Junge Unternehmerinnen aus Löhne machen sich stark für den Einzelhandel

Löhne. Ostersamstag endete eine Tradition in Löhne. Die Fleischerei Horst schloss für immer ihre Türen. An dem einen oder anderen Löhner Frühstückstisch soll es wohl Streit darum gegeben haben, wer das letzte Stück Mett des Familienbetriebs bekommt. Traurig sind auch die Mennighüffener Einzelhändler, dass ein Unternehmen mit großer Bedeutung für den Einzelhandelsstandort geschlossen wurde. Wir haben mit zwei Unternehmerinnen über die Lage des Einzelhandels gesprochen. Meike Budde führt das Familienunternehmen &bdquo;1921 Fam. Niehus & Budde Optik Stil & Schmuck“ an der Lübbecker Straße. In der vierten Generation setzt sie die Tradition fort. Katharina Esser hat sich entschieden, das landwirtschaftliche Unternehmen ihrer Familie in die Zukunft zu führen. Bald startet die Saison für die Ulenburger Erdbeeren, mit denen sie sich gegen die Konkurrenzprodukte aus Südeuropa behaupten muss. Der Laden von Meike Budde liegt nur wenige Meter entfernt von der Fleischerei Horst. Rollos hängen bei Horst vor dem Schaufenster und der Tür. Durch einen Spalt ist die Fleischtheke zu sehen. Senftuben stehen auf der Ablage. Auf den ersten Blick wirkt es fast so, als hätte Horst Betriebsurlaub. Der Fleischer wird vermisst Seit der Schließung hat sich die Atmosphäre in der Nachbarschaft verändert. &bdquo;Das ist schon ein komisches Gefühl. Es ist hier so ruhig geworden. Unsere Kunden machen sich Sorgen, dass andere Geschäfte auch schließen werden“, sagt Meike Budde. Dabei sei ja die Schließung von Horst nicht auf den Standort Mennighüffen zurückzuführen. &bdquo;Wir haben hier immer noch viele unterschiedliche Geschäfte, die einen Einkauf in Mennighüffen lohnenswert machen“, sagt sie. Entscheidend sei, dass nicht nur beklagt wird, dass wieder ein Einzelhändler seine Pforten für immer schließt. &bdquo;Es liegt in den Händen der Löhnerinnen und Löhner, ob wir mit unseren Geschäften eine Perspektive haben und auch unsere Kinder sie eines Tages übernehmen könnten“, sagt Katharina Esser. Meike Budde ist Optikerin und überzeugt, dass Mennighüffen gute Chancen hat, als Einkaufsstandort attraktiv zu bleiben. &bdquo;Wir setzen auf individuelle Beratung und gute technische Ausstattung. Eben war ein Kunde da, bei dem ich die Pupillengröße gemessen habe“, sagt sie. Mit den Daten könne man die Brillengläser noch individueller fertigen. &bdquo;Das bietet kein Optiker im Internet und auch kein Discount-Optiker“, sagt sie. Nachhaltigkeit, Bindung, Heimatgefühl Katharina Esser kämpft mit ihren Erdbeeren einen schweren Kampf. &bdquo;Wir müssen uns bei absolut unfairen Wettbewerbsbedingungen gegen Produzenten aus Südeuropa behaupten.“ Die Früchte würden in Ländern wie Spanien, Griechenland oder der Türkei unter ökologisch und arbeitsethisch fragwürdigen Bedingungen produziert. &bdquo;Bei den Preisen können wir nicht mithalten.“ Die Kunden seien dennoch bereit, mehr zu zahlen. &bdquo;Unserem Produkt wird Wertschätzung entgegen gebracht, sonst würden wir es nicht machen.“ Die Unternehmerinnen kämpfen für ihre Idee vom lokalen Handel. &bdquo;Da geht es um Nachhaltigkeit, um Bindung und Heimatgefühl. Wenn wir nicht alle dafür eintreten und entsprechend handeln, dann besteht die Gefahr, dass das endet“, sagt Esser. Die Strukturen seien noch relativ intakt. &bdquo;Jeder Bereich, der uns durchs Leben trägt, findet vor Ort eine Lösung. Wenn man sich vorstellt, dass die Lübbecker Straße nicht existiert, dann wäre ja die Anonymität noch größer“, sagt sie. Die soziale Bedeutung des Handels zeigt sich auch an den Festen, die die Werbegemeinschaften in den Stadtteilen immer wieder veranstalten. Der Mennighüffer Sommer und der Adventsmarkt führt die Menschen ebenso zusammen wie das Frühlingsfest. &bdquo;Am Sonntag war in der Innenstadt eine Menge los, da trifft man viele Leute“, sagt Meike Budde. Ohne den Handel gäbe es die Veranstaltungen nicht. &bdquo;Die Stadt organisiert so etwas nicht“, sagt Budde. Kritik an der Stadt Ganz selbstverständlich ist es auch, dass heimische Vereine die Händler als Sponsoren für Turniere, Trikots oder andere Veranstaltungen gewinnen wollen. &bdquo;Das machen wir natürlich gerne, weil wir alle von hier kommen. Bei Herrn Amazon müssen die aber auch gar nicht erst anrufen“ sagt Katharina Esser. Ein Grund mehr, sich genau zu überlegen, ob man dem Besuch im Laden nicht ein paar Mausklicks vorziehen sollte. Wenig Unterstützung kommt nach Einschätzung der Unternehmerinnen von der Stadt und der Politik. &bdquo;Ich kann mich nicht erinnern, wann jemals der Bürgermeister oder ein Politiker hier war und gefragt hat, was sie für uns tun können“, sagt Meike Budde. Katharina Esser nickt zustimmend. Es fehle definitiv jemand bei der Stadt, der ein offenes Ohr für die Händler habe. &bdquo;Vielleicht gibt es Fördergelder oder besondere Programme für die Stadtteilentwicklung und wir wissen es nicht“, sagt Budde.

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