26.000 Kilometer zu Fuß an der Werre entlang - Diese Frau ist Deichwärterin in Löhne

Löhne. Die australische Hauptstadt Canberra liegt rund 16.000 Kilometer von Löhne entfernt. Wäre die Metropole Down Under zu Fuß zu erreichen, dann wäre Iris Bögeholz einmal nach Sydney und mehr als halb zurück gelaufen, mit Blick auf die Distanz, die sie als Deichwärterin an der Werre zurückgelegt hat. Sie macht diesen Job seit 25 Jahren und hat seitdem rund 26.000 Kilometer zu Fuß am Fluss verbracht. Als Deichwärterin macht sie einmal in der Woche die 20 Kilometer große Runde auf den Wegen. Ihr Einsatzgebiet reicht von der Kronprinzenbrücke bis zur Autobahnbrücke in Richtung Kirchlengern. &bdquo;Die Arbeit von Frau Bögeholz ist für uns unverzichtbar. Sie sieht jede Veränderung, die auch zu einem größeren Problem werden könnte, wenn man sich nicht darum kümmert“, sagt Steffen Veenaas, Geschäftsführer des Werre-Wasserverbands. Dafür, dass Deiche und Hochwasserrückhaltebecken und andere Einrichtungen am Fluss in gutem Zustand sind. Der Verband hat seinen Sitz in Herford. Die Augen des Verbands am Fluss sind zwei Deichwärterinnen und ein Deichwärter. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Kontrolle der Hochwasserrückhaltebecken (HRB). Die gibt es in Löhne, in Bünde-Bustedt und in Bad Saluzflen, wo die Bega in die Werre mündet. Die Tour beginnt im Technikraum Iris Bögeholz beginnt ihre Tour an diesem Tag in einem der beiden Technikräume des HRB. Er befindet sich in der Nähe des Brückenhauses. Dort wurden vor wenigen Monaten neue Heizöltanks eingebaut. Sie versorgen das Notstromaggregat, das im Notfall dafür sorgt, dass die Klappen des Wehrs bewegt werden können. &bdquo;Bis zu 72 Stunden müssen wir unabhängig von der Stromversorgung sein“, sagt Veenaas. Um das zu erreichen, mussten größere Tanks angeschafft werden. Die nehmen deutlich mehr Platz weg. &bdquo;Jetzt ist für den Feuerlöscher nicht mehr genug Platz an der ursprünglichen Stelle. Das habe ich dem Kollegen schon gesagt“, sagt Iris Bögeholz zu Veenas. Vor der Tür zum Technikraum ist im letzten Jahr ein schöner Freisitz entstanden, der Teil des Werreauenparks ist. &bdquo;Der wird gut genutzt und wir haben ein Problem weniger“, sagt Bögeholz. Vor der Umgestaltung der Fläche war dieser Breich ziemlich zugewachsen. Die Fläche vor der Tür des Technikraums wurde als stilles Örtchen genutzt. Wildpinkler leisteten ganze Arbeit. &bdquo;Die Tür zum Technikraum mussten wir vor ein paar Jahren austauschen, weil sie im unteren Drittel total verrostet war“, sagt Veenaas. Den Job geerbt Iris Bögeholz hat den Job der Deichwärterin &bdquo;geerbt“. Vorher hat ihr Schwiegervater Willi Bögeholz diese Arbeit gemacht. Als der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr konnte, sei sie gefragt worden. &bdquo;Das passte gut in meinen Alltag. Ich war Mutter und wir haben eine Landwirtschaft im Nebenerwerb“, sagt die Löhnerin. Seit 1999 ist sie einmal in der Woche als Deichläuferin an der Werre unterwegs. Sie hat ein Auge auf den Zustand der Deiche, meldet, wenn es zu Veränderungen kommt. Das können zum Beispiel Absackungen oder Risse sein. Im Blick hat sie auch die Sandsacklager, die sich an zwei Stellen in Werrenähe befinden. Nach Hochwassern hat sie einen besonderen Blick auf die Zugänge zum Fluss, die dann oft gereinigt werden müssten. Auch den Pegel kontrolliert sie. &bdquo;Früher gab es Probleme mit Kaninchen, die die Deiche ausgehöhlt haben“, sagt sie. Die Zeiten seien lange vorbei. Durch eine Seuche seien die Tiere stark dezimiert worden. &bdquo;Dazu kommt, dass wir schon seit vielen Jahren die Deiche durch Gitter sichern“, sagt Veenaas. Diese liegen dicht unter der Grasnabe und vermiesen buddelnden Tieren den Spaß. Einmal im Monat reicht nicht Immer wieder wird die Deichwärterin auch von Spaziergängern angesprochen. &bdquo;Im Lauf der Jahre lernt man so einige kennen.“ Von ihnen gebe es auch gelegentlich Hinweise. Wichtig sei, dass sie einmal pro Woche ihre Runde macht. Das sieht auch Steffen Veenaas so. &bdquo;Einmal im Monat reicht nicht. Da kann es sein, dass ein Schaden deutlich größer geworden ist.“ Deutlich verändert hat sich der Stellenwert der Werre für die Löhner in den 25 Jahren. &bdquo;Es sind wesentlich mehr Menschen am Fluss unterwegs als in den ersten Jahren“, sagt sie. Erstaunlich sei, wie lange es gedauert habe, bis die Werre als Naherholungsgebiet angenommen worden sei. Steffen Veenaas freut sich darüber. &bdquo;Das ist ja auch ein Zeichen von Wertschätzung für das Gewässer.“ Viele Hunde unterwegs Manchmal geht ihm die Liebe zum Naherholungsgebiet zu weit. &bdquo;Die Zahl der Hunde hat massiv zugenommen“, sagt er. Das sei an sich kein Problem. Wohl aber, dass sehr viele ihren Kot in den Werrewiesen hinterlassen würden. &bdquo;Bis in die 90er Jahre haben wir nichts fürs Mähen bezahlt. Die Landwirte waren dankbar für das kostenlose Viehfutter“, sagt er. Dann habe sich die Situation mehr und mehr verändert. Zunächst habe man für die Mahd bezahlen müssen. &bdquo;Jetzt müssen wir auch die Entsorgung bezahlen, weil das Gras durch den Kot so stark verunreinigt ist, dass er als Viehfutter nicht mehr verwendet werden kann.“ Iris Bögeholz will noch viele Jahre ihre Runden um die Werre drehen. &bdquo;So lange ich fit bin, mache ich weiter.“ Dass sie den Job an eins ihrer Kinder vererbt, ist ausgeschlossen. &bdquo;Die gehen beruflich ganz andere Wege“, sagt die Deichwärterin und setzt ihre Runde fort.

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