Ernst-Wilhelm Vortmeyer: „Meine Entscheidung fällt im Januar“

Herr Vortmeyer, im Moment wird viel gebaut in Rödinghausen. Wie viel hat die Gemeinde in diesem Jahr investiert? Ernst-Wilhelm Vortmeyer: In diesem und im kommenden Jahr werden wir mehr als 22 Millionen Euro investieren. Ein großer Baustein ist der Neubau der Grundschule in Schwenningdorf mit Bibliothek und Mediathek sowie mit einer Sporthalle. Dafür sind allein rund zwölf Millionen Euro vorgesehen. Wer so viel Geld ausgibt, muss es vorher einnehmen. Ein Großteil der Gemeindeeinnahmen resultiert aus der Gewerbesteuer, die Betriebe in Rödinghausen zahlen. Was erwarten Sie für dieses Jahr? Vortmeyer: Wir werden dieses Jahr sehr erfolgreich abschließen. Wir erwarten ein Gewerbesteueraufkommen von etwa 20 Millionen Euro. Das wirkt sich natürlich auch auf den Haushalt von Rödinghausen aus, der mit einem positiven Ergebnis von rund 2,5 Millionen Euro abschließen wird. Dieses Geld investieren wir übrigens nicht gleich wieder, sondern bauen damit unsere Rücklagen weiter aus. Klar ist: Rödinghausen bleibt wie auch in den vergangenen Jahren pro Kopf die wirtschafts- und ertragsstärkste Kommune im Kreis Herford und die Kommune mit dem niedrigsten Schuldenstand in der Region. Auch in den Bereich Feuerwehr soll viel Geld fließen. Hier werden in den kommenden Jahren ebenfalls mehrere Millionen Euro investiert. In was genau? Vortmeyer: Wir stellen hohe Anforderungen an die ehrenamtlichen Mitglieder unserer Feuerwehr. Dafür müssen wir sie auch optimal ausrüsten. Wir haben schon in der jüngeren Vergangenheit viel investiert, unter anderem in neue Fahrzeuge und in ein neues Gerätehaus in Bruchmühlen. In den nächsten zehn, zwölf Jahren wollen wir zudem die Fahrzeugflotte modernisieren und stellen unser Fahrzeugkonzept komplett um. Auch die Feuerwehrhäuser in Schwenningdorf und Rödinghausen werden wir erweitern. Nach jetzigem Stand müssen die beiden Häuser nicht neu gebaut werden, aber wir müssen sie nach heutigen Ansprüchen erweitern und modernisieren. "Verstärkt auf Flächenbrände vorbereiten" Warum braucht es ein neues Fahrzeugkonzept für die Feuerwehr? Vortmeyer: Das hat wesentlich mit der Klimaveränderung zu tun. Wir müssen uns verstärkt auf Flächenbrände vorbereiten. Vor allem in den vergangenen beiden Sommern hat man gesehen, dass diese Art von Feuern zunehmen – auch hier in Rödinghausen. Wir brauchen mehr Fahrzeuge, die geländetauglich sind und die größere Mengen Wasser mitführen können, um gerade im Ersteinsatz möglichst schnell und möglichst effektiv gegen Flammen vorgehen zu können. Die Feuerwehr Rödinghausen setzt vor allem unter der Woche auf eine sogenannte Tagesalarmbereitschaft. Diese befindet sich bei der Firma Häcker, die Mitglieder gehören der Feuerwehr an und können bei Bedarf von ihrem Arbeitsort schnell zu Einsätzen ausrücken. Nun soll eine weitere Einheit folgen, möglichst im Bereich Bruchmühlen. Warum? Vortmeyer: Wir brauchen keine zusätzliche Tagesalarmbereitschaft, da ist der Brandschutzbedarfsplan eindeutig. Aber wir wollen trotzdem weiter vorsorgen und sind immer auf der Suche nach Unternehmen, die eine gewisse Mitarbeiterzahl haben und in denen idealerweise schon mehrere Feuerwehrleute arbeiten. Haben Sie schon ein Unternehmen gefunden? Vortmeyer: Aktuell führen wir in diesem Bereich Gespräche. In Bruchmühlen konnten sie vor einigen Wochen verkünden, dass sich dort ein Drogeriemarkt niederlassen wird. Was bedeutet das für den Ortsteil? Vortmeyer: Das ist eine positive Entwicklung für die gesamte Gemeinde. Wir schließen damit eine Lücke im Versorgungsangebot, die es derzeit noch gibt. "Es muss nicht zwingend ein Fachmarktzentrum sein" Ist das angedachte Fachmarktzentrum damit vom Tisch? Vortmeyer: Einzelhandel wird sich immer verändern. Wir werden auch in den kommenden Jahren schauen, an welchen Orten man das bestehende gute Angebot weiter ausbauen kann. Wir wollen keinen Wettbewerb zu den bestehenden Unternehmen schaffen, sondern Angebote ergänzen, zum Beispiel im Bereich Textil oder Schuhe. Es muss nicht zwingend ein Fachmarktzentrum sein. In Schwenningdorf wird aktuell ein größeres Neubaugebiet realisiert, das vor allem junge Familien ansprechen soll. Wie ist da der Stand? Vortmeyer: Wir freuen uns über das große Interesse der Menschen an diesen Grundstücken. Wir denken jetzt aber schon einen Schritt weiter und überlegen, wie weitere Wohnflächen zur Verfügung gestellt werden können. Im kommenden Jahr sollen Gebiete in Rödinghausen folgen, die entwickelt werden. Allerdings im Rahmen von so genannter Innenbereichsverdichtungen. Es entstehen also keine komplett neuen großen Wohngebiete auf der grünen Wiese, sondern wir werden weitere Bebauung in Innenbereichen der Kommune ermöglichen, so wie aktuell zum Beispiel an der Schillerstraße. Wir brauchen weitere Flächen für Wohnbebauung und sind in Gesprächen mit der Bezirksregierung, um das zu ermöglichen. Ein Blick nach vorne: Mitte September sind Kommunalwahlen. Aus politischer Sicht endet 2020 also schon Ende Oktober. Dann endet Ihre Amtszeit und auch die vom aktuell gewählten Gemeinderat. Was sind die wichtigsten Punkte bis dahin? Vortmeyer: Wir haben viele Projekte begonnen, die gilt es nun abzuarbeiten und möglichst viele davon bis Ende Oktober abzuschließen. Das gilt vor allem für den Neubau der Grundschule in Schwenningdorf. Das an sich ist schon ein ambitioniertes Ziel. Auch die Straße und der Zentrale Bushalt sollen so weit wie möglich fertig sein, wenn das neue Schuljahr beginnt. Mit der Erweiterung der Grundschule Bruchmühlen wollen wir auch in 2020 beginnen und fertig werden. Im Bereich Digitalisierung der Schulen wird sich weiter etwas tun. Hier sind wir führend im Kreis Herford und wir wollen noch mehr Schüler mit Tablets ausrüsten. Außerdem sollen zwei neue Kitas in Rödinghausen entstehen, die Kita Kuckucksnest an der Grundschule Bruchmühlen und die Gossner-Kita, die komplett neu gebaut werden. Die Kita Schwenningdorf wird zudem kernsaniert und erweitert. Ein wichtiges Thema wird auch Mobilität im ländlichen Raum sein. Hierwollen wir Möglichkeiten finden, die vor allem auch klimaschonend sein sollen. "Bis dahin müssen sich alle gedulden" Sie haben gesagt, dass die Straße Stertwelle ausgebaut, Busbahnhof und Schule gebaut werden – gibt es weitere Großprojekte in diesem Bereich, die in Planung sind? Vortmeyer (lacht): Sie meinen das Häcker-Wiehenstadion? Genau. Vortmeyer: Wir befinden uns in einer Machbarkeitsstudie. Das heißt, Verein, Sponsoren und Gemeinde wollen prüfen, ob man mit einer mobilen Tribüne im Fall eines andauernden sportlichen Erfolgs, die vom Deutschen Fußballbund geforderten 10.000 Plätze in der Dritten Liga bieten kann. Das ist der aktuelle Stand. Wenn die Amtszeit des Rates in 2020 endet, endet auch Ihre Amtszeit als Bürgermeister. Wollen Sie sich noch einmal aufstellen lassen? Vortmeyer: Ich werde meine Entscheidung Mitte Januar mitteilen. Bis dahin müssen sich alle gedulden.

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