So kämpfen junge Löhner gegen invasive Pflanzen im Naturschutzgebiet

Löhne. &bdquo;Wir entfernen das Indische Springkraut dort, wo wir die heimische Vielfalt erhalten wollen, wie hier im Naturschutzgebiet“, sagt Tjorven Dag Becker. Naturschutz ist ihm wichtig. Der 21-Jährige und seine 19-jährige Freundin Friedrike Hilpert sind die jüngsten Mitglieder im Kreisverband Herford des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). Ehrenamtlich engagieren sich die zwei in der Löhner Ortsgruppe. Gegen gebietsfremde Pflanzenarten im Naturschutzgebiet Rehmerloh-Mennighüffer Mühlenbach gehen sie gemeinsam vor. Ihr Ziel ist es, das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera) und den Japanischen Staudenknöterich (Fallopia japonica) zurückzudrängen, um die biologische Vielfalt der natürlich vorkommenden Tier- und Pflanzengesellschaft wieder herzustellen. Die Arbeit der Löhner NABU-Mitglieder erfolgt in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde im Kreis Herford. Auf einer Fläche von etwa 2.500 Quadratmetern, verteilt an neun Standorten, sind sie am Mühlenbach aktiv. Mühevolle Handarbeit gegen hartnäckige Eindringlinge In mehreren Gemeinschaftsaktionen des NABU wurde zunächst der Japanische Staudenknöterich geschnitten, die Rhizome ausgegraben, die durchwurzelte Erde bis auf ein Meter Tiefe abgetragen, alles abtransportiert und verbrannt. Anschließend wurden die Flächen mit schwarzer Teichfolie abgedeckt. &bdquo;Ohne Licht können die Pflanzen keine neuen Triebe ausbilden und die weitverzweigten, unterirdischen Sprossen sterben ab. Die Kosten für Abtransport, Verbrennung und Folie hat der Kreis übernommen“, sagt Tjorven Becker. Er rechnet mit bis zu zehn Jahren für eine Verrottung unter der Folie: &bdquo;Alle zwei Wochen fahren Friederike und ich die Standorte ab und entfernen alle neuen Triebe, die an Nahtstellen der Folie herauswachsen.“ Lesen Sie auch: Distel, Jakobskreuzkraut & Co. – Warum diese Pflanzen mehr sind als Unkräuter Der Staudenknöterich wächst mit bis zu 30 Zentimetern pro Tag sehr schnell und verschattet durch seinen dichten, hohen Bewuchs den Boden. Junge Triebe heimischer Arten haben unter dem dunklen Blätterdach keine Chance und werden verdrängt. Und der Knöterich ist ein Überlebenskünstler: &bdquo;Schon 0,7 Gramm Wurzel reichen, damit eine neue Pflanze entsteht. Die Sprossteile verbreiten sich über Gewässer, Gartenabfall und Mähwerkzeuge“, erklärt Becker. Sorgfältiges Arbeiten ist wichtig, um ein weiteres Ausbreiten der unerwünschten Pflanzen zu vermeiden. Aus privaten Gärten verbreitet Die Exoten hat der Mensch eingeführt: Aus privaten Gärten heraus haben sich die Zierpflanzen unter anderem durch Gartenabfälle weiter verteilt. Imker pflanzten das Indische Springkraut als ergiebige Nektarquelle für Bienen an. Friedrike Hilpert und Tjorven Becker initiierten das Projekt gegen die gebietsfremden Arten im Naturschutzgebiet Rehmerloh-Mennighüffer Mühlenbach. Bei einem Spaziergang durch den Ulenburger Wald und um das anliegende Schloss erzählen sie von ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Gleichzeitig achten sie auf Geräusche und alles, was um sie herum geschieht: Der bettelnde Ruf junger Waldkäuze, der Schrei eines Turmfalken und der Gesang des Kolkraben – Vogelstimmen lassen sie innehalten und lauschen. Es kommt auf den Standort an Vorbei