Spenge. Woll- und Filzmützen in der Sauna, "Vampire des Nordens", ein Reisepass in Form eines Daumenkinos, das Mökki und ausschließlich unverdünnter Alkohol - das ist Finnland. Bernd Gieseking brachte es den 270 Besuchern in der Aula der Grundschule näher. Auf seine ihm eigene Weise und der humoristischen Kombination aus Lesung und Kabarett unter dem Titel "Finne dich selbst".
Der Ursprung des besonderen Reiseberichtes: "Wi führt düssen Sommer noh Finnland. Wi wellt Axel beseuken." Mit diesen plattdeutschen Worten von Giesekings Eltern fing alles an. Das war es also mit dem traumhaften Sommerurlaub in Bali - "Hei hei" Finnland. Von Minden-Kutenhausen ging es mit einem gebrauchten Volvo Kombi zu seinem Bruder nach Lahti, der sich in Spanien in die Finnin Viivi verliebt hatte und von heute auf morgen nach Finnland ausgewandert war.
Ein Glück - denn die drei verrückten Wochen im Juli 2012 haben ihn im übertragenen Sinne auf die Bühne der Grundschul-Aula gebracht, auf der er gut zweieinhalb Stunden lang erklärte, was typisch finnisch ist. Vorne weg: die Sauna. "Sie ist für die Finnen essentiell. Er kann auf Frau und Fusel verzichten, aber nicht auf seine Sauna", erklärte Bernd Gieseking schmunzelnd.
Eine zufällige Begegnung mit Susanne aus München brachte auch den Ostwestfalen zum Schwitzen - und das obwohl "Bizeps und Bauch in einem ungünstigen Verhältnis standen". Doch die Überwindung lohnte sich. Denn Woll- und Filzmützen in der Sauna - das gibt es wohl nur in Finnland.
Mindestens auf Platz zwei dieser "finnischen Charts" steht der Alkohol. Da dachte Bernd Gieseking, er sei mit trinkfesten Ostwestfalen unterwegs und dann verlangte Mama Ilse nach einem Alster. "Dafür war der Finne nicht gemacht", sagte er. Sprudel im Bier? Alkohol verdünnen? Für ein Getränk brauchte es selten so viele - mehr oder minder geglückte - Überredungskünste wie in dieser finnischen Bar.
Außerdem einmalig sind die Innovationen dieses Landes: beispielsweise ein Kaffeeautomat, der den Becher nicht bis zum Rand füllt, damit noch Milch hineinpasst oder der Abtropfschrank direkt über der Spüle. Wozu noch Geschirr abtrocknen? "Die Finnen sind findig im Erfinden", kommentierte Gieseking kess. Sie machen sich das Leben einfacher.
Für den Kabarettisten sind sie "die letzten Cowboys Europas". Einzig und allein die Sprache und die Mücken erschweren das Leben in Finnland: Im Finnischen wird alles in Form von Suffixen angehängt und es gibt 15 grammatische Fälle. "Die braucht man nicht alle. Einige sind nur für alle Fälle", scherzte Gieseking, der inzwischen sieben Mal in Finnland war.
Niemals vergessen wird er vermutlich die Begegnung mit den Mücken, die er aussagekräftig als "Vampire des Nordens" bezeichnete: "Sieben auf einen Streich war überhaupt kein Problem. Das ganze Land steht voller Schilder, die vor Elchen warnen - aber kein einziges warnt vor Mücken."
Fest steht: Diese erste und die vielen weiteren finnischen Abenteuerreisen haben Gieseking geprägt. Er schwärmte von dem Land und steckte das Publikum in der Grundschul-Aula mit seiner Begeisterung an. "Ich war selbst schon da", erklärte Peter Weil aus Spenge. "Ich habe Vieles wiedererkannt - beispielsweise die Gastfreundschaft. Außerdem können die Landschaften tatsächlich sehr einsam sein, während Helsinki wiederum sehr voll ist. Und dass Finnen trinkfest sind, kann ich auch bestätigen. Ich erinnere mich noch an fünf Liter Kanister aus früheren Zeiten", verriet er grinsend. Auch Karin Hartmann, ebenfalls aus Spenge, war absolut begeistert. "Ich kann Platt zwar nicht sprechen, aber sehr gut verstehen. Sein ganzes Programm bringt er sehr locker und mit viel Humor herüber."