Digitale Techniker für Spenger Schulen

Spenge. Kreide und Schwamm waren gestern. Im Klassenzimmer von morgen werden solche Utensilien nicht mehr gebraucht. Wohl aber schnelle Internetverbindungen, WLAN, digitale Stifte, Beamer und hoch sensible Touchscreen-Oberflächen. Der Unterricht der Zukunft - an der Spenger Regenbogen-Gesamtschule könnte er schon bald Realität werden. Im Musikraum der Schule gibt es seit Kurzem keine herkömmliche Tafel mehr, sondern ein sogenanntes interaktives Whiteboard. "Eine Demo-Version, die die Schule zu Testzwecken angeschafft hat", sagt Schulleiter Hartmut Duffert. An dem Board steht gerade Christian Tempelmann von der Firma VS, die die virtuelle Tafel installiert hat. Den Mitgliedern des Spenger Schulausschusses zeigt er an diesem Nachmittag, was mit der neuen Technik alles möglich ist. Das Whiteboard sei im Grunde eine Kombination aus herkömmlicher Tafel und interaktivem Projektor, sagt er. Mit speziellen Stiften könne man Vokabeln oder knifflige Gleichungen auf die Tafel schreiben - ganz herkömmlich wie bisher auch. Das Besondere aber: Aus dem Whiteboard kann man auch eine riesige Desktop-Oberfläche machen. Mit einem Beamer wird dafür die Benutzeroberfläche eines normalen Computers auf das Board projiziert. Jedes beliebige Programm lässt sich dann auf der virtuellen Tafel öffnen. Dafür tippt man es einfach mit dem Finger an - genauso wie etwa auf dem Smartphone. Das Board lässt sich aber auch mit digitalen Stiften oder einfach nur mit dem Finger beschreiben. Praktisch daran: Mit einem Klick kann man die Tafelbilder speichern - und in der nächsten Stunde ganz einfach noch mal aufrufen, wenn man sie braucht. Die neue Technik in den Klassenzimmern ist das eine. Ziel ist jedoch langfristig die voll vernetzte Schule - die "Gesamtschule 4.0: "Wir möchten hier eine digitale Lernumgebung installieren", sagt Duffert. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass Lerninhalte auf einen zentralen Schulserver gespielt werden und von den Schülern auch von Zuhause aus mit ihrem eigenen Tablet oder Laptop abgerufen werden können. Wie sich die digitale, voll vernetzte Zukunft der Schule im Einzelnen ausgestalten lässt, darum kümmert sich seit dem Frühjahr das Projektteam "Gesamtschule 4.0". Die Schulleitung sitzt in der Arbeitsgruppe, aber auch Vertreter der Stadtverwaltung. "Momentan befinden wir uns hier noch in der digitalen Steinzeit", sagte Schulleiter Duffert. Das WLAN sei sehr schlecht und auch nicht in allen Unterrichtsräumen verfügbar. Auch die Computer-Arbeitsplätze seien begrenzt. Außerdem sei es bislang nicht möglich, dass die Schüler ihre eigenen Endgeräte - zum Beispiel Tablets - nutzen könnten. "Das kann es nicht sein", sagte Duffert. Auf Wunsch der Arbeitsgruppe sollen alle Klassenzimmer mit einem interaktiven Whiteboard ausgestattet werden. Dafür sollen 50 solcher Systeme angeschafft werden. Kostenpunkt laut Fachbereichsleiter Karsten Heidbrink: rund 215.000 Euro. Außerdem brauche es unter anderem neue Software und das Gebäude müsse komplett neu verkabelt werden. Unterm Strich würden sich die geschätzten Gesamtkosten daher auf rund 500.000 Euro belaufen. Zwar sind die Kassen der Stadt Spenge leer, dennoch gibt es gute Chancen, dass das Projekt realisiert werden kann. Denn das Land hat ein zwei Milliarden Euro schweres Investitionsprogramm für die Schulen in NRW angekündigt. Nach welchem Schlüssel die Mittel auf die Kommunen verteilt werden, steht laut Verwaltung zwar noch nicht fest. Auch Bürgermeister Bernd Dumcke vermag noch nicht zu sagen, wie viel des Geldes letztlich bei der Stadt Spenge landen wird. Er hofft jedoch, dass es ein erkleckliches Sümmchen sein wird. Für die Aufnahme von Flüchtlingen habe das Land auch ein Förderprogramm für die Kommunen in Höhe von zwei Milliarden Euro aufgelegt gehabt. "Und damals sind 1,7 Millionen Euro in Spenge angekommen." Die Politiker votierten einstimmig dafür, das Projekt "Gesamtschule 4.0" weiter auszuarbeiten. "An vielen Schulen ist das heute der Ist-Zustand", sagte Claudia Kröger (Grüne). "Es ist wichtig und angesagt, dass wir da einsteigen", betonte auch Anke Fuchs (UWG). "Der Weg ist richtig", fand auch Rainer Kalla (FDP). "Ausschließlich Kreidepädagogik zu machen, ist nicht mehr der Stand der Zeit."

Meistgelesen