Eltern mit Hammer angegriffen: 33-Jähriger aus Rödinghausen vor Gericht

Rödinghausen/Bielefeld. Über zwei oder drei Tage hatte er bereits rückblickend das Gefühl, dass irgendetwas anders ist. Doch dann ging alles plötzlich ganz schnell: Als Peter M. (Name geändert) in eine psychotische Episode rutscht, geht er mit einem Fäustel auf seine Eltern los. Insbesondere seine Mutter erleidet dabei massive Kopfverletzungen. Nun muss sich der 33 Jahre alte Mann aus Rödinghausen wegen dieses Geschehens vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Da er zur Tatzeit mutmaßlich schuldunfähig war, soll er in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht werden. Peter M. ist medikamentös ganz offensichtlich gut eingestellt. Er befindet sich derzeit vorläufig in der Psychiatrie in Lippstadt-Eickelborn untergebracht. &bdquo;Ich beurteile die Entwicklung dort sehr positiv. Ich habe viel über die Krankheit gelernt und fühle mich überhaupt nicht mehr psychotisch“, sagte er nun vor Gericht. In der Verhandlung vor der I. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts schilderte M. ausführlich seine Eindrücke von den Tagen vor der Tat sowie dem Angriff auf seine Eltern – zumindest, soweit er sich an den Gewaltausbruch noch erinnern konnte. Dabei spricht er ruhig und abwägend, wirkt ausgesprochen reflektiert. Im vergangenen Jahr lebte M. gemeinsam mit seiner langjährigen Freundin in einem Mehrfamilienhaus in Rödinghausen. Als Ingenieur verdiente er in Bielefeld gutes Geld, parallel dazu absolvierte er noch ein Aufbaustudium. Die letzte Prüfung fand am 25. November 2022 statt – mithin fünf Tage vor dem nun in Rede stehenden Geschehen. Innenleben durcheinander gebracht Vielleicht war die Doppelbelastung ein Mosaiksteinchen, möglicherweise auch ein etwas größerer Stein, der dafür sorgte, das etwas im Innenleben des 33-Jährigen in Unordnung geriet. Hinzu kam nach Angaben von Peter M. noch, dass sich seine Freundin zu jener Zeit auf einer rund zweimonatigen Dienstreise im Ausland aufgehalten habe. &bdquo;Ich habe mich alleine gefühlt und konnte nicht mehr richtig entspannen“, sagte er vor Gericht. Am Wochenende vor der Tat habe er noch nach seiner Abschlussprüfung mit der Familie den Geburtstag seiner Schwester gefeiert. Alles sei sehr harmonisch gewesen. &bdquo;Doch hatte ich da schon ein irgendwie ungewohntes Gefühl der Euphorie“, irgendetwas schien sich aus Sicht von Peter M. zu verändern. In den folgenden zwei Tagen ließ er sich von einem wärmenden Gefühl in seinem Kopf bei Entscheidungen bestärken. &bdquo;Ich dachte, Gott leitet mich dabei“, sagte M. – dabei habe er mit Religion doch schon lange nichts mehr zu tun. Jedoch kippte die Stimmung ins Negative, als ihm seine Freundin am 29. November ein Bild schickte. &bdquo;Ich dachte, sie sieht irgendwie gestresst aus. Ich betete, dass alles Schlechte, dass für sie bestimmt sei, mir zustoßen möge.“ In jener Nacht habe er sehr schlecht geschlafen. So habe er geträumt, von seiner ehemaligen Schulklasse hingerichtet worden zu sein. Am folgenden Morgen, dem Tattag, schickte er eine Nachricht in die Whatsapp-Chatgruppe seiner ehemaligen Klasse: &bdquo;Ich verzeihe Euch, was Ihr getan habt.“ Bei der Arbeit erhielt Peter M. an diesem Tag Anrufe von der Polizei und seiner Eltern, die sich erkundigten, ob alles in Ordnung sei. Ein ehemaliger Mitschüler hatte sich aufgrund der skurrilen Whatsapp-Nachricht an die Polizei gewendet. &bdquo;Ich fühlte mich alleine und bat meine Eltern, mich abends zu besuchen“, führte M. weiter aus. Der Abend sei dann aus seiner Sicht auch sehr angenehm verlaufen. Als seine Eltern wieder aufgebrochen waren, rastete M. jedoch plötzlich aus: Er randalierte in der Wohnung und rief abermals seine Eltern an, sie mögen zurück zu ihm kommen. In diesem Gespräch hatte M. nach eigener Aussage das Gefühl, er spreche mit dem Teufel, der die Gestalt seiner Eltern angenommen habe. Hinzustoßender Nachbar verhinderte Schlimmeres Der 33-Jährige lief splitternackt aus dem Haus in den Innenhof, wo er mit einem zwei Kilogramm schweren Fäustel auf sein Handy eindrosch. Als er dessen Reste in der Mülltonne entsorgen wollte, bog seine Mutter um die Ecke. &bdquo;Ich sprang auf das Dach meines Autos, sprang wieder runter und griff meine Mutter an. Ich dachte, das sei der Teufel und ich müsse ihn bekämpfen“, gab M. zu Protokoll. Nach bisherigem Ermittlungsergebnis fügte der Mann seiner Mutter mit dem Fäustel und den Fäusten schwere Verletzungen im Gesicht zu. Auch seinen hinzukommenden Vater griff er an, ein hinzustoßender Nachbar verhinderte Schlimmeres. Peter M. floh und versteckte sich auf einem Feld. &bdquo;Da wurde ich langsam wieder klarer“, sagte er vor Gericht. Er habe sich über die ausbleibende Gegenwehr des Teufels gewundert: &bdquo;Da wurde mir langsam klar: Das war real, was ich gerade getan habe.“ Der Prozess wird am 3. Mai fortgesetzt.

Meistgelesen