Wie Spenges Bürgermeister mit der AfD umgehen will

Herr Dumcke, welche Projekte stehen 2020 in Spenge auf dem Plan? BERND DUMCKE: Gleich eine ganze Liste. Unter anderem werden wir das denkmalgeschützte Hühnerhaus im Katzenholz sanieren. Für das Projekt gibt es eine Förderung vom Land in Höhe von 360.000 Euro. Aber 90.000 Euro nehmen wir dafür auch noch selbst in die Hand. Zeitig im Frühjahr möchten wir mit den Arbeiten beginnen und hoffen, dass wir zum Jahresende fertig sind. Außerdem bauen wir einen Retentionsbodenfilter für 3,5 Millionen Euro - ein Projekt, mit dem die Wasserqualität des Mühlenbachs verbessert werden soll. Und wir wollen - ebenfalls im Frühjahr - das Dach der Mehrzweckhalle in Lenzinghausen für eine deutlich sechsstellige Summe sanieren. Dort regnet es immer wieder rein. Auch mit der Sanierung der Windmühle in Hücker-Aschen wollen wir auf jeden Fall in diesem Jahr loslegen. Ein Projekt, über das die Kommunalpolitik ausgiebig diskutiert hat, ist die Umgestaltung des Blücherplatzes. Für Sie ein Prestigeprojekt? DUMCKE: Ein Prestigeprojekt würde ich es nicht nennen. Ich sehe die Umgestaltung des Blücherplatzes eher in einem Gesamtzusammenhang. In den vergangenen zehn Jahren haben wir viele Dinge angeschoben und umgesetzt, die Spenge attraktiver gemacht haben. Die Lange Straße gehört dazu und der Blücherplatz wird auch dazu gehören. Meine Erwartung ist nicht, dass wir auf dem Platz künftig immerzu Menschenmassen haben werden. Aber die Umgestaltung bedeutet eine Steigerung der Attraktivität und hilft, dass wir auch von außen als interessante Stadt wahrgenommen werden. Das ist wichtig, denn wir haben jedes Jahr mehr Todesfälle als Geburten - dadurch schrumpft Spenge. Es muss uns also gelingen, mehr Zuzüge als Wegzüge zu haben. Wann rollen die Bagger am Blücherplatz an? DUMCKE: Das hängt davon ab, wann wir den Förderbescheid bekommen. Bei dem finanziellen Volumen - das Projekt wird etwa 1,8 Millionen Euro kosten - kommen außerdem noch aufwendige Ausschreibungen dazu. Daher kann ich noch nicht sagen, ob es schon in diesem Jahr losgehen kann. Um neue Bürger nach Spenge zu locken - gerade auch junge Familien - braucht es Baugrund. Am Lerchenweg vermarktet die Kommune aktuell zehn Grundstücke. Die Nachfrage ist aber deutlich größer als das Angebot. Will die Stadt in diesem Jahr weitere Grundstücke auf den Markt bringen? DUMCKE: Das würden wir gerne, aber das ist schwierig. Die Flächen, die dafür nach dem Flächennutzungsplan noch in Frage kommen, sind ausschließlich im Privateigentum - eigene Flächen haben wir nicht. Ein privates Bauprojekt mit fast 20 Wohneinheiten ist jetzt aber noch an der Dorfstraße geplant - den Erschließungsvertrag gibt es da schon seit einem Jahr. Und ich hoffe, dass wir auch das Wohngebiet an der Bielefelder Straße mit mehr als 40 Wohneinheiten hinbekommen. Den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan haben wir, und wir werden das weiter vorantreiben. Alles andere ist aber Sache des Erschließungsträgers. In diesem Jahr sollen auch Fuß- und Radwegeverbindungen im Zentrum überarbeitet werden. Ein Projekt aus dem Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK), das etwa 700.000 Euro kosten und zu 70 Prozent gefördert wird. DUMCKE: Ja, auch das steht auf dem Plan. Es gibt einige Wegeverbindungen im Zentrum, die in die Jahre gekommen sind - von der Langen Straße hoch zur Charlottenburg oder zum Martinsstift, um zwei Beispiele zu nennen. Diese Wege möchten wir für Fußgänger und Radfahrer durch eine spezielle Asphaltierung aufwerten, so dass sie besser wahrgenommen und genutzt werden. Die Regenbogen-Gesamtschule ist schon seit mehr als einem Jahr digital unterwegs. Wie steht es um die Digitalisierung der Grundschulen? DUMCKE: Alle Grundschul-Standorte haben wir im vergangenen Sommer komplett verkabelt und mit WLAN ausgestattet. In diesem Sommer sollen die digitalen Medien kommen. Konkret heißt das: Wie schon an der Gesamtschule wird es auch an allen Grundschul-Standorten Touchscreen-Monitore geben, sodass der digital gestützte Unterricht dort vom kommenden Schuljahr an beginnt. Wie wichtig ist die Digitalisierung der Schulen? DUMCKE: Für mich ist das eine Frage von zeitgemäßer Unterrichtspädagogik. Kinder leben heute aktiv in der digitalen Welt. Es wäre vorsintflutlich, wenn wir sie jeden Morgen wieder in eine Kreidewelt zurückversetzen. In Spenge sind wir früh mit der Digitalisierung der Schulen - zunächst der Gesamtschule - gestartet, sodass wir da heute deutlich weiter sind als manch andere Kommune. Ich würde sogar sagen, wir sind Vorreiter. Im September sind Kommunalwahlen. Sie haben bereits angekündigt, noch einmal kandidieren zu wollen. Wie schätzen Sie Ihre Chance auf Wiederwahl ein? DUMCKE: Die ist schwer einzuschätzen. Ich bin SPD-Mitglied und werde das auch bleiben - trotz der Umfragewerte der Partei. Was ich persönlich den Menschen anbieten kann, ist, dass ich auch weiterhin engagiert für sie arbeiten werde, wie schon in den letzten zehn Jahren, in denen sich in Spenge einiges getan hat. Die CDU will ausloten, ob sie mit anderen Ratsfraktionen einen gemeinsamen Gegenkandidaten aufstellen kann. Das könnte dann eng werden für Sie, oder? DUMCKE: Eng werden kann es immer. Die Menschen haben die Wahl und ich bin nicht so überheblich zu sagen, diese Wahl kann nur für mich gut ausgehen. Glauben Sie, dass die AfD in Spenge in den Rat einzieht? DUMCKE: Schwer einzuschätzen. Im Moment wissen wir noch nicht einmal, ob die Partei in Spenge überhaupt antritt. Schaut man sich die Ergebnisse vergangener Wahlen - etwa der Landtagswahl - an, so hat die AfD in Spenge nicht gerade geringe Stimmanteile bekommen. Fürchten Sie einen möglichen Einzug der Partei? DUMCKE: Fürchten wäre das falsche Wort. Was mich bewegt, ist eher die Frage, warum hat sich unsere Gesellschaft zu einer so unzufriedenen entwickelt? Wir leben ja in einem grundsätzlich wohlhabenden Land. Wie würden Sie damit umgehen, wenn die Partei künftig im Spenger Stadtparlament sitzt? DUMCKE: Demokratisch.

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