Wenige Väter nehmen den Großteil der Elternzeit: Jungs, ihr seid dran!

Kreis Herford. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau, hieß es lange Zeit. Wie sich zeigt, ist es andersrum höchst selten der Fall. Für Frauen bedeutet "Kinderkriegen" immer noch ein Knick in der Karriere. "Es gibt Studien, die zeigen, dass in Deutschland das Einkommen von Müttern zehn Jahre nach Geburt des ersten Kindes noch 60 Prozent unter dem Einkommen im Jahr vor der Geburt lag", sagte erst jüngst die Makroökonomin Nicola Fuchs-Schündeln von der Goethe-Universität Frankfurt. Doch woran liegt es, dass Frauen sich zwischen Kind und Karriere entscheiden müssen und Väter offenbar nicht? Immer noch übernehmen wenige Männer den Großteil der Elternzeit. Das zeigen auch die Zahlen für den Kreis Herford: Der meisten Väter bekommen für zwei Monate Elterngeld. Einer deutschlandweiten Studie zufolge nehmen Männer diese zwei Monate größtenteils parallel zur Partnerin. Das führe nicht dazu, dass die Sorgearbeit und Kinderbetreuung gerechter aufgeteilt werde, heißt es in der Analyse. Laut einer Expertin im Kreis Herford liege es nicht am Unwillen der Männer, dass so wenige in Elternzeit gingen. Sie nennt mehrere Gründe. Stillen und Arbeiten? Es kann funktionieren Es liege unter anderem daran, dass Frauen stillen und sich nach der Geburt regenerieren wollen. Die WHO empfiehlt, mindestens bis zum fünften Monat zu stillen. Auch danach kann der Vater übernehmen, sodass die Frau wieder zurück zur Arbeit kann. Das Rödinghauser Paar, bei dem der Vater die 14 Monate Elternzeit übernommen hat, zeigt, dass es auch anders geht. Die Mutter ist nur kurze Zeit nach der Geburt zurück zur Arbeit gegangen und hat trotzdem weiter gestillt. Dafür braucht es aber eine entsprechende "Infrastruktur" am Arbeitsplatz: Ein ruhiger Ort zum Abpumpen und ein Kühlschrank für die Milch sind dafür unerlässlich, vor allem aber Kollegen und ein Arbeitgeber mit Verständnis. Mehr zum Thema: Wenige Männer im Kreis Herford gehen länger in Elternzeit: Dieser Vater zeigt, wie es geht Arbeitgeber sei "not amused" Apropos Arbeitgeber, kommen wir zum nächsten Punkt: Männer würden davor zurückschrecken, Elternzeit zu nehmen, weil sie Angst vor der Reaktion der Arbeitgeber hätten. Die machen aber genauso wenig Luftsprünge, wenn Frauen in Elternzeit gehen. Doch für sie scheint es keine Wahlmöglichkeit zu geben, für den Mann hingegen schon. Das führt dazu, dass die ersten Monate des Kindes alles, was danach kommt, bestimmen. Für die Frauen, vor allen diejenigen, die in Teilzeit arbeiten, kann das Auswirkungen bis zur Rente haben. Ein weiteres Argument dafür, dass Frauen die komplette Elternzeit nehmen, ist das Geld: In der Tat ist es leider immer noch so, dass eine Lohnlücke zwischen Männern und Frauen besteht. Doch woran liegt das? Erhebungen zeigen, dass geringere Gehälter und eine höhere Teilzeitquote das Problem sind. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Und wer möchte einer Frau im gebärfähigen Alter schon eine wichtige Stelle im Unternehmen geben, wenn die Gefahr besteht, dass sie nur kurze Zeit später für mehrere Jahre ausfällt? Diese Art von "Last" sollte auf mehreren Schultern verteilt werden. Wenn mehr Männer in Elternzeit gehen würden, würden Frauen weniger mit Vorurteilen auf der Arbeit zu kämpfen haben. Durch das Aufteilen wird die Elternzeit für beide kürzer und keiner fällt extrem lange auf der Arbeit aus. Das wiederum würde sich positiv auf das Einkommen und auch die Rente von Frauen auswirken. Ein Schritt in Richtung Gleichberechtigung wäre getan.

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