Stadt wird „kalt erwischt“: Brücken-Neubau in Löhne startet schon im November

Löhne. Mit Verspätungen rechnen Beobachter bei der Deutschen Bahn dauerhaft. Dass der Konzern aber auch mal verfrüht auf den Plan tritt, kann vor diesem Hintergrund durchaus überraschen. Entsprechend erstaunt zeigt man sich jetzt auch in Löhne, wo die Verantwortlichen von einer Ankündigung des Unternehmens kalt erwischt wurden: Die Bauarbeiten an der Bahnbrücke Koblenzer Straße sollen nun schon im November starten – und zwar unter Vollsperrung der Fahrbahn. Für die Stadt bedeutet das nicht nur massive Auswirkungen, sondern auch eine äußert kurzfristige Vorbereitung. Dass die Bahn sich der Brücke widmet, ist eigentlich keine Neuigkeit. Schon 2019 hatte der Konzern angekündigt, das in die Jahre gekommene Bauwerk umfassend zu erneuern. Mehr als 100 Jahre hat die Brücke, die 1917 über die Koblenzer Straße gebaut wurde, mittlerweile auf dem Buckel, geplant ist daher ein kompletter Abriss samt Neubau. Ursprünglich war von einem Baubeginn im März 2023 die Rede, der wurde später auf den Herbst des gleichen Jahres verschoben. Wegen Planungsfehlern vertagte man die Arbeiten schließlich noch einmal. Zuletzt hatte die Bahn einen Baustart im Sommer 2025 in Aussicht gestellt. Die Bahn bestätigt den Baustart Jetzt aber wird auch dieser Zeitplan noch einmal ordentlich durcheinandergewirbelt. Wie Löhnes Baudezernent Ulrich Niemeyer in der Ratssitzung am vergangenen Mittwoch mitteilte, wurde die Verwaltung nur wenige Tage zuvor von einer entsprechenden Nachricht der Deutschen Bahn überrascht. &bdquo;Darin hieß es, dass die Baustelle schon Anfang November eingerichtet wird“, sagte Niemeyer. Lesen Sie auch: Bahnbaustelle in Löhne: Koblenzer Straße vor monatelanger Sperrung Das bestätigt auch die Deutsche Bahn selbst. Auf NW-Nachfrage erklärt ein Sprecher, dass die Fläche neben der Brücke ab November bearbeitet werde. Dort soll später die neue Brücke konstruiert und nach dem Abriss des alten Bauwerks in die entstandene Lücke eingesetzt werden. Von einer vorgezogenen Maßnahme aber könne keine Rede sein, betont er. &bdquo;Im Sommer 2025 wird die Brücke in die Endlage eingeschoben. Damit der Einschub stattfinden kann, müssen wir im November mit den Vorbereitungsmaßnahmen und der Herstellung des Bauwerks anfangen“, sagt der Sprecher. Vollsperrung scheint unumgänglich Vorbereitet war im Rathaus auf diesen Zeitplan offenbar nicht. Statt mehrerer Monate bleiben den Verantwortlichen im Rathaus damit nur gut zwei Wochen, um etwaige Vorbereitungen zu treffen. Und die dürften durchaus erforderlich sein, wie der Baudezernent konkretisiert: &bdquo;Gleichzeitig wurde eine Anordnung auf Vollsperrung der Koblenzer Straße während der gesamten Bauzeit beantragt.“ Mit einem solchen Anliegen hatten die Beteiligten immerhin schon gerechnet. Zwar hatten ursprüngliche Planungen vorgesehen, dass die Straße nur für etwa zwei Wochen voll gesperrt werden müsse und für die übrigen Arbeiten zumindest einseitig befahrbar bleibe. Im Juli aber setzte die Bahn die Stadt in Kenntnis, dass nun doch für eine längere Zeit eine Stütze auf der Fahrbahn stehen werde. Laut Bahnsprecher biete die schmale Breite der Koblenzer Straße nicht genug Platz, um unter Teilabsperrung die notwendigen Bodeneingriffe vorzunehmen. &bdquo;Die Sicherheitsabstände zwischen Baubereich und Autoverkehr können nicht gewährleistet werden“, sagt er. Auch Ulrich Niemeyer hält eine Vollsperrung daher für nachvollziehbar. &bdquo;Deswegen können wir als Stadt das auch nicht ablehnen“, sagt er. Massive Auswirkungen auf den Verkehr Was das für den Verkehr bedeutet, konnte bereits in der Vergangenheit mehrfach beobachtet werden. Schon seit gut zwei Jahren nämlich werden an der Bahnbrücke immer wieder Vorbereitungen für die eigentliche Baumaßnahme getroffen. Zuletzt wurden dort im Januar dieses Jahres Rodungsarbeiten durchgeführt, um Platz zu schaffen. Für diese Arbeiten war die Koblenzer Straße zwischen Einmündungen Goethestraße und Am Bahndamm voll gesperrt worden, Lastwagen und Pkw wurden über die Lange Straße, die Löhner Straße und die ohnehin schon stark befahrene Weihestraße umgeleitet. In der Folge kam es immer wieder zu Staus und massiven Verzögerungen im Verkehrsfluss. Zum Thema: Neue Bahnbrücke: Wie aus 4,9 Millionen Euro Kostenbeteiligung am Ende 176.000 Euro werden Die könnten nun ab November noch stärker ausfallen. Denn laut Ulrich Niemeyer sieht der Antrag der Bahn dieses Mal eine noch umfassendere Sperrung vor, zwischen den Kreisverkehren zur Hahnenstraße und zur Langen Straße. Immerhin: Fußgänger und Radfahrer sind von der Maßnahme nicht betroffen. Wie die Umleitungen für den motorisierten Verkehr verlaufen werden, steht indes noch nicht fest. &bdquo;Das müssen wir erst noch sichten, dazu hatten wir angesichts der kurzfristigen Information noch keine Gelegenheit“, sagt Niemeyer. Erst im Oktober ist alles vorbei Überhaupt zeigt sich der Baudezernent einigermaßen verstimmt über die Ankündigung der Bahn. Auch er war von einem deutlich späteren Baubeginn ausgegangen. Bei der Bahn sorgt das allerdings für Unverständnis. &bdquo;Das Straßenbauamt der Stadt Löhne wurde stets in den Projektfortschritt einbezogen“, sagt ein Bahnsprecher auf NW-Nachfrage. Zudem sei der Stadt jede wichtige Projektentscheidung &bdquo;zeitnah mitgeteilt“ worden. Laut Ulrich Niemeyer hingegen seien die letzten Unterlagen erst am Donnerstag nachgereicht worden. &bdquo;Davor haben wir keinerlei Angaben zu Planbearbeitungen, Kosten oder Kreuzungsvereinbarungen bekommen“, sagt er. Ab wann die Vollsperrung gilt und wie lange sie aufrechterhalten bleibt, ist bislang noch unklar. Die Bahn hat sie nach eigenen Angaben für die gesamte Bauzeit beantragt - und damit für fast ein ganzes Jahr. &bdquo;Von November bis Juni 2025 wird das Bauwerk in Nebenlage hergestellt. Von Juni bis Oktober 2025 wird das alte Bauwerk rückgebaut und das neue Bauwerk wird in die Endlage eingeschoben“, umreißt der Bahnsprecher den Zeitplan.

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