Bürgerservice mit Luft nach oben: So gestaltet sich der Zutritt zum Rathaus in Löhne

Löhne. Klein und hilflos fühlt sich die Gohfelderin Edith Nemetschek. Zumindest dann, wenn sie an ihren Besuch im Löhner Bürgerbüro zurückdenkt. Die Erfahrung beim Gang zum Amt jedenfalls gestaltete sich für sie derart unangenehm, dass sie sich jetzt sogar an die politischen Gremien gewandt hat. Ihr Ziel: ein offener Zutritt zum Rathaus, ohne zeitraubende Terminvergabe oder Abweisung an der Pforte. Und damit eine Hoffnung, die sich nun jäh zerschlagen haben dürfte. Denn sowohl die Verwaltung als auch die Politik möchte an der bisherigen Praxis weitgehend festhalten. Eine Verbesserung aber wird dennoch in Aussicht gestellt. Es war im Juni dieses Jahres, als sich Edith Nemetschek nach eigenen Angaben zu einem Besuch im Rathaus veranlasst sah. &bdquo;Nach meinem Einkauf bemerkte ich, dass mir meine Brieftasche mit allen darin befindlichen Papieren, sprich Karten wie Personalausweis, Führerschein, EC-Karte, Pkw-Zulassungsbescheinigung und Krankenkassenkarte, gestohlen wurde“, schreibt sie in einem Brief an den Rat der Stadt Löhne. Um den Verlust des Ausweises zu melden und selbigen sperren und neu ausstellen zu lassen, habe sie schließlich das Bürgerbüro aufgesucht. Ärger an der Pforte Allerdings blieb es offenbar beim Versuch. Denn noch bevor sie die gläserne Tür zum Bürgerbüro öffnen konnte, wurde sie laut eigener Aussage recht energisch von einer Pförtnerin zurückgerufen. Und auch nachdem sie ihr Anliegen vorgetragen habe, sie ihr der Zugang verwehrt geblieben: Ohne Termin, so die Auskunft, ginge gar nichts. &bdquo;Die Pförtnerin regelt alles und die anderen Wartenden hören mehr oder weniger geduldig solchen ganz privaten Dingen zu“, beschreibt die Löhnerin ihre Wahrnehmung. Lesen Sie auch: Wie sich die Mitarbeiter im Löhner Bürgerbüro vor Angriffen schützen Tatsächlich ist Besuchern des Rathauses der Zutritt zum Bürgerbüro und zu anderen Räumen und Abteilungen nicht ohne Weiteres möglich. Nach einer Anmeldung am Pförtnerhäuschen im Eingangsbereich des Rathauses muss der Zugang freigegeben werden, erst dann lässt sich die Glastür öffnen, hinter der sich Bürgerbüro, Standesamt und – in den oberen Etagen – noch weitere Ämter finden. Vor mittlerweile zwölf Jahren war das Bürgerbüro in diesen Teil des Erdgeschosses gezogen und so barrierefrei zugänglich gemacht worden, im Zuge der Corona-Pandemie und der zwischenzeitlichen Schließung wurde im Mai 2020 die Terminpflicht eingeführt. Stadt ist von Terminpflicht überzeugt Auch auf der Website der Stadt Löhne wird auf diesen Umstand mehrfach hingewiesen. &bdquo;Bitte reservieren Sie vor Ihrem Besuch unbedingt einen Termin, es sei denn, es handelt sich um einen dringenden Notfall“, heißt es dort mit Verweis auf unterschiedliche Öffnungszeiten der verschiedenen Abteilungen. Entsprechende Telefonnummern und ein Link zur Online-Terminreservierung sind dort ebenfalls angegeben. Diese Regelung sei eingeführt worden, &bdquo;um die Abläufe effizienter zu gestalten und gleichzeitig den Service für die Bürgerinnen und Bürger zu verbessern“, heißt es in einer Stellungnahme der Verwaltung. So ließen sich etwa Besucherströme gezielter steuern und Wartezeiten vermeiden. Zudem werde sie Sicherheit von Besuchern und Mitarbeitern erhöht, wenn nicht jeder unkontrolliert Zutritt habe. Von einem verbesserten Service oder einer geringen Wartezeit möchte Edith Nemetschek hingegen nicht sprechen. Im Gegenteil: Während die Polizei ihr Anliegen schnell bearbeitet habe, sei es im Rathaus deutlich langsamer gegangen. So habe sie an einem Montag um einen Termin gebeten, aber erst am Freitag einen bekommen – also fünf Tage später. &bdquo;Seither frage ich mich schon, ob ein Personalausweis so eine geringe Bedeutung hat, dass es ganz egal ist, ob er gestohlen noch in der Bevölkerung zirkuliert oder nicht“, macht sie ihrem Ärger Luft. Zudem habe ihr Termin beim nochmaligen Besuch noch einmal überprüft und die Tür erneut entriegelt werden müssen, was bei anderen Besuchern wiederum zu einer längeren Wartezeit geführt habe. Besucher sind insgesamt zufrieden Im Rathaus selbst kann man den Ärger durchaus nachvollziehen. Vor allem, weil es zu einer solchen Situation gar nicht erst hätte kommen dürfen. Denn für die Sperrung eines Personalausweises ist nach Angaben der Verwaltung grundsätzlich kein Termin erforderlich. &bdquo;Während der regulären Öffnungszeiten wird die Sperrung durch die Mitarbeitenden des Bürgerbüros unverzüglich veranlasst“, heißt es in einer Stellungnahme. Insofern habe es im Fall Edith Nemetscheks offenbar ein Missverständnis gegeben. &bdquo;Die Verwaltung hat den Antrag zum Anlass genommen und das Personal am Empfang mittlerweile entsprechend informiert und sensibilisiert damit ähnliche Situationen künftig vermieden werden.“ Auch ein klärendes Gespräch mit der Löhnerin samt einer Entschuldigung hat es nach NW-Informationen schon gegeben. Auch interessant: Stadt bietet Bürgerservice im Internet An der derzeitigen Praxis aber möchte die Verwaltung dennoch grundsätzlich festhalten. Zum einen, weil sie sich im Alltag bewährt habe. Aber auch die Bürgerinnen und Bürger sind offenbar zufrieden, wie eine Befragung zwischen Februar und August dieses Jahres zeigt. Demnach betrug die durchschnittliche Wartezeit nach vorheriger Terminbuchung lediglich 1,9 Minuten, zudem vergaben rund 86 Prozent der Befragten die Höchstbewertung. Die negativen Rückmeldungen machten hingegen lediglich 5,3 Prozent aus. Umbau soll Prozess erleichtern Verbesserungsbedarf sieht die Verwaltung dennoch. So könne es an besucherstarken Tagen tatsächlich zu Wartezeiten Schlangenbildung vorm Empfang kommen, heißt es. Bauliche Veränderungen sollen an dieser Stelle Abhilfe schaffen. &bdquo;Der Empfang soll verlagert und vergrößert sowie mit zwei Arbeitsplätzen ausgestattet werden“, heißt es. So könnten Besucherspitzen besser abgefangen und gewisse Anliegen direkt am Schnellschalter abgewickelt werden. Im Haupt- und Finanzausschuss am Mittwochabend stellte sich auch die Politik geschlossen hinter die aktuelle Zugangspraxis. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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