Wie sich die Lange Straße entwickelt hat

Spenge. 18 Minuten, erklärt das Navi, ist der Fußgänger auf der Langen Straße in Spenge vom südlichen Kreisel bis zum nördlichen unterwegs. Genau 1.221 Meter, die viel über die Stadt aussagen; die auch an neue und alte Geschichten erinnern. Mit Verweisen auf Spenge im 12. Jahrhundert und einen Raubzug mit Großbrand in der Innenstadt. Spenge.de Der Weg startet mit einem Blick über die kreisrunde Anpflanzung. Mitten drauf eine Edelstahlinstallation und das Stadtwappen. Darunter ein transparent gehaltenes Schild. "Spenge bietet Vielfalt" steht dort in roter Schrift. Auf dem Rahmen ist "spenge.de" ausgestanzt; nicht nur "Spenge", sondern mit ".de". Die Stadt ist auf die Moderne vorbereitet. Und: Im nächsten Jahr gibt's auch eine neue städtische Homepage. Die wird derzeit noch aufwendig vorbereitet. Die Stadt geht mit der Zeit. Und das schon seit Jahren. Spätestens aber seitdem die Lange Straße, die Strecke durch die Innenstadt, wirklich schön gemacht worden ist. Seit Herbst 2017 sieht es auf und an Spenges Mittelachse sehr ordentlich aus. Es hat sich einiges verändert. Umzug Der Blick nach links reicht bis in die Mühlenburger Straße hinein. Dort liegt die integrative Kita Regenbogen. Seit Kurzem ist klar, dass sie umziehen wird. Wohl nicht im nächsten, aber spätestens im übernächsten Jahr. Die Kinder und Angestellten finden dann in Lenzinghausen auf dem Grundstück hinter dem alten Spritzenhaus ihr neues Domizil. Das alte marode Gebäude am Birkenweg wird - nach mehr als einjähriger intensiver Beratung - abgerissen. Nah beieinander Kalt weht der Wind beim Spaziergang Richtung Norden. Beim Blick nach links wird ein neues Haus sichtbar, rechts stehen noch die alten Gebäude. Ein Fahrradhändler, auf der gegenüberliegenden Seite ein Motorradhändler. Die beiden dürften während der Zeit der Corona-Pandemie wohl halbwegs gute Geschäfte gemacht haben. Die Leute konnten ja zeitweise nicht in Urlaub fahren. Weiter geht´s. Der Neubau der Nebenanlagen bei der Grundsanierung der Straße im Jahr 2017 hat sich gelohnt. Die Gehwege sehen prima aus und sind breit genug. Die junge Frau mit Kinderwagen passiert die entgegenkommenden Menschen ganz bequem. Über ihrem Schal wird ein Lächeln sichtbar. Sie ist dick eingepackt. Ihr Kind im Wagen auch. Sie kommt wohl vom Lidl. Vielleicht ist sie auf dem Weg, die restlichen Einkäufe bei Aldi oder Rossmann in der Nähe des südlichen Kreisels zu erledigen. Hier liegt alles nah beieinander. Einweihungsparty Rechts mündet die Poststraße ein. Auch eine zentrale Straße in Spenges Innenstadt. Sie führt in einigen hundert Metern am Blücherplatz vorbei. Dort sind mittlerweile auch die gröbsten Arbeiten abgeschlossen. Spätestens im nächsten Sommer steht hier wohl eine ganz große Einweihungsparty an. Denn auch dieser Platz ist - mit Mitteln des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes, kurz ISEK - komplett saniert. Mit neuem Pflaster, neuer Verkehrsführung und mit Wasserspielen. Ebis Geschichte Zurück zu Langen Straße. Links führt der Weg über die Werburger Straße. Dort sind schon viele Spenger Bürgerinnen und Bürger mit dem historischen Stadtführer Eberhard Groeger entlang geschritten. Mit ihm ging es zu den zahlreichen Punkten in der Innenstadt, die zunächst wenig bedeutsam erscheinen. Die werden dann aber - mit historisch kompetenter Erklärung und dennoch einem deutlichen Augenzwinkern - ganz wichtig für die Stadtgeschichte. "Ebi" Groeger erweckt die Historie Spenges zum Leben. Prägnante Uhr Manche wichtige Entscheidung in der Geschichte der Stadt ist ein paar Meter weiter auf dem Weg nach Norden in dem großen Gebäude rechts getroffen worden. Im Rathaus. Auch das hat sich im Laufe der Jahre optisch verändert. Schon fast zehn Jahre ist es her, dass die Arbeiten zur energetischen Sanierung begannen. Auch der Eingang wurde umgestaltet. Parallel zur Sanierung der Langen Straße wurde auch eine Neugestaltung des großen Parkplatzes diskutiert; aber von der Politik nicht gutgeheißen. Das Geld könne woanders besser investiert werden. Für eine Sanierung der prägnanten Uhr auf dem Rathausdach hatte es im September 2017 aber gereicht. Raubüberfall Schräg gegenüber liegt eine freie Fläche. Die wird bald bebaut. Die Planungen laufen auf Hochtouren. Bis Ostersamstag 2018 stand dort ein historisches Gebäude. Mit Schmuckgeschäft und Bankautomat. Räuber hatten den in der Nacht gesprengt. Und das ganze Haus gleich mit. Es brannte aus. Das dort wohnende Ehepaar Seippel, damals 78 und 73 Jahre alt, kam mit einem ganz großen Schrecken davon. Mit dem Haus wurden auch zahlreiche historisch wertvolle Exponate zerstört. Schon Ludwig Seippels Urgroßvater Carl Friedrich sammelte historische Dokumente. Sein Urenkel Ludwig tat es ihm mit beeindruckender Akribie und einem großen Wissen nach. Ludwig Seippel hatte fast sein ganzes Leben in diesem Haus verbracht. Er starb im März 2020. Alte Spenger 150 Meter weiter nördlich, an der Ecke mit der Bussche-Münch-Straße, liegt die Grundschule Spenge/Hücker-Aschen. Bis Sommer 2020 wurden hier gut zwei Millionen Euro für Schule und OGS verbaut. Die Räume sind mit Serverkabeln und W-Lan zukunftsgerecht ausgestattet und mit einem Aufzug ist die Schule jetzt auch barrierefrei. Direkt gegenüber der Schule ist ein neuer Gebäudekomplex mit Bäcker, Altenwohnungen, Praxen und Kreisjugendamt-Außenstelle entstanden. Beim Bau gab es Verzögerungen. Denn im Oktober 2019 schachteten die Bagger die 3,60 Meter tiefe Baugrube aus. Bevor die Arbeiten begannen, hatten Archäologen einen Blick auf das Gebiet geworfen. Und sie fanden im September 2019 im Boden Belege für eine Besiedlung vermutlich aus dem 12. Jahrhundert. Mindestens zwei – wohl bis zu 8 mal 20 Meter messende – Häuser hatten dort gestanden, wo jetzt wieder zwei große Bauten stehen. Die aktuellen sind mit ihrer Zweieinhalb- bis Dreistöckigkeit aber wesentlich höher. Fast so hoch ist die alte Rotbuche, die vor dem Gebäude auf der Ecke die Bauarbeiten überlebte. Jetzt wird es ruhiger: Der Weg gen Norden zwischen der St.-Martins-Kirche mitsamt Gemeindehaus rechts und dem Friedhof auf der linken Seite zieht sich ganz schön. Vor allen Dingen, wenn der Wind pfeift. Da erheitert den Spaziergänger nur ein von Kindern auf die schmutzige Rückscheibe eines Autos gemaltes Gesicht, das lächelt. "Waschen" steht daneben. Neubürger Der nächste Kreisel führt die Autos rechts Richtung Enger und geradeaus zum übernächsten Kreisel. Die Kreiseldichte an der Langen Straße ist hoch. Rechts stehen bei Oldenbürger viele Autos, links auf dem von der Straße nur wenig entfernten Platz auch. Davor schweift der Blick entlang am Besebach. Der ist nach den Baumaßnahmen in diesem Jahr aus seinem engen Bett befreit und darf wieder mäandrieren; sich also ein wenig schlängeln. Nördlich des Besebaches ist ein neues Baugebiet ausgewiesen. 25 Ein- und Zweifamilienhäuser und zwei Mehrfamilienhäuser sollen dort entstehen. Und eine Brücke über den Besebach Richtung City ist auch geplant. Die Autos der Neubürger könnten von dort aus über die Neuenkirchener Straße auf den nördlichen Kreisel der Langen Straße fahren. Und damit dort entlang, wo der kleine Spaziergang über die Spenger Hauptstraße endet. Es ist übrigens immer noch kalt.

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