Lärmstreit in Löhne: Für Anwohner einer Straße bleibt es vorerst sehr laut

Löhne. Die Hoffnung etlicher Gohfelder auf eine baldige Lärmberuhigung wird vorerst weiter strapaziert. Sowohl das von der Stadt angestrebte Tempo-Limit auf der Weihestraße, als auch der seit Jahren erwartete Anschluss der Straße &bdquo;Großer Kamp“ an die B611 lassen weiter auf sich warten. Das geht aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine entsprechende NW-Anfrage hervor. Zumindest einen kleