Werburg-Museum legt fulminanten Neustart hin

Enger. Während des Lockdowns war auch das Werburg-Museum monatelang stillgelegt. Seit Juli läuft der Betrieb wieder. Und die Einrichtung hat einen fulminanten Neustart hingelegt. Was Borten, Broschen und Reifröcke damit zu tun haben und wie das Museum künftig noch mehr Menschen erreichen möchte. Schon seit Juni - also seit ein paar Wochen vor der eigentlichen Museums-Wiedereröffnung - zeigt der Engeraner Horst Raack seine fantasievollen Kostüme im Stil des Rokoko und Barock in einer Sonderausstellung des Museums in der Werburger Scheune. Mit seinen fantastischen Kreationen hat er bereits mehrfach den internationalen Kostümwettbewerb beim Karneval in Venedig gewonnen. Fantasievolle Kostüme Und in der Tat: Seine Kostüme könnten fantastischer nicht sein. Da gibt es Reifröcke, die so breit sind, dass die Dame damit nur schräg durch die Tür passt. Andere Roben sind überladen mit Spitzen, Broschen, Borten - und so mancher Spielerei. "Es ist die bislang erfolgreichste Sonderausstellung des Museums", sagt Hans-Peter Tietze vom Werburg-Verein. "Rund 1.260 Besucher haben sie schon gesehen." Allein am vergangenen Sonntag kamen fast 150 Gäste. "Da haben die Leute Schlange gestanden." Im Schnitt seien jeden Sonntag zwischen 60 und 80 Besucher gekommen. "Mit so einem Andrang hatten wir nicht gerechnet", sagt Tietze und der Vereinsvorsitzende Werner Best ergänzt: "Das steigerte sich von Wochenende zu Wochenende." Besucher selbst aus dem Ruhrgebiet Um einen Blick auf die venezianischen Kostüme zu werfen, seien einige Besucher von weit her angereist: "Wir hatten sogar schon Gäste aus dem Ruhrgebiet", sagt Best. Ob des großen Andrangs ist die Ausstellung "Triumph in Venedig" jetzt verlängert worden bis zum 8. November. Der Eintritt dafür ist - wie im Museum auch - weiterhin frei. Hans-Peter Tietze glaubt, dass die Sonderausstellung bis Anfang November sogar die Besuchermarke von 2.000 knacken könnte. "Wenn es so weitergeht bestimmt", sagt er lachend. Auch die Dauerausstellung im Museum profitiert Der große Erfolg der Schau hat auch Auswirkungen auf die Dauerausstellung des Museums im benachbarten Herrenhaus. Auch hier sind die Besucherzahlen nach oben geklettert: Denn viele, die sich Raacks venezianische Kostüme anschauen, besuchen davor oder danach auch das Werburg-Museum. Etwa 40 Prozent der Sonderschau-Besucher seien das gewesen, sagt Tietze. Dazu kämmen noch einmal knapp 280 Gäste, die sich seit Wiedereröffnung nur das Museum selbst angeschaut hätten. Erfreulich sei auch die Entwicklung im Café: "Der Umsatz ist hier um 20 Prozent gestiegen." Horst Raacks Kostüme ziehen nach dem 8. November weiter: Ein Teil seiner Kreationen wird dann in Vlotho zu sehen sein. "Und 2022 wird es eine große Ausstellung im Weserrenaissance-Museum in Brake geben", kündigt Raack an. Museum entwickelt neue Konzepte Um auch nach Ende der Sonderausstellung neue Besucher für das Werburg-Museum zu begeistern, will der neue Museumspädagoge Marcus Coesfeld unter anderem neue Digitalisierungskonzepte entwerfen. Unter anderem will er die Social-Media-Präsenz des Museums erweitern. "Wir haben jetzt zum Beispiel auch einen Instagram-Account, der sehr gut angenommen wird", sagt er. "Nach nur drei Wochen haben wir da fast 250 Follower." Und er möchte ein neues Angebot für die Sekundarstufe I an Schulen anbieten. Bisher hätten sich die Schüler in den Klassen 5 und 6 nach den Kernlehrplänen in NRW mit der Steinzeit beschäftigt, sagt er. Um die Thematik zu vertiefen, hätten sie - passend zu dieser Epoche - entsprechende außerschulische Lernorte besucht. Allerdings sei die Steinzeit nun aus den Kernlehrplänen herausgefallen. Neues Angebot für Schulen Coesfeld hofft, das Augenmerk der Schulen daher mehr auf jene Zeit lenken zu können, die das Werburg-Museum abbildet: das Spätmittelalter und die frühe Neuzeit. "Wir bieten den Schulen ein individuell auf sie zugeschnittenes Programm an - das ist eine Besonderheit", sagt er. Gesamtschulen und Realschulen aus der näheren Umgebung, in deren Kernlehrplänen bislang die Steinzeit gestanden habe, habe er bereits angeschrieben. Museum, Sonderausstellung und Café sind jeweils sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

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