Spenge

Die Röteteiche in Bardüttingdorf sind ein Domizil für Laubfrösche

Dorfserie: Teiche an der Düttingdorfer Straße zeigen viele Spuren der Geschichte. Heute haben sich hier seltene Amphibien, Vögel und Pflanzen angesiedelt

Sonnenbad: Ein Laubfrosch auf einem Brombeerblatt an den Röteteichen. | © Andreas Sundermeier

Karin Wessler
06.06.2017 | 06.06.2017, 11:00

Spenge-Bardüttingdorf. Seit vielen Jahren stehen die Röteteiche an der Düttingdorfer Straße unter Naturschutz. Hier leben die seltenen Laubfrösche, sie haben diesen Bereich vor rund 30 Jahren für sich erobert und ihr Domizil gefunden. „Diese Röteteiche sind ein einzigartiges Biotop", weiß Klaus Eggert, der sich sehr für den Erhalt dieses Teichsystems und die Amphibien eingesetzt hat.

Es sei etwa zu den „Zeiten des Mauerfalls im Jahr 1989" gewesen, als die recht zugewachsenen Teiche an der Düttingdorfer Straße frei geschnitten und die vielen hohen Pappeln abgeholzt wurden. „Die Bäume waren damals nicht mehr standfest und eine Gefahr für die Menschen", erinnert sich Eggert. Kaum war dies geschehen, siedelten sich hier die kleinen grünen Laubfrösche an, deren Balzgesang oft weithin zu hören ist. „Die Tiere hatten dort Sonne und Licht, das Wasser war sauber, wie sie es mögen", sagt Eggert. „Und es gab viele Brombeersträucher, die lieben sie auch." Vor der Abholzung seinen die Pappeln zu hoch gewesen und hatten das Wasser beschattet. „Die Laubfrösche haben sich seither gut entwickelt."

Erläuterungen zum Flachsanbau: Klaus Eggert vor einem entsprechenden Schild, das schon lange an den Röteteichen an der Düttingdorfer Straße steht. - © Karin Weßler
Erläuterungen zum Flachsanbau: Klaus Eggert vor einem entsprechenden Schild, das schon lange an den Röteteichen an der Düttingdorfer Straße steht. | © Karin Weßler

Die Balz läuft etwa von Mitte April bis Mai/Juni und hängt auch von der Witterung ab. „Bei Einsetzen der Dämmerung legen die Tierchen los." Aber sie sind nur dann aktiv, wenn es ein lauer Abend ist. „Wind etwa mögen sie gar nicht", weiß der Amphibien-Fachmann. „Und in einem kalten Frühjahr sind die Laubfrösche auch nicht so aktiv."

Neben den Laubfröschen sind an den Röteteichen viele Vogelarten heimisch geworden. „Es gibt hier eine Vielzahl unterschiedlicher Arten", hatte der Naturfreund schon vor einigen Jahren beobachtet. „Eisvogel und Mönchsgrasmücke gibt es hier ebenso wie auch alle Meisenarten." Auch Gänse, Enten und Wasserhühner sind immer wieder da.

Rote Liste und Entengrütze

Auf dem Wasser der Röteteiche – oder Hainteiche, wie sie auch genannt werden – gedeihen auch Wasserlinsen, die zu den gefährdeten Arten gehören und auf der „Roten Liste" stehen. Der Biologe Carsten Vogelsang verschaffte sich bereits einen Überblick über das dortige Vorkommen der Pflanzen, die im Volksmund „Entengrütze" genannt werden. Grund: Der Biologe hilft dabei, die „Rote Liste" fortzuschreiben. „Das ist wissenschaftliche Arbeit", betont der Spenger.

Blütezeit des Flachanbaus

„Es gibt viele Spuren der Geschichte in Bardüttingdorf – und die Röteteiche gehören dazu", betont Klaus Eggert. Vor über 200 Jahren wurden sie für die Flachs- und Leinverarbeitung benötigt. Im Wasser wurden die geernteten Pflanzen zwei Wochen lang eingeweicht, das erleichterte die Gewinnung der Fasern. Etwa 1820 sei die Blütezeit des Flachsanbaus gewesen – die Blütezeit der Weber. Ab 1840/50 wurde der Flachs verstärkt industriell verarbeitet. Ende des 19. Jahrhunderts verloren die Röteteiche ihre Bedeutung. Nach dem Zweiten Weltkrieg pflanzten die Besitzer rundherum Pappeln an. „Das ist ein schnell wachsender Baum, das Holz kann nach einer Generation geerntet werden", weiß Eggert. Nach dem Krieg sei Bauholz benötigt worden.

Lauschig: Auch die sogenannte „Entengrütze“ fühlt sich auf den Röteteichen wohl. - © Mareike Patock
Lauschig: Auch die sogenannte „Entengrütze“ fühlt sich auf den Röteteichen wohl. | © Mareike Patock

Ende der 80er Jahren mussten viele Pappeln gefallt werden, weil sie nicht standsicher waren. „Sie waren rund 35 Meter hoch und hatten einen Umfang von gut und gerne 70 Zentimetern."

Heimatfreunde kümmern sich

Heimatfreunde kümmern sich – in Zusammenarbeit mit dem Kreis Herford – um die Pflege der Teiche und haben sie auch schon mal entrümpelt. „Da lag viel Abfall drin, sogar Munition aus dem Weltkrieg."

Klaus Eggert findet dieses System mit seinen insgesamt 21 Teichen „einmalig". Er betont: „In dieser Form sind wohl kaum andere Gewässer vorhanden. Und auf dem Laubfrosch, da baut sich viel auf in Bardüttingdorf."