SV Rödinghausen: "Wenn wir jetzt die Chance haben, dann steigen wir auf"

Die Entscheidung, dass der SV Rödinghausen auf den Drittliga-Aufstieg verzichtet, ist etwas mehr als 2 Jahre her. Das war noch vor der Corona-Pandemie in Deutschland. Würden Sie diese Entscheidung noch einmal fällen? Vortmeyer: Ja, weil die Anforderungen des DFB zum damaligen Zeitpunkt – unter anderem ein Stadion mit 10.000 Plätzen – für uns und viele andere Vereine in unserer Größenordnung nicht angemessen waren. Ein Stadion mit 10.000 Plätzen benötigt ein Verein, wie wir es sind, an unserem Standort nicht. Wenn wir in die Dritte Liga aufgestiegen wären, hieße das ja nicht, dass tatsächlich 10.000 Zuschauer zu uns kommen. Der Verzicht war eine gemeinsame Entscheidung aller Beteiligten. Horst Finkemeier will zwar immer den maximalen Erfolg, aber nicht unter diesen Rahmenbedingungen. Wie ist Entscheidung im Vorstand damals getroffen worden? Finkemeier: Es waren vor allem Außenstehende, die gefragt haben: Warum habt ihr das nicht gemacht? Wenn man es erklärt und vorgebracht hat, hat jeder unsere Entscheidung verstanden. Für die Spieler war das natürlich eine Riesen-Enttäuschung. Wir hatten damals in meinen Augen die bessere Mannschaft. Wenn wir aufgestiegen wären, dann bin ich mir sicher, dass wir eine gute Rolle gespielt hätten. Aber: Im zweiten Drittliga-Jahr hätten wir eine Rasenheizung im Stadion installieren müssen. Der Einbau der Rasenheizung und vor allem das Betreiben wären mit hohen Kosten verbunden gewesen. Solche Investitionen müssen gut überlegt und vor allem nachhaltig sein. Gab es denn die Überlegung, für die 3. Liga umzuziehen – zum Beispiel nach Lotte oder Paderborn? Finkemeier: Wir haben überlegt, unsere Heimspiele in Paderborn oder Lotte auszutragen. Wir haben ja bereits ein DFB-Pokalspiel in Lotte gespielt. Allerdings ist es auf längere Sicht sowohl für die Spieler als auch für die Fans nicht ideal in einem ja doch fremden Stadion spielen zu müssen. Wir haben da keine wirkliche Alternative drin gesehen, da die Nachteile überwogen und die Identifikation gelitten hätte. Vortmeyer: Wir haben das mit unseren Fanclubs damals besprochen. Uns war klar: Wenn wir wechseln, dann wird genau das passieren, was Horst Finkemeier gerade gesagt hat. Die Menschen kommen nicht mit. Wir spielen Heimspiele in Lotte und haben kaum Zuschauer, da unsere Fans in ihrem Häcker-Wiehenstadion die Spiele sehen wollen. Was hätte das dann für einen Sinn gemacht? Sie haben gerade die Zuschauerzahlen erwähnt. Wie viel machen Zuschauereinnahmen beim SV Rödinghausen aus? Haben die Spielausfälle durch Corona einen Schaden verursacht? Finkemeier: Wir haben bereits zu Beginn der Pandemie auf die neuen Umstände reagiert und so gut es ging Kosten eingespart. Sicherheitsfirmen, Catering, all das fiel ja weg. Somit haben wir einen Schaden abwenden können und sind zum Glück solide durch diese herausfordernde Zeit gegangen. Generell ist es so, dass wir mit unseren Zuschauereinnahmen kostendeckend arbeiten können. Der DFB hat die Regularien für die Dritte Liga geändert: Ab der kommenden Saison wird die Mindestkapazität der Stadien auf 5.001 Zuschauer herabgesetzt.Will der SV Rödinghausen nun in die Dritte Liga? Finkemeier: Als wir Carsten Rump als neuen Trainer einstellen wollten, hat er uns gefragt: Was ist, wenn ich die Möglichkeit habe, aufzusteigen? Machen wir das dann? Damals haben wir uns Bedenkzeit erbeten. 