Spenger Aldi in der Kritik: Gab es keine Hilfe für bestohlene 85-Jährige?

Spenge. Es ist ein Montag Anfang April, als die 85-jährige Spengerin in der Aldi-Filiale an der Ecke Mühlenburger- und Lange Straße einkauft. An der Kasse bemerkt sie: Ihr Portemonnaie ist weg - gestohlen während sie im Markt war. Ihr Geld und wichtige Dokumente sind weg. Aufgelöst wendet sie sich an den Filialleiter. Bei dem Gespräch habe der aber nicht mal angeboten, die Polizei zu rufen, sagt ihr Sohn Jörg Gumpert verärgert.Seine Mutter verlässt danach den Spenger Markt. Draußen auf dem Parkplatz sei sie dann von einem Ehepaar angesprochen worden, das das Gespräch mitbekommen habe, sagt ihr Sohn. Das Paar habe seiner Mutter dringend geraten, noch einmal in den Markt zurückzukehren und zu fordern, dass die Polizei gerufen werde. Das tut die Spengerin auch. Hilfe aber habe sie nicht bekommen, sagt Jörg Gumpert. "Sie ist abgewiesen worden." Der Marktleiter habe abgelehnt, die Polizei zu rufen - laut Gumpert mit dem Hinweis, die Beamten hätten zu der Filiale keinen Zutritt. Die Familie habe daraufhin selbst digital Anzeige bei der Polizei erstattet, berichtet ihr Sohn.Ein weiteres Mal Ziel von Dieben geworden Er ist über den Fall so verärgert, dass er sich jetzt an die NW gewendet hat. Seiner Mutter sei keine Hilfe zuteil geworden: Diese "Gleichgültigkeit" mache ihn wütend. Und er betont: "Es geht ja nicht nur um meine Mutter, sondern auch darum, wie Leute, die eine gewisse Hilfe benötigen, abgefertigt werden."Eine Woche später sei seine Mutter in derselben Aldi-Filiale erneut beinahe Opfer eines Diebstahls geworden, berichtet ihr Sohn weiter. Sie habe den Täter erwischt, als er ihr Portemonnaie schon in der Hand gehabt habe. Der Dieb habe die Geldbörse daraufhin fallen lassen und sei abgehauen. Diesmal habe sie sich aber gar nicht erst an den Marktleiter gewendet, sondern sei direkt zu ihm gekommen, sagt ihr Sohn."Ich war ziemlich aufgebracht über sein Verhalten" Er sei daraufhin selbst in den Aldi gefahren und habe den Filialleiter zur Rede gestellt. Er habe wissen wollen, was der Markt tue, um Diebstähle zu vermeiden. Die "lapidare Antwort" des Marktleiters sei gewesen, es werde im Moment viel geklaut, sagt Jörg Gumpert und betont: "Ich war ziemlich aufgebracht über sein Verhalten."Gumpert lässt sich die Nummer des Regionalverkaufsleiters geben - des nächst höheren Vorgesetzten. Der habe sich bei ihm entschuldigt und ihm mitgeteilt, punktuell setze Aldi Ladendetektive ein, auch in dem Markt in Spenge.Das sagt Aldi Auf Nachfrage der NW schreibt die Pressestelle von Aldi-Nord zu dem Fall: "Wir bedauern den Vorfall in unserer Filiale in Spenge sehr. Wir möchten, dass sich unsere Kundinnen und Kunden immer bei uns wohlfühlen." Aldi bestätigt auch, ihr Regionalverkaufsleiter habe mit dem Sohn der Betroffenen telefoniert und sich entschuldigt. Dieser habe zudem weitergegeben, dass sich auch der Filialleiter persönlich bei der Dame entschuldigen möchte. Letzteres sei bislang allerdings nicht passiert, sagt Jörg Gumpert.Laut Aldi ist die Situation aus Sicht des Filialleiters etwas anders gewesen: "Die Dame sei nach dem Diebstahl auf ihn zugekommen. Er habe sich die Situation schildern lassen und zunächst gefragt, wo sich die Geldbörse befunden habe. Die Dame habe daraufhin gesagt, dass sie in einer offenen Tasche auf dem Kindersitz des Einkaufswagens gelegen habe. Daraufhin gab unser Kollege den gut gemeinten Rat, das Portemonnaie während des Einkaufs niemals irgendwo frei zugänglich liegen zu lassen", teilt Aldi mit. Von der Polizei sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Rede gewesen. "Ein Fehler" "Nachdem die Dame den Markt verlassen hat, hat unser Filialleiter im Markt nach der Geldbörse und dem möglichen Täter gesucht, bis er zur Kasse gerufen wurde. Erst dann habe ihn die zurückgekehrte Dame gefragt, ob er die Polizei verständigen könne." Er habe den Rat gegeben, direkt in die Dienststelle der Polizei zu fahren, damit der Vorgang dort aufgenommen werden könne. "Das war ein Fehler, für den wir uns entschuldigen." Aldi betont: "Auf den Punkt gebracht: Es wäre die bessere Entscheidung gewesen, die Polizei herbeizurufen. Die Aussage, dass die Polizei keinen Zutritt in unseren Markt habe, ist aber nicht korrekt und nach Auskunft unseres Filialleiters so auch nicht gefallen. Hier muss ein Missverständnis vorliegen." Jörg Gumpert dazu: "Meine Mutter sagt genau das Gegenteil."Das Unternehmen teilt weiter mit, im späteren Gespräch mit dem Sohn der 85-Jährigen habe sich der Filialleiter dafür entschuldigt, dass er nicht sofort die Polizei gerufen habe. "Möglicherweise hat der Sohn das in der etwas aufgeheizten Situation aber nicht mitbekommen." Jörg Gumpert sieht das etwas anders Jörg Gumpert sieht das etwas anders: Er sei zwar bei dem Gespräch mit dem Filialleiter "aufgebracht gewesen - aber ich weiß schon, was ich sage und was ich höre".Alte Menschen seien oft ein leichtes Ziel für Diebe. "Da hat sich der Markt schon ein bisschen drum zu kümmern", betont Gumpert. So könne der Aldi "darauf aufmerksam machen - zum Beispiel mit einem Plakat an der Tür - dass im Moment vermehrt gestohlen wird, damit die Leute gewarnt sind. Möglichkeiten gäbe es". Für dieses Thema müsse sich Aldi "ein bisschen mehr noch sensibilisieren".Was das Unternehmen gegen Ladendiebe tut Auf Anfrage der NW, was Aldi gegen Diebstahl in seinen Filialen tue, schreibt das Unternehmen: "Um Ladendiebe dingfest zu machen, setzen wir punktuell in ausgewählten Märkten Ladendetektive ein, so auch in dieser Filiale. Unsere Mitarbeiter schulen wir regelmäßig, wie sie Ladendiebe erkennen und mit der Situation umgehen."

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