Der Löhner SPD-Fraktionschef steigt aus der Politik aus

Löhne. Wolfgang Böhm sitzt auf einer Bank im Aqua-Magica-Park. Den Park hat er sich für den Fototermin ausgesucht. Dass aus der alten Industriebrache ein Landschaftspark geworden ist, betrachtet er als einen der größten Erfolge, an denen er als Kommunalpolitiker beteiligt war. Nach rund 41 Jahren im Rat scheidet der SPD-Fraktionsvorsitzende am Ende der Legislaturperiode aus. &bdquo;Das ist jetzt ein guter Zeitpunkt aufzuhören“, sagt er. Im Mai 2000 öffnete die Landesgartenschau auf dem Gelände der alten Ziegelei Friedrichsmeier ihre Pforten. Böhm war schon in der Entscheidungsphase mit dabei, als es um die gemeinsame Bewerbung der Städte Löhne und Bad Oeynhausen für die Ausrichtung ging. Die Industriebrache verwandelte sich in riesige Baustelle. &bdquo;Ich hätte nie gedacht, dass aus der alten Tongrube mal so etwas Schönes wird“, sagt er. Dass aus dem schäbigen Grenzgebiet zwischen den Städten ein schöner Park wurde, ist eine Erfolgsgeschichte. Allerdings ist der Park in die Jahre gekommen und die Städte beschränken sich mit ihren Investitionen auf das Nötigste. &bdquo;Das ist schon sehr schade. Da müsste deutlich mehr gemacht werden, um den Park wirklich attraktiv zu erhalten“, sagt er. Und ewig fehlt das Geld Wie so vieles scheitert es letztlich am Geld, dass nicht mehr gemacht wird. Mit Blick auf Entwicklung der städtischen Finanzen hat Böhm viele Tiefen und nicht so viele Höhen erlebt. Über viele Jahre musste der städtischen Haushalt saniert werden. Dafür gab es auch Geld vom Land aus dem Programm des Stärkungspakts der Kommunen. Die Stadt war kaum aus dem Stärkungspakt raus, dann kamen die hohen Belastungen durch die Folgen der Pandemie und jetzt aktuell die Wirtschaftskrise. Vor diesem Hintergrund war es nicht leicht, Politik zu machen. &bdquo;Trotz vieler äußerer Einflüsse ist einiges gut gelungen“, sagt Böhm. Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt habe sich die SPD immer bemüht, die Monostruktur der heimischen Wirtschaft aufzubrechen. Das sei ein langer Weg, noch immer dominieren die Küchenindustrie und die Logistik die wirtschaftliche Entwicklung. &bdquo;Wenn wir Hermes aber nicht hätten, dann hätte der Haushalt noch ganz andere Probleme“, sagt er. Logistik spielte in Löhne schon lange vor der Stadtgründung eine wichtige Rolle. Ohne die Bahn würde es die Werrestadt in ihrer heutigen Form nicht geben. Böhm ist überzeugt, dass sich in den nächsten Jahren auch auf dem Löhner Bahngelände eine Menge tun wird. &bdquo;Die Bahn hat hier in den letzten Jahren zwölf Millionen Euro investiert, auch in die Gleistechnik. Ich bin überzeugt, dass die Bedeutung noch wachsen wird“, sagt Böhm. Vor diesem Hintergrund sei die Entscheidung, den Bahnhof zu kaufen und zu einem Dritten Ort zu machen, umso wichtiger. &bdquo;Mich ärgert, wenn dieses gute Konzept zerredet wird.“ Das Problem mit den Bädern Zufrieden ist er mit Blick auf den Bahnhof, der bald zur Großbaustelle wird. Einen Schatten auf die Bilanz in der letzten Legislaturperiode von Wolfgang Böhm als Ratsmitglied wirft die Diskussion um die Bäder. &bdquo;Es ist ein großes Problem, dass wir als Politik es nicht längst geschafft haben, darüber eine finale Entscheidung zu treffen.“ Die SPD-Fraktion sei da in einer besonderen Situation gewesen. Die Rolle von Burkhard Schröder als SPD-Ratsmitglied und offensiver Interessenvertreter für die Position des SC Aquarius habe zu einem schwierigen Spagat geführt. &bdquo;Es muss möglich sein, dass auch ein solches Projekt innerhalb einer Legislaturperiode angestoßen und beschlossen wird“, sagt er. Mit großem Respekt und auch etwas Neid schaue er auf die Lehrfabrik. &bdquo;Es ist schon beeindruckend, wie reibungslos und schnell das umgesetzt wurde.“ Da sei ja auch deutlich mehr gemacht worden, als nur eine Halle auf das passende Grundstück zu stellen. Eine Hauptursache für sich endlos hinziehende Diskussionsprozesse sei der fehlende Mut in den Räten und Verwaltungen. &bdquo;Die Bereitschaft zu entscheiden ist oft nicht da. Wenn es ernst wird, will keiner den Kopf hinhalten.“ Wolfgang Böhm hat bereits vor einigen Monaten entschieden, sich aus der Politik zurückzuziehen. Ein politischer Mensch wird der 71-Jährige bleiben, das war er bereits in seiner Jugend. Seine Eltern seien SPD-Wähler gewesen, waren aber nicht in der Partei. Böhm war bei den Jusos aktiv und ist 1974 in die SPD eingetreten. Damals war der kettenrauchende Sozialdemokrat Helmut Schmidt Bundeskanzler. Zeit für die Enkel und für Konzerte Im Rat war Wolfgang Böhm seit 1989 als sachkundiger Bürger. Seit 1994 ist er Ratsmitglied und wurde im selben Jahr noch 1. stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Damit war er der zweite Mann der SPD im Rat nach Fraktionschef Gerd Krahe, der Ende 2024 gestorben ist. Von Krahe übernahm er das Amt am 1. August 2008. In den nächsten Monaten muss die Entscheidung für seine Nachfolge fallen. Auf einen Kandidaten will sich Böhm nicht festlegen. Offen ist auch, wer der Bürgermeisterkandidat der SPD in Löhne wird. Christian Antl und Daniel Schneider bewerben sich darum. &bdquo;In den nächsten Wochen fällt die Entscheidung“, sagt Böhm. Er möchte sich aber auch hier nicht in die Karten schauen lassen, wer die besseren Chancen hat. Böhm engagierte sich nicht nur politisch. Er war sportlich mindestens genauso aktiv. Fußball, Tennis, Volleyball, Wasserball. Dass er seine Hobbys zum Beruf machte, ist da kein Wunder: Von 1989 bis 2019 war er Lehrer für die Fächer Gesellschaftskunde und Sport an der Erich-Kästner-Gesamtschule in Kirchlengern. Ins Schwärmen kommt er, wenn er an die 950-Jahr-Feier von Mennighüffen im Jahr 2005 denkt. Er hat nicht nur eine Chronik geschrieben, sondern war auch als Vorsitzender des Vereinsrings maßgeblich der Organisation der Feierlichkeiten beteiligt. Jetzt wird er es etwas ruhiger angehen lassen. Statt bis zu 60 Stunden in der Woche für die Politik aufzuwenden, will er mit seinen beiden Enkeln mehr Zeit verbringen und auf Rock-Konzerte gehen. Bruce Springsteen und Marillion stehen schon auf der Liste.

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