Tränen, Schockstarre und Wut: Die Reaktionen zum Lizenzverzicht

Rödinghausen. Der Gang vor die Mannschaft dürfte Horst Finkemeier, Ernst-Wilhelm Vortmeyer, Andreas Hettich, Ulrich Haseldiek und Alexander Müller nicht leicht gefallen sein. Im Gepäck hatten die Verantwortlichen des SV Rödinghausen keine guten Nachrichten, zumindest was die weiteren sportlichen Ambitionen des Regionalliga-Tabellenführers in dieser Saison anbetrifft: Der Verein wird den Lizenzantrag beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) für die 3. Liga nicht stellen. Der Traum vom möglichen Aufstieg zerplatzte gestern vor dem Nachmittagstraining. Der Vorstand informierte zunächst die Spieler und das Trainerteam über die weitreichende Entscheidung. &bdquo;Die DFB-Auflagen zur Lizenzierung sprechen eine recht klare Sprache. Platz für mindestens 10.001 Zuschauer, Rasenheizung, TV-Studio, ein Stellplatz für die Übertragungswagen von mindestens 400 Quadratmetern, großzügige Toilettenanlagen, neue Parkplätze, das sind nur einige der vielen Anforderungen. Ein Umbau des derzeitigen Stadions ist nicht möglich, die Realisation eines Neubaus – und nur durch einen solchen wären die Bedingungen langfristig zu erfüllen – ist weder wirtschaftlich noch nachhaltig" heißt es in der Erklärung des Vereins. Die Stimmen zur Entscheidung Alexander Müller (Geschäftsführer SV Rödinghausen Fußball GmbH): &bdquo;Wir haben die Anforderungen des DFB bis ins letzte Detail geprüft, gerechnet, diskutiert und sind zum Entschluss gekommen: Wir werden die Lizenz für Liga 3 nicht beantragen. Das ist uns brutal schwer gefallen und ich kann die Enttäuschung bei Spielern und Trainerteam zu 100 Prozent nachvollziehen. Es stecken von jedem unglaublich viel Arbeit und Herzblut drin, das macht es, bei allem Verständnis und Berechtigung für diese Entscheidung, so schwer. Wie die Mannschaft darauf reagiert, kann ich schwer einschätzen." Enrico Maaßen (Cheftrainer SV Rödinghausen): &bdquo;Das ist für uns alle sehr enttäuschend. Letztlich haben wir die Entscheidung zu respektieren und zu akzeptieren. Die Mannschaft hat in dieser Saison schon jetzt Wahnsinniges geleistet, das muss man an dieser Stelle noch einmal herausstellen." Daniel Flottmann (Kapitän SV Rödinghausen): &bdquo;Es lag schon etwas in der Luft, als wir vor dem Training im Besprechungsraum zusammengerufen wurden. Trotzdem hat es uns Spieler aus heiterem Himmel getroffen, das war so, als würde man aus einem Traum gerissen. Die Reaktionen gingen von Tränen, Stille und Schockstarre bis Wut. Ich glaube keiner von uns Spielern kann es nachvollziehen, zumal wir ja nicht erst seit gestern an diesem Erfolg arbeiten und die Mannschaft vor der Saison genau darauf eingeschworen wurde. Hier hat sich ein geiler Haufen gefunden, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht." Raimund Bertels (Vorsitzender SC Verl): &bdquo;Ich war sehr überrascht, als ich das gehört habe und konnte es zunächst kaum glauben. Ich war noch vor einigen Wochen mit Alexander Müller gemeinsam beim DFB. Wir haben ein gutes Verhältnis zum SV Rödinghausen und stehen in regelmäßigem Kontakt. Für den Trainer und die Mannschaft tut es mir leid. Da ich die genauen Gründe nicht kenne, kann ich mich dazu nicht äußern. Was den sportlichen Bereich betrifft, werden wir nur auf uns schauen und weiterspielen, ohne uns beeinflussen zu lassen. Der Kampf um die Meisterschaft und Aufstieg wird noch schwer genug." Markus Bierbaum (Vorsitzender Fußballkreis Herford): &bdquo;Die wirtschaftliche Seite kann ich nicht beurteilen. Rein aus sportlicher Sicht ist es schade, der Fußballkreis Herford hätte sich über einen möglichen Drittligisten sehr gefreut, auch wenn die Entscheidung über die Beantragung ja noch nicht bedeutet hätte, dass der Verein aufsteigt. Wenn man sich die Situation rund um das Stadion anschaut, kann ich die Entscheidung aus struktureller Sicht nachvollziehen. Die dritte Liga wäre vielleicht etwas zu früh gekommen." Dennis Weidenbrück(Fanbeauftragter des SV Rödinghausen): &bdquo;Die Reaktionen aus dem Fanbereich, die ich mitbekommen habe, waren schon zumeist enttäuscht und aufgewühlt. Aber ich bin ehrlich: Als Rödinghausener Bürger finde ich es richtig, dass es keinen Schnellschuss gibt. Das können wir hier so noch nicht stemmen. Für das kleine Rödinghausen ist es die bessere Entscheidung, und man darf den Verein auch nicht kaputtmachen. Für die Spieler und die sportliche Leitung tut es mir richtig leid. Das sind hauptberufliche Sportler, die das Bestmögliche erreichen wollen. Aber wenn man es vom Kopf her objektiv betrachtet, muss man angesichts der knallharten DFB-Auflagen dieses Opfer bringen und weiter hinter dem Verein stehen."

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