am Violetten Laufkäfer und emsigen Mistkäfern macht das naturbegeisterte Duo auf vereinzelte Exoten aufmerksam: Zwischen den Buchen steht eine nordamerikanische Douglasie. Ein Stück weiter auf der anderen Bachseite eine Robinie. Beide Bäume stammen aus Nordamerika und sind ursprünglich als Zierpflanze nach Deutschland eingeführt worden. Becker erklärt: &bdquo;Bei gebietsfremden Arten kommt es auf den Standort an: Unter einem geschlossenen Blätterdach wie in diesem Buchenwald, kann sich die eine Douglasie nicht durchsetzen.“ Hilpert ergänzt: &bdquo;Offene, kahle Standorte hingegen können vor allem Robinien sehr schnell bewachsen und heimische Arten verdrängen.“ Robinien verbreiten sich über ihre Samen, die sich durch den Wind im Umkreis von 100 Metern verteilen sowie über Wurzelschösslinge. Tjorven Becker sagt: &bdquo;Die Rinde der Robinie, ihre Blätter und Schoten sind giftig und wegen der starken Dornen an Stamm und Ästen ist das Entfernen der jungen Triebe sehr mühselig.“ Anfälliger bei Hochwasser Robinie, Japanischer Staudenknöterich und Indisches Springkraut sind invasive Neophyten. Sie dringen in einheimische Lebensräume ein und breiten sich dort sehr schnell aus. Dabei verdrängen sie entweder direkt die heimischen Arten oder verändern deren Lebensbereich so stark, dass die heimische biologische Vielfalt gefährdet ist. Knöterich wie Springkraut bevorzugen Gewässerbereiche und wachsen am Mühlenbach an verschiedenen Stellen. Beide Arten verdrängen durch starken Wuchs einhergehend mit Verschattung die einheimische, tiefer wurzelnde Vegetation. Durch ihre flacheren Wurzeln wird der Boden lockerer und anfälliger für Erosion. Lesen Sie auch: Invasive Arten verändern natürliche Lebensräume in OWL Bei Starkregen und Hochwasser kann der Uferbereich am Mühlenbach unterspült werden und abbrechen. Das dortige Ökosystem wird gefährdet wie beispielsweise Bruthöhlen vom Eisvogel im Steilufer. Gleichzeitig beschleunigt das Wasser die Verbreitung der beiden gebietsfremden Arten. Rund 400 Stunden ehrenamtliche Arbeit im Jahr Das Indische Springkraut bewächst Flächen sehr schnell: &bdquo;Die Samenkapseln springen bei Berührung auf und schleudern die Samen bis zu sieben Meter weit. Eine Pflanze kann bis zu 4.000 Samen bilden“, sagt Hilpert. Damit das im Löhner Naturschutzgebiet nicht passieren kann, entfernen die Zwei das Indische Springkraut in regelmäßigen Abständen. Dabei wenden die Umweltschützer verschiedene Methoden an: Einzelne Pflanzen reißen sie mitsamt der Wurzel aus. Größere Bestände werden zwischen April und August mit dem Freischneider abgemäht und zwar bevor die Samen reif sind. Becker sagt: &bdquo;Je früher wir aktiv werden, je weniger Arbeit fällt an.“ Er arbeitet gerne mit der Wiedehopfhacke, Friederike mit dem Freischneider. Rund 400 Stunden pro Jahr sind die beiden NABU-Mitglieder zum Schutz der Natur unterwegs, freiwillig. Ihre Liebe zur Natur greifen sie auch beruflich auf: Friederike Hilpert studiert Umweltwissenschaften und Tjorven Dag Becker arbeitet als Bundesfreiwilliger bei der Biologischen Station Ravensberg. Friedrike Hilpert deutet auf eine Fläche am Mühlenbach, wo sie aktiv waren: &bdquo;Hier haben wir vor ein paar Wochen geschnitten und bisher ist nichts nachgekommen. Zum Glück“, sagt sie lächelnd bei der Nachkontrolle.

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