Strafanzeige gegen Chef von Küchenfirma im Kreis Herford erstattet

Rödinghausen. Die wirtschaftliche Krise bei Störmer-Küchen wird ein Fall für Polizei und Justiz. Klaus Pahde aus Herford, der den Betriebsrat des Küchenherstellers anwaltlich vertritt, hat sich am Dienstag an die Behörden gewandt. &bdquo;Der Betriebsrat hat beschlossen, dass ich für den Betriebsrat eine Strafanzeige wegen Insolvenzverschleppung erstatten soll“, sagt der Jurist. Die Belegschaft ist darüber am Dienstagnachmittag in einer E-Mail durch den Betriebsratsvorsitzenden Martin Riepe informiert worden. Nach Pahdes Einschätzung sei der Vorstandsvorsitzende der Störmer AG, Michael Cox, verpflichtet gewesen, einen Insolvenzantrag zu stellen, weil das Unternehmen zahlungsunfähig ist. &bdquo;Das ist dadurch deutlich geworden, dass die Löhne und Gehälter nicht bezahlt worden sind“, sagt der Anwalt. Löhne und Gehälter nicht bezahlt Die Gelder für den April sind noch an die Belegschaft überwiesen worden, auf die Gehälter und Löhne für Mai warten die Mitarbeiter aktuell immer noch. Dennoch hat der Vorstandsvorsitzende kein Insolvenzverfahren beantragt. Vorsätzliche Insolvenzverschleppung kann mit einer Geldstrafe, aber auch mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft werden. Es ist aber nicht nur die Störmer-Belegschaft, die unter den wirtschaftlichen Schwierigkeiten leidet. Die Krise beim Küchenhersteller weitet sich auf andere Unternehmen aus. Wie die Neue Westfälische erfahren hat, sind Rechnungen von zahlreichen Zuliefern, Vermietern und Dienstleistern seit Monaten nicht oder nur teilweise bezahlt worden. Die finanziellen Probleme beim Küchenhersteller bringen möglicherweise gleich mehrere Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Droht ein Domino-Effekt? Existenz von Zuliefer bedroht Ein wichtiger Zulieferer der Störmer AG, der seinen Sitz im Kreis Herford hat, wartet auf Gelder im sechsstelligen Bereich, wie die NW erfahren hat. Die Forderungen sind mittlerweile so hoch, dass die Existenz des Betriebes gefährdet ist. Eine Zahl von Arbeitsplätzen im zweistelligen Bereich ist in Gefahr. Auf Gelder wartet auch der Vermieter einer Immobilie in Enger, wo Störmer Vorprodukte herstellen lässt. Hier sollen die Rechnungen seit Monaten nicht oder nur teilweise gezahlt worden sein. Gleiches gilt für die Hauptimmobilie des Unternehmens in Rödinghausen. Hier sollen seit April Miet- und Nebenkosten im niedrigen sechsstelligen Bereich offen sein. So sollen auch die Leasingraten für Maschinen, die Störmer zwischenzeitlich an ein Unternehmen aus Hamburg verkauft und wieder angemietet hat, zuletzt nicht mehr gezahlt worden sein. Um die Bezahlung der offenen Forderungen bangen auch ein Telekommunikationsunternehmen sowie ein Energielieferant. Die Abstellung des Stroms und der Telefonanschlüsse droht jeden Tag. Wie die Redaktion erfahren hat, sollen alle fünf Unternehmen ihre Verträge mit dem Küchenhersteller gekündigt haben. Alle Artikel zum Thema finden Sie hier. Auf Anfrage nicht geantwortet Die Redaktion hat die Störmer AG am Dienstagmorgen per E-Mail um eine Stellungnahme und um die Beantwortung einiger Fragen gebeten. Der Küchenhersteller hat sich in der Vergangenheit nicht geäußert und auch diese gesetzte Frist verstreichen lassen. Bis Redaktionsschluss ist keine Antwort aus Rödinghausen eingetroffen. Ein Kommunikationsproblem soll auch innerhalb des Unternehmens bestehen. Der Kontakt zu den Investoren aus Berlin soll schwierig sein, heißt es aus dem Umfeld von Störmer. Der Vorstandsvorsitzende Michael Cox soll seit Anfang Juni für Führungskräfte aus Rödinghausen nicht erreichbar sein. Hauptaktionär des Küchenherstellers ist ein Unternehmen mit dem Namen Niu Invest aus Berlin, dessen Geschäftsführer auch Cox ist. Die Firma, die ihre Büros unweit des schicken Kurfürstendammes in einem Hochhaus hat, hält laut einem aktuellen Auszug des Handelsregisters 60 Prozent der Störmer-Anteile. Die restlichen 40 Prozent hielt zuletzt der ehemalige Störmer-Aufsichtsratsvorsitzende Christoph Fughe. Laut einer Mitteilung, die Niu Invest an Kunden verschickt hat, hieß es zuletzt, &bdquo;dass die Störmer AG und Herr Christoph Fughe gemeinsam beschlossen haben, zukünftig getrennte Wege“ zu gehen. Der &bdquo;Trennungsprozess“ soll aktuell laufen. Inwieweit er abgeschlossen ist, lässt sich nicht verifizieren. Fughe will sich gegenüber der NW nicht äußern. Wer steckt hinter dem Investor? Hinter Niu Invest steckt die luxemburgische Firma Caner S.A., die alle Aktien des Unternehmens hält – und damit der Immobilien-Investor Cevdet Caner aus Österreich. Die Wirtschaftswoche beschreibt den 49-Jährigen in einem Artikel aus dem Jahr 2021 als &bdquo;Geschäftsmann mit zweifelhaftem Ruf“. Das Handelsblatt nennt ihn einen der &bdquo;umstrittensten Berater in der deutschen Immobilienwirtschaft“. Caner soll unter anderem in Monaco und London leben und sorgte zuletzt im Umfeld des milliardenschweren Immobilienkonzerns Adler für Schlagzeilen.

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