Radwegeausbaus, dennoch werde die Fraktion aus ökologischen Gründen das Vorhaben nicht unterstützen. Gerd Meyer (SPD) erkannte die Eingriffe in die Natur und die zahlreichen Bedenken, meinte aber in Anbetracht des Nutzens eines Ausbaues, "diese Kröte schlucken" zu können. Auch Ralf Kinnius (UWG) sah die Probleme, ärgerte sich über die unbedingt zu befolgenden Vorgaben der Förderprogramme und schlug vor "Kurven und Verengungen" am Martinsweg einzubauen. Lars Hartwig (CDU) erkannte zwar die Bedenken der direkten Anwohner des Martinsweges, sah aber ebenfalls einen "Herzenswunsch der Wallenbrücker" für den Ausbau der Radwege durch den Wald bis zur Innenstadt. Zudem sei auch die hohe Förderquote nicht zu vernachlässigen. Bürgermeister Bernd Dumcke folgte den Bedenken der Kritiker und den Hinweisen aus der Politik und ergänzte den Beschlussvorschlag dahingehend, dass im Fachausschuss noch einmal über kleine Veränderungen der Pläne gesprochen werden sollte. Der Rat stimmte dann mit 27 Stimmen für diesen Vorschlag, 7 Ratsmitglieder votierten dagegen. Es gab eine Enthaltung.

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