Löhnes letzter Musikladen schließt

Löhne. Oliver Stubenrauch nimmt eine Gitarre von der Wand und schaut sich ernst in seinem Laden um. Am 15. Juni schließt &bdquo;M&M House of Music“. Und damit eines der letzten Musikgeschäfte im Kreis Herford. &bdquo;Bis zum zehnjährigen Jubiläum haben wir es geschafft“, sagt Stubenrauch, der sich mit der Eröffnung des Musikladens um Jahr 2014 einen Lebenstraum erfüllte. Er führt den Laden gemeinsam mit Ehefrau Margit. Die ersten fünf Jahre war der Sitz des Geschäfts an der Lübbecker Straße. Dort, wo viele Jahre eine Filiale der Firma Heese-Haushaltswaren und davor die Firma Hesse war. Bis vor Kurzem gab es an dieser Stelle den &bdquo;Emila Supermarket“. Er hatte nach eigenen Angaben internationale Spezialitäten im Angebot. Der Laden ist seit rund zwei Wochen geschlossen. &bdquo;Hinter dem Konservendosenregal im Eingangsbereich hat glaube ich bis zum Schluss eine Werbewand von einem unserer Gitarrenlieferanten gestanden“, sagt Stubenrauch. Umgezogen sind die Stubenrauchs mit ihrem Geschäft, weil sie mit der Bausubstanz und den hohen Energiekosten am alten Standort unzufrieden waren. &bdquo;Da ist ewig nichts gemacht worden“, sagt Stubenrauch. Mit ihrem neuen Landen waren die Betreiber rundum zufrieden. &bdquo;Hier hat alles gepasst.“ Musikladen statt Druckerei Der 59-Jährige Oliver Stubenrauch hat sich mit der Eröffnung des Geschäfts im Jahr 2014 einen Lebenstraum erfüllt. Seit Jahrzehnten spielt der Löhner Klavier und Keyboard, weiß also, wovon er redet, wenn es um Musikinstrumente geht. Bevor er ins Musikgeschäft einstieg, war er Inhaber der Druckerei Stubenrauch. &bdquo;Wir waren auf Formulardruck spezialisiert. Vor zehn Jahren hat sich abgezeichnet, dass der Markt immer schwieriger wird“, sagt er. Die Konkurrenz durch das Internet und der geringere Bedarf an Formularen hätten es für die Branche immer schwieriger gemacht. &bdquo;Das hätte auf Dauer keine Perspektive gehabt.“ Dass diese Entscheidung richtig war, zeige sich auch daran, dass viele kleine Druckereien in der Region in den letzten Jahren geschlossen wurden. Die ersten fünf Jahre waren die guten Jahre für &bdquo;M&M House of Music“. &bdquo;Die Entscheidung, damals etwas ganz Neues anzufangen, war super“, erinnert sich Stubenrauch. Den Kunden wurde ein gutes Angebot unterschiedlicher Musikinstrumente präsentiert. Von Gitarren über Keyboards bis zu Schlagzeugen. Auch Noten haben die Stubenrauchs im Sortiment. Der Corona-Schock So war auch klar, dass sie mit dem Rückenwind der guten Kundenresonanz nach einem neuen Standort suchen würden. Der war mit dem Geschäft an der Königstraße schnell gefunden. Nach dem Umzug wollten sie richtig durchstarten. Daraus wurde nichts. Nur wenige Monate nach der Eröffnung lähmten Corona-Pandemie und der erste Lockdown im März 2020 das Land. &bdquo;Corona hat bei uns tiefe Spuren hinterlassen.“ Viele Kunden, die vorher den Kauf im Musikladen dem Mausklick im Internet vorzogen, hätten sich in der Pandemie umorientiert. &bdquo;Sie haben festgestellt, dass es gut funktioniert und sind dabei geblieben“, sagt er. Die Pandemie alleine hätte wohl nicht zum Aus für das Geschäft geführt. &bdquo;Wir hatten uns von den Coronafolgen kaum erholt, als die Folgen des Ukraine-Kriegs massive Auswirkungen hatten“, sagt er. Hohe Energiepreise und Mega-Inflation hätten die Umsätze erneut einbrechen lassen. &bdquo;Bei den Einstiegsinstrumenten hat sich das nicht so ausgewirkt. Allerdings haben wir wesentlich weniger hochwertige Instrumente verkauft“, sagt Stubenrauch. Da sei der Musikhandel in einer ähnlich schwierigen Position wie zum Beispiel der Möbelhandel. &bdquo;Da wird der Kauf einer neuen Gitarre oder eines neuen Keyboards verschoben, weil die alten Instrumenten ja doch noch ganz gut funktionieren.“ Das Internet verdirbt die Lust am Musik machen Der Kauf von Instrumenten im Internet ist nach Überzeugung von Stubenrauch nicht nur ein Problem für den stationären Handel. Er kann auch die Lust am Musik machen verderben. &bdquo;Wer sich für 70 Euro eine Gitarre im Netz kauft, hat Brennholz mit Saiten. Es besteht die Gefahr, dass man aus diesen Teilen keinen richtigen Ton rauskriegt und dieses schöne Hobby wieder aufgibt, weil man glaubt, dass man es nicht kann. Dabei liegt es an der lausigen Qualität des Instruments.“ Die Entscheidung, zum 15. Juni zu schließen, fiel, weil die Verlängerung des Mietvertrags anstand. &bdquo;Wir glauben nicht, dass sich die Situation in den nächsten drei bis vier Jahren verbessert.“ Auch andere Musikgeschäfte wurden in den letzten Monaten geschlossen oder schließen bald. &bdquo;Musik aktiv“ in Paderborn hat im vergangenen Jahr zu gemacht. Der Branchenriese &bdquo;Just Music“ aus Berlin hat Ende März ebenfalls geschlossen. &bdquo;Da ist gerade ein kleiner Flächenbrand in der Branche unterwegs.“ Für die Stubenrauchs geht es in anderen Berufen weiter. Der 59-Jährige Oliver Stubenrauch ist gelernter Kaufmann. &bdquo;Ich habe einige Bewerbungen laufen und bin optimistisch, dass ich im Herbst einen neuen Job habe. Das wäre für Männer in meinem Alter vor zehn Jahren viel schwieriger gewesen.“

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