2020 hatten wir die angesprochene Entscheidung auf Grund von zu der Zeit guten Argumente getroffen. Allerdings haben sich die Vorzeichen geändert. Wenn wir jetzt die Chance haben, dann steigen wir auf. Um die Kapazität zu erhöhen, würden wir eine Tribüne im Süden des Stadions – dort wo aktuell der Gästebereich ist – aufbauen. Die Kosten hierfür wären absolut tragbar, aber auch in den Kader müssen wir dafür weiter investieren. Zum Thema Rasenheizung: Da müssten wir gucken, falls wir den Klassenerhalt in der Dritten Liga schaffen sollten, ob wir eine Verlängerung der Ausnahmegenehmigung bekommen (Als Aufsteiger ist es erlaubt, im ersten Jahr ohne Rasenheizung zu spielen, Anm. der Redaktion). Wenn der SV Rödinghausen in der Dritten Liga wäre, würde man also zuhause spielen. Reicht denn der Platz hinter dem Gästebereich aus, um dort Stahl-Tribünen aufzubauen? Vortmeyer: Im Moment ist die Fläche hinter dem Gästebereich bewachsen, aber der Bereich ist ausreichend groß, um die erforderliche Plätze zu schaffen. Hinter dem Tor, wo die Werbetafeln stehen, schaffen wir die Anzahl der benötigten Plätze nicht. Soll die Mannschaft im kommenden Jahr verstärkt werden, sodass man Aufstiegschancen hat? Finkemeier: Die ersten festen Zugänge haben wir bereits. Wir sind mit Weiteren im Gespräch. Allerdings werden uns natürlich auch ein paar Spieler verlassen. Ich habe bei der Kaderplanung aber volles Vertrauen in Alexander Müller und Carsten Rump, dass sie eine starke Mannschaft zusammenstellen werden. Die aktuelle Entwicklung der Mannschaft geht klar in die richtige Richtung. Einen kleinen Umbruch haben wir eigentlich fast jedes Jahr. Vortmeyer: Das wird auch immer so sein. Die Jugendarbeit macht den SV Rödinghausen im Wesentlichen aus: Die U23 spielt aktuell oben in der Westfalenliga mit. Wir bilden junge Menschen qualifiziert aus und geben ihnen eine Perspektive im Fußball. Mittlerweile kommen Spieler aus der eigenen Jugend in die erste Mannschaft oder U23. Eine Fluktuation gibt es immer. Es gibt bereits den einen oder anderen Ehemaligen, der höherklassig spielt: Marius Bülter auf Schalke, Fabian Kunze bei Arminia Bielefeld. Das zeigt die erfolgreiche Arbeit, die wir hier leisten. Es zeigt auch, dass es immer Spieler gibt, die sich neu orientieren. Herr Vortmeyer ist Vorsitzender, Andreas Hettich sein Stellvertreter, Alexander Müller ist Geschäftsführer. Wie werden Entscheidungen beim SV Rödinghausen gefällt? Läuft alles über Ihren Schreibtisch, Herr Finkemeier? Finkemeier: Das meiste läuft über Alexander Müller und den Trainer. Natürlich werden wir aber auch über die aktuellen Entwicklungen informiert. Der SV Rödinghausen steht im Wesentlichen für die Fußballabteilung. Wie will man sich in Zukunft aufstellen? Vortmeyer: Den Fußballbereich erfolgreich weiterentwickeln und den Breitensport ausbauen. Wir planen den bestehenden Breitensportbereich – aufbauend auf den vorhandenen Gruppen – auszubauen. Gleichzeitig wollen wir als Verein wachsen und unsere Infrastruktur weiterentwickeln

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