Löhne

Andrea Bongers lässt in Löhne die Puppen tanzen

Sonderbar: Andrea Bongers befasst sich einen Abend lang mit Themen wie Be- und Erziehung. Das geht teilweise auch ohne ihre Puppen

Vielseitig: Mit fünf Puppen schafft es Andrea Bongers verschiedenste Charaktere auf die Bühne zu bringen. Besonders ihre gewählten Dialekte sorgen dabei für viele Lacher. | © Dario Friedrichsmeier

18.02.2017 | 18.02.2017, 15:38
Vielseitig: Mit fünf Puppen schafft es Andrea Bongers verschiedenste Charaktere auf die Bühne zu bringen. Besonders ihre gewählten Dialekte sorgen dabei für viele Lacher. - © Dario Friedrichsmeier
Vielseitig: Mit fünf Puppen schafft es Andrea Bongers verschiedenste Charaktere auf die Bühne zu bringen. Besonders ihre gewählten Dialekte sorgen dabei für viele Lacher. | © Dario Friedrichsmeier

Löhne. Bis in die Puppen wird getanzt, bis in die Puppen wird gelacht, bis in die Puppen wird die Nacht zum Tag gemacht. Nicht dass ihr euch jetzt erschreckt, die Puppen werden gleich geweckt. - Mit dieser Begrüßung betritt Andrea Bongers die Bühne und hat das Publikum sofort auf ihrer Seite.

Andrea Bongers ist Kabarettistin, Sängerin und Puppenspielerin zugleich. Die Künstlerin aus dem hohen Norden Deutschlands schafft es mit fünf Puppen verschiedenste Charaktere auf die Bühne zu bringen. Sie nutzt diese als Dialogpartner und Mitspieler. Besonders ihre ausgewählten Dialekte und die Variation ihrer Stimmlage sorgen dabei für viele Lacher.

Bongers ist eine ,Helikoptermutter’, denn sie hat einen inzwischen 20 Jahre alten Sohn groß gezogen. Dieser ist nun jedoch zum Studieren ausgezogen und lässt seine Mutter alleine zurück. Die einsame Mutter will ihr restliches Leben noch genießen und zwar nicht nur „mit einem barrierefreien Badezimmer".

Sie ist nicht bereit für eine Trennung und kann noch nicht loslassen. Die Mutter hat das Recht darauf, nun von ihrem Sohn zu profitieren und möchte sich eine Wohnung in der Studentenstadt suchen, um ihm ganz nah zu sein.

Und dann kommen auch schon ihre Puppen ins Spiel. Angefangen mit dem Schaf, welches sich für Andrea Bongers freut: „Pass mal auf: du bist frei, du kannst machen, was du willst." Darauf erwidert Bongers, dass sie nicht frei sein, sondern gebraucht werden möchte. Mit dem Satz: "Geh in die Küche und koch Rotkohl", gibt das Schaf ihr den Laufpass und setzt noch einen drauf. „Ich habe was gehört. Die Müllabfuhr kommt, versteck dich", so die Handpuppe.

Auch die Sexualtherapeutin Sissi Snake, eine Schlange, besitzt nicht gerade mehr Feingefühl – sorgt damit beim Publikum jedoch für viel Heiterkeit. Sie weiß genau, wieso Frauenkörper einfach nicht für die Ewigkeit gemacht seien. „Es wäre eine Gnade, wenn Sie sich häuten könnten wie ich", stichelt sie.

Während des Abends befasst sich die Hamburgerin mit zahlreichen anderen Themen, wie der Be- und Erziehung. Dazu gehören die „leeren" Lehrer, der knallharte Opa Heinz und einer vom Leben in der zusammengeflickten Patchworkfamilie genervten Nichte. Auch beim spontanen „Möh-Workshop" dauert es nicht lange, bis die ganze Werretalhalle zusammen mit der Handpuppe Schafgeräusche immitiert.

Improvisationsmusiker Jannis Kaffka schlägt sich als neuer Mitbewohner vor. Die Idee findet Andrea Bongers gar nicht mal so schlecht, denn in ihrer Wohnung in Hamburg ist zufälligerweise ein Zimmer frei geworden. Es kommt soweit, dass Kaffka feststellt: „Sie könnte meine Mutter sein" und dichtet ihr ein Muttertagsgedicht.

„Liebe Mama freue dich, zum Glück hast du ja mich. Du bist nicht schön und über 30 und eigentlich bist du recht fleißig. Bringst stets unsere Essenssachen und wenn du hinfällst uns zum Lachen. Sagt Papa auch ,Weg mit der Alten’ – wir wollen dich trotzdem gern behalten. Du putzt und kochst und schrubst und nähst, es wäre schon schade, wenn du gehst" und Bongers schlägt, mit dem von Jannis Kaffka geschenkten Blumenstrauß, auf ihren Mitbewohner ein.

Andrea Bongers schauspielert fröhlich, unkompliziert und vor allem improvisationsfreudig. Dabei schafft sie es, satirische Songs (mit Mitbewohner Jannis Kaffka am Flügel), hinreißend-hintergründige Puppencomedy und intelligentes Frauenkabarett äußerst durchdacht miteinander zu verbinden.

Sehr ansprechend finden die zwei Arbeitskolleginnen Heidrun Müller und Christiane Termath im Publikum die Themenauswahl des Abends. „Die entsprechen unserem Alter. Außerdem zeigt sie nicht nur eine gute spielerische Leistung mit den Puppen, sondern kann auch gut singen", sagt Müller. „Besonders der Dialog mit dem Pianisten gefällt mir persönlich sehr gut", ergänzt Christiane Termath.

Das Ehepaar Heidemarie und Dieter Fräger hat schon seit 15 Jahren mit Freunden und Bekannten einen Tisch in der Sonderbar. „Wir lassen uns einmal im Monat gut unterhalten. Auch der heutige Abend trägt wieder zu einem guten und vielseitigen Programm bei", so Heidemarie Fräger.