„Grauenhaft“ und „entsetzlich“: Löhner Schwimmbäder stehen vor dem Kollaps

Löhne. Sie galt als letzte Hoffnung für die Löhner Bäder. Jetzt aber steht fest: Auch mit einer Sanierung sind Frei- und Hallenbad wohl nicht mehr zu retten. Ein gerade abgeschlossenes Gutachten bescheinigt den beiden Einrichtungen nicht nur massive und teils irreparable Schäden, sondern auch Investitionskosten in zweistelliger Millionenhöhe. Eine Instandsetzung dürfte damit in genau so weite Ferne gerückt sein, wie der ursprünglich anvisierte Neubau. Von &bdquo;grauenhaft“ über &bdquo;entsetzlich“ und &bdquo;desaströs“ bis hin zu &bdquo;aus dem letzten Loch pfeifend“ reichten die Reaktionen, als die Ergebnisse der Bäderuntersuchung im Sportausschuss präsentiert wurden. Erst im Januar hatte das Gremium eine solche Prüfung beschlossen – verbunden mit der Hoffnung, die maroden Einrichtungen doch noch in die Zukunft retten und sich einen Neubau vor dem Hintergrund der städtischen Haushaltsmisere sparen zu können. Was Wolfgang Hein vom Büro &bdquo;Vision 12“ aber an Fakten vorlegte, verschlug einigen Ausschussmitgliedern fast schon die Sprache. Funktionsmängel und schadhafte Bausubstanz, völlig veraltete Technik und kaputte Schwimmbecken, Verletzungsgefahren und hygienische Mängel, undichte Leitungen und fehlender Brandschutz prägen die Untersuchungsergebnisse. Und zwar in einem solchen Ausmaß, dass sich Hein sogar zu der Feststellung hinreißen ließ: &bdquo;Die Behörden könnten die Bäder im Grunde jederzeit schließen.“ Nicht nur das Freibad ist am Ende Im Freibad etwa hatte Hein Räume vorgefunden, die schon lange nicht mehr der aktuellen Arbeitsstättenrichtlinie entsprechen. So fehlten nicht nur separate Personalräume, sondern auch Sanitäranlagen oder Umkleiden für Menschen mit Behinderung. Auch würden Umkleiden als Lagerfläche zweckentfremdet, weil die Abstellräume nicht mehr ausreichten. Die Kabinen und Duschen selbst sind derweil in einem miserablen Zustand. Abplatzungen und Risse in den Wänden, Fliesen mit massiven Schäden und Ablagerungen, defekte Abdichtungen und verdreckte Abläufe prägen das Bild. &bdquo;In den Decken sind Asbestplatten verbaut, die auch noch durchgeweicht sind“, beschrieb Hein seine Beobachtung. Auch das Filtergebäude sei von Feuchtigkeitsschäden und undichten Leitungen durchzogen. Und auch im eigentlichen Schwimm- und Badebereich sieht es nicht viel besser aus. Im Gegenteil sind auch dort gerissene Fliesen und Platten zu finden, das verlegte Pflaster wird an vielen Stellen zur Stolperfalle. Im Kleinkinderbecken wurden Schäden und Moosbildungen gefunden. Und auch das Schwimmerbecken ist nicht nur abgesackt, sondern auch von undichten Stellen und Rissen durchzogen. &bdquo;Da dringt also chlorhaltiges Wasser in den Untergrund“, so Hein. Mehr zum Thema: &bdquo;Wir belügen uns selbst“: Löhner Bäderbau steht auf wackeligen Füßen Schimmel, Schäden, Brandschutzmängel im Löhner Freibad Im benachbarten Hallenbad ist die Lage derweil fast noch dramatischer. Das Treppenhaus taugt nach Einschätzung Heins nicht als Fluchtweg im Ernstfall, weil es zum Teil zugestellt ist und Brandschutztüren fehlen. Die Außentreppe sei derweil kaum eine Alternative, weil dort die Stufen erhebliche Schäden aufweisen und der Stahlbeton angegriffen ist. Laut Hein aber ist ein Brandfall sogar alles andere als unwahrscheinlich. &bdquo;Dass der Schaltschrank und die gesamte Elektronik im Raum des Bademeisters untergebracht ist, geht gar nicht und entspricht in keinster Weise den gültigen Gesetzen“, warnte er. Hinzu komme, dass im Raum für die Badtechnik &bdquo;alles abgängig“ sei: Feuchtigkeitsschäden, mangelhafte Filter, eine defekte Lüftungsanlage, veraltete Rohrsysteme sowie von innen und außen verrostete Pumpen zählte Hein auf. &bdquo;Da kann schon morgen etwas passieren.“ Das Gebäude selbst sei zudem in einem schlechten Zustand. &bdquo;Das Dach ist an vielen Stellen undicht und zum Teil verrostet, in der Fassade finden sich Risse und Abplatzungen am Stahlbeton“, sagte Hein. Zudem sei der Bau unzureichend gedämmt, was zu Feuchtigkeitsschäden an Fenstern, Dichtungen, Fugen und Wänden beitrage. Im Innenbereich kommen noch Schimmelbildung, beschädigte Fliesen und ein undichter Beckenkörper hinzu, der Sprungturm erfüllt dank Rost und Feuchtigkeit nicht mehr die Sicherheitsanforderungen und müsste laut Hein &bdquo;eigentlich gesperrt werden“. Sanierung der Löhner Bäder nicht empfohlen Dass die Stadt angesichts dieser Fülle an Mängeln mit Reparaturen nicht weit kommen würde, war den Beteiligten nach dem Vortrag klar. Und auch Wolfgang Hein wollte nicht verhehlen, dass er eine Sanierung der Löhner Bäder &bdquo;nicht empfehlen“ könne. Und zwar weder als Teil-, noch als Kernsanierung, wie er sagte: Erstere würde die Probleme mittelfristig verstärken und somit lediglich zeitlich verschieben, letztere allein für eine Lebensdauer von weiteren zehn Jahren zu hohe Summen verschlingen. Konkret bezifferte Hein die Kosten für eine Kernsanierung auf rund 9,5 Millionen Euro im Freibad und zusätzliche 15 Millionen Euro im Hallenbad. Neubauten in vergleichbarer Größe und Ausstattung hingegen würden mit insgesamt 29 Millionen Euro nur wenig mehr kosten - dafür aber länger halten. Ein Kombibad, wie es Politik und Verwaltung ursprünglich favorisiert hatten, taxierte Hein auf rund 32 Millionen Euro Investitionskosten – eine Machbarkeitsstudie war im vergangenen Jahr allerdings noch von bestenfalls 34 Millionen Euro ausgegangen. Lesen Sie auch: Abschied vom Luxus - Löhne sollte sich vom Freibad trennen Entscheidung um Löhner Bäder wird erneut vertagt Für die Entscheidungsträger macht das die Sache derweil nicht einfacher. Denn in Zeiten von Haushaltssicherung und einem finanziellen Defizit von mindestens 13 Millionen Euro dürften beide Optionen allenfalls mit größten Anstrengungen zu stemmen sein. Während sich die Fraktionen noch darüber austauschten, wie es so weit kommen konnte, wie viel Zeit man bereits vertrödelt habe und wer für die Situation eigentlich die Verantwortung trägt, bemühte sich die Verwaltung um einen Blick nach vorne: &bdquo;Es bringt nichts, jetzt den schwarzen Peter zu suchen“, sagte Sportdezernent Mathias Döding. Stattdessen solle die Verwaltung einen Vorschlag ausarbeiten, wie ein Neubau möglichst preisgünstig zu realisieren sei. &bdquo;Dadurch, dass der mittelfristige Bestand der Bäder nicht gesichert ist, führt daran wohl kein Weg vorbei.“ Doch selbst zu einem solchen Beschluss konnte – oder wollte – sich die Politik nicht durchringen: Stattdessen wurde das Thema erneut vertagt und soll nun in der Ratssitzung am 12. Dezember auf der Tagesordnung stehen.

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