Bis 70 Prozent Umsatz-Einbruch: So hart trifft 2G die Gastronomie

Spenge. Seit gerade mal einem halben Jahr ist das "Nobis" in Spenge geöffnet. Und alles lief gut. "Sogar viel besser als erwartet", sagt Thomas Berger, der das Restaurant an der Poststraße gemeinsam mit Mehmet Sezen führt. Seit einigen Tagen jedoch haben auch in der Gastronomie nur noch geimpfte und genesene Menschen Zutritt (2G). Im "Nobis" hat das einiges geändert: Seither würden deutlich weniger Gäste kommen, sagt Berger. "Das war ein fataler Einbruch. Wir haben nur noch 30 bis 40 Prozent vom Umsatz." "Man merkt, dass die Leute auch Angst haben" Die stark rückläufigen Gästezahlen führt er allerdings nicht ausschließlich auf 2G zurück. Er vermutet, dass viele Leute auch wegen der hohen Infektionszahlen davor zurückschreckten, auszugehen. "Man merkt, dass die Leute auch Angst haben." Im "Eishörnchen" an der Engerstraße in Spenge ist der Rückgang ebenfalls deutlich spürbar. Schon an dem Tag, als die 2G-Regel eingeführt worden sei, "haben wir gemerkt, dass 30 bis 40 Prozent der Gäste vorbeigegangen sind", sagt Inhaber Jörg Simnowski, der die Eisdiele gemeinsam mit seiner Partnerin Simone Hanisch führt. So sieht es im "Eishörnchen" aus Dabei hatten die beiden das "Eishörnchen" gerade besonders schön für die Weihnachtszeit hergerichtet, alles festlich beleuchtet und - passend zur Jahreszeit - auch Glühwein und Eierpunsch ins Angebot aufgenommen. "Wir haben für 10.000 Euro Weihnachtssachen eingekauft", sagt Jörg Simnowski. Aus der rückläufigen Besucherzahl haben die Betreiber jedoch Konsequenzen ziehen müssen - und die Öffnungstage reduziert. Nicht mehr täglich, sondern nur noch donnerstags bis sonntags am Nachmittag und frühen Abend hat das Eishörnchen derzeit geöffnet. Eigentlich sei geplant gewesen, ohne Kurzarbeit durch den Winter zu kommen, sagt Simnowski. Aber leider sei das jetzt doch nicht möglich. Umsatzstärkste Zeit Die Corona-Krise lähmt die Gastronomie wieder einmal kurz vor Weihnachten - und damit in der umsatzstärksten Zeit: "Wir hatten schon einige Reservierungen für Weihnachtsfeiern und größere Treffen von Gruppen", erzählt Thomas Berger vom Nobis. "Davon sind nur noch ein, zwei übrig geblieben." Alle anderen Feiern seien weggebrochen. Das ist auch in Ziegenbruchs Gastronomie am Spenger Blücherplatz nicht anders. Der normale Restaurantbetrieb laufe zwar gut und die Nachfrage nach Zweier-, Vierer- oder Sechser-Tischen sei da, sagt Volker Ziegenbruch. Anders sehe das bei Buchungen für größere Gruppen aus. So seien etwa die allermeisten Weihnachtsfeiern schon gecancelt worden. Nach und nach seien sie abgesagt worden. Auch geplante größere Feiern im privaten Raum seien meist gestrichen worden - was zusätzlich Einbrüche bei seinem Catering zur Folge habe, sagt Ziegenbruch. Allein durch den Wegfall dieser größeren Feiern - ob in seinem Restaurant oder im privaten Raum - hätten sie 40 bis 50 Prozent des Umsatzes vom Dezembermonat verloren. Was, wenn 2G plus kommt? Was passiere, wenn 2G plus komme - also wenn sich auch Geimpfte und Genesene vorm Besuch in der Gastronomie testen lassen müssen? "Das wäre eine Katastrophe", meint Simnowski. "Ich glaube, dann kommt niemand mehr. Das käme einem Lockdown gleich." Die Wenigsten hätten wohl Lust, sich für eine Kugel Eis vorher testen zu lassen. Thomas Berger fürchtet ebenfalls, dass sie bei 2G plus "ein ganz großes Problem" haben werden. Auch er glaubt, dass Geimpfte und Genesene kaum dazu bereit wären, zuvor erst noch einen Test machen zu lassen, wenn sie spontan Lust auf Essengehen hätten. Existenzängste Und wenn sogar der Lockdown droht? "Das wäre wieder ein extremer finanzieller Einschnitt. Dann müssen wir wieder an die Reserven gehen", betont Ziegenbruch. Thomas Berger fürchtet im Fall eines Lockdowns sogar um die Existenz des Nobis: "Dann bleibt zu hoffen, dass wir bestehen bleiben", sagt er. Sicher sei das nicht: "Wir sind ja frisch am Markt und haben noch keine großen Rücklagen." Die Frage sei, wie es im Fall eines Lockdowns finanziell weitergehe: "Bekommen wir dann Unterstützung oder sind wir auf uns selbst gestellt? Das bereitet einem Kopfschmerzen. Man weiß nicht, was kommt", sagt Berger. "Nobis" will sich breiter aufstellen Um sich ein weiteres Standbein und eine zusätzliche Einnahmequelle aufzubauen, will das "Nobis" ab sofort auch einen Abholservice anbieten. "Auch ein Lieferservice ist geplant - ab nächster oder übernächster Woche", berichtet Thomas Berger und betont: "Wir hoffen, dass wir damit ein bisschen auffangen können." Das Eishörnchen will erstmal bis zum 19. Dezember eingeschränkt öffnen, danach wieder täglich. Jörg Simnowski hofft, dass am 23. Dezember auch der geplante "Budenzauber" stattfinden kann. Eine Art "Blau unterm Baum" in Spenge solle das werden, sagt er. Das Event mit Glühwein, Eierpunsch und Pflaumen-Willi am Tag vor Heiligabend wollten sie erstmals anbieten - in der Hoffnung, dass es zu einer neuen kleinen Tradition in Spenge werde.

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