Spaziergang in Lenzinghausen: Heinz Schlüter führt durch die jüngere Geschichte des Dorfes

Lenzinghausen. Wer mit Heinz Schlüter, dem &bdquo;alten" Lenzinghausener Pfarrer, durchs Dorf spazieren geht, braucht Zeit. Auf dem Weg von Wefing bis zur Schule sprechen ihn kurz vor Mittag viele Menschen an, grüßen ihn, halten einen kurzen Klönschnack. NW-Redakteur Andreas Sundermeier nahm sich gern diese Zeit und wurde mit vielen Geschichten und Erinnerungen belohnt. Denn: Schlüter kennt sich aus. &bdquo;Früher hieß es hier an der Heinrichshöhe: Wir gucken mal zu denen in Spenge runter." Und dann schaut er nach links rüber: &bdquo;Da auf der Wiese, das sollte mal ein Supermarkt – ich glaube eine Jibi oder ein Aldi – entstehen. Aber daraus wurde nichts." Und: &bdquo;Die Straße rauf und runter war früher bestückt mit vielen Geschäften. Da vorne Eisenwaren Griese, dann eine Kohlenhandlung, daneben ein Bettengeschäft, da drüben die Tankstelle Heidemann. Das alles hat sich sehr verändert." Der Pastor hat nicht alles, was er erzählt, selbst gesehen. &bdquo;Aber ich habe in meiner Zeit als Pfarrer viele Gespräche geführt. Und daraus viel gelernt." Schlüter (70) war von 1995 bis 2010 Pfarrer in Lenzinghausen. &bdquo;Der frühere Rektor der Schule, Illing, sagte immer: In den nächsten 50 Jahren wir sich mehr verändern als in den 500 Jahren davor. Und er hat Recht gehabt." An der Werther Straße angekommen schaut sich der Pastor um und sagt: &bdquo;Sehen Sie mal, nach dem Krieg gab es hier über 100 Bauernhöfe. Heute sind es noch drei landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe. Pastor Thimme, früher in Lenzinghausen und später Präses von Westfalen, hat hier noch als Über-80-Jähriger gepredigt und gesagt: Mir krampft sich das Herz zusammen ob der vielen gestorbenen Höfe." Der Spaziergang führt vorbei am früheren Konsum Brennemann, am heutigen Lotto-Toto-Laden und altem Schreibwarengeschäft Herbert Helling und am ehemaligen Geschäft des Schlachters Kronsbein. Derweil grüßt Schlüter drei Lenzinghausener. &bdquo;Und dies hier war" – Schlüter weist nach rechts – &bdquo;’ne Tischlerei". An der Einhauskreuzung: &bdquo;Hier haben sich die Sparkasse und die Volksbank zusammengetan und betreiben ein Terminal. Da gibt es wenigstens noch Bargeld." Was machen die alten Leute? &bdquo;Die sind auf ihre Enkel angewiesen, dass die sie nach Spenge bringen." "Hier ist noch ein richtiges Dorf" An der Werther Straße schaut Schlüter über die Gärten und die Häuser in erster und zweiter Reihe. Er sinniert: &bdquo;Ich denke, das ist hier noch ein richtiges Dorf. Gerade auch, weil hier durch die vielen Siedlungen etwas gewachsen ist. Das begann in den 50er Jahren mit der Wiesenstraße, der Mittelstraße, der Blumenstraße und nicht zuletzt mit der Jahnstraße." Und wieder grüßt Schlüter eine Frau freudig zurück: &bdquo;Hallo, Morgen. Wir müssen uns mal wieder unterhalten. Grüß Wilfried." Es geht vorbei am ehemaligen Laden des Schusters Griese. Kurz vor dem blauen Hinweisschild mit dem weißen Schülerlotsen kommt Schlüter auf die Siedlungsentwicklung zurück: &bdquo;In Lenzinghausen waren die Bauaktivitäten riesig. In den 50ern gab es so um die 500 bis 800 Einwohner. " Schlüter blickt in die Dorfstraße: &bdquo;Hier gab es früher noch Industrie: Kruse-Saaten, die Firma Meißner und die Möbelfabrik Schmidt. Dadurch stand Lenzinghausen auch finanziell ganz gut da." Ein paar Meter und Denk-Sekunden weiter: &bdquo;Genau wie hier; hier hat der Bauer Bobbenkamp sein Land verkauft. Dadurch wurde der Ausbau Lenzinghausens erst möglich. Und hier haben die Lenzinghausener Kinder gebaut. Dadurch, dass die hier wohnen, gibt es eine eigene Identität. Lenzinghausen ist keine Schlafstadt." Und diese Identität finde sich auch auf der anderen Straßenseite wieder: beim Weg in die Turnerstraße. &bdquo;Hier sind die Lenzinghausener zur Schule gegangen. Hier kennen sie sich. Und hier haben sie auch mit viel Eigenarbeit die Feuerwehr und das BBZ aufgebaut."

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