Ein Löhner Trucker aus Leidenschaft

Löhne. Wohnen und Arbeiten auf engstem Raum: Diese Kombination findet sich nicht nur gelegentlich im Homeoffice. Fernfahrer sind seit Generationen mit der Schlafkoje im Nacken unterwegs. Dieter Wolter fährt seit 15 Jahren für das Logistikunternehmen Kemena im Fernverkehr. In der Kabine verbringt er mehr Zeit als zu Hause in Löhne. 30 Jahre Berufserfahrung als Fernfahrer hat Wolter. &bdquo;Mich hat diese Unabhängigkeit immer gereizt“, sagt er. In den ersten Jahren, als er bei anderen Unternehmen beschäftigt war, hat er noch ganz weite Touren gehabt. &bdquo;Regelmäßig bin ich vor 30 Jahren nach Rumänien gefahren. Montagmorgens ging es los, am Samstag war ich wieder zu Hause“, erinnert er sich. Harte Geduldsproben gab es an der Grenze nach Rumänien. &bdquo;Da haben wir oft viele Stunden gewartet.“ Lange war er auf dieser und anderen Langstreckenrouten unterwegs. Heute sind die Touren nicht mehr ganz so weit. Er ist jedoch für Kemena oft von montags bis freitags unterwegs. Sein DAF-Truck ist dann Arbeitsplatz und Wohnung zugleich. Mit 480 PS und 14 Liter Hubraum ist er damit nicht nur auf Deutschlands Straßen unterwegs. Die Kabine des Lkw ist für ihn der Ort, an dem er sich fast rund um die Uhr aufhält, wenn er unterwegs ist. Totenkopf und Winteridyll Dass dieses Auto nicht nur für den Job genutzt wird, ist schon beim ersten Blick in die Fahrerkabine zu sehen. Die Fläche zwischen Lenkrad und Windschutzscheibe bietet Platz für die persönliche Note. Passend zur Jahreszeit hat er dort ein kleines Modellfachwerkhaus mit Rehen und Tannen in einer Schneelandschaft aufgestellt. Daneben einen Totenkopf aus Kunststoff mit Piratentuch und Augenklappe. Als Trucker hat man ein weiches und ein wildes Herz. Der Reporter darf die Kabine mit Schuhen betreten. &bdquo;Ich fahre immer Barfuß“, sagt Wolter. So wenig Schmutz wie möglich möchte er in seinen Truck bringen. &bdquo;Dass es hier sauber und gepflegt ist, ist mir sehr wichtig“, sagt er. Da gehöre auch dazu, dass er am Samstag die Kabine auf Vordermann bringt. &bdquo;Wenn ich freitags wieder in Löhne bin, dann gehe ich einkaufen und am samstagsvormittags wird das Auto fertiggemacht“, sagt er. Wenn er die Ferntouren für Kemena fährt, dann hat er nicht wirklich ein freies Wochenende. Früh am Montagmorgen geht es dann wieder auf die Straße. Möglichst viele Lebensmittel nimmt er von zu Hause mit. Salat bereitet er oft vor, kocht sich Essen auf einem Gaskocher. Im Sommer grillt er auf seinem Gasgrill manchmal Würstchen oder auch ein Steak. &bdquo;Das Angebot an Speisen in den Autohöfen und Raststätten hat oft eine keine gute Qualität und ist teuer“, sagt er. Raststätten kommen schlecht weg Da spare er lieber die Spesen. 28 Euro bekommen Fernfahrer pro Tag, wenn sie über Nacht unterwegs sind. &bdquo;Fernfahrer, die in Norwegen unterwegs und sich weitgehend selbst versorgen, kommen deutlich besser weg. &bdquo;Dort gibt es wegen des hohen Preisniveaus 78 Euro Spesen am Tag. In Polen sind es 48 Euro, obwohl dort alles billiger ist, als bei uns“, sagt der erfahrene Fernfahrer. Auch die Angebote, auf Raststätten und Autohöfen in einfachen Unterkünften zu übernachten, nutzt er nicht. &bdquo;Das sind Schlafcontainer, in denen es nicht besonders sauber ist“, sagt Wolter. Wenn er oft nach langer Suche einen Stellplatz für seinen Truck gefunden hat, dann macht er es sich in der Kabine gemütlich. &bdquo;Ich habe hier einen Fernseher, kann in Ruhe lesen.“ Wichtig ist der Kühlschrank, der sich zwischen den beiden Sitzen befindet. Wenn er geschlossen ist, ist er unter die Koje geschoben. Dort gibt es ausreichend Platz für Obst, Gemüse und die Flasche Bier am Abend. Auch die Duschen meidet er. &bdquo;Die meisten sind so unsauber, dass man Sorgen haben muss, sich einen Pilz zu holen. Wenn die Temperaturen nicht eisig sind, nutzt er eine Campingdusche, die er hinten an seinen Truck hängt. Das Wasser wird durch die Stromversorgung des Lkw erwärmt. &bdquo;Das wird immerhin lauwarm.“ Jeden Morgen wird gewischt Zum allmorgendlichen Ritual gehört für Dieter Wolter nicht nur das Aufschütteln des Betts. &bdquo;Ich wische jeden Morgen frisch durch, bevor ich mich auf den Weg mache.“ Das gehöre dazu, damit er sich an seinem rollenden Arbeitsplatz wohlfühlen kann. Ebenso wichtig ist, dass er sich immer einen frischen Kaffee kochen kann. &bdquo;Der hilft, wenn ich mal wieder im Stau stehe.“ Der Beruf des Fernfahrers ist nach seiner Einschätzung in den letzten 20 Jahren deutlich härter geworden. &bdquo;Die Trucker-Romantik gibt es so nicht mehr.“ Viele Faktoren machten die Arbeit schwerer: Der Verkehr habe stark zugenommen. Auch die Zahl der Lkw. &bdquo;Es ist immer wieder ein Kampf, einen Parkplatz für die Nacht zu finden.“ Auf den Parkplätzen Fernfahrer zu treffen, die man von anderen Touren kennt, komme immer seltener vor. &bdquo;Viele Trucker sprechen kein Deutsch, die kommen aus Osteuropa.“ Mittlerweile kämen 80 Prozent der Lkw-Fahrer aus dem Ausland. Der Rentner bleibt am Steuer Wolter ist froh, dass die Disponenten bei Kemena es fast immer ermöglichen, dass er am Wochenende zu Hause in Löhne ist. &bdquo;Übers Wochenende zu stehen, bedeutet oft viel Langeweile.“ Wenn er Glück hatte, dann wurde ihm früher gelegentlich eine Tour übers Wochenende an den Bodensee zugeteilt. &bdquo;Da habe ich dann mein Rad mit genommen und habe die schöne Gegend erkundet.“ Es sei aber auch vorgekommen, dass er in der Nähe von großen Städten das Wochenende verbringen musste. &bdquo;Vor einigen Jahren war ich in der Nähe von Leipzig. Da habe ich 50 Euro für das Taxi in die Innenstadt bezahlt, so was gönnt man sich nur selten.“ Auch wenn der Beruf für Wolter nicht mehr so schön ist wie früher: Ans Aufhören denkt er noch nicht. &bdquo;Ich liebe die Unabhängigkeit an meinem Job, kann mir die Route selber aussuchen, bin mein eigener Herr, wenn ich unterwegs bin“, sagt der 66-Jährige. Er ist zwar seit September 2024 Rentner, aber er bleibt am Steuer. &bdquo;Ich möchte noch ein paar Jahre fahren. So lange ich fit bin, mache ich weiter.“ Weitere verborgene Orte: Exklusiver Blick ins Magazin des Löhner Museums Abstieg in Löhnes Untergrund: Ein Streifzug durch die geheimnisvolle Wasserwelt Wo in der Löhner Werretalhalle für die passende Technik gesorgt wird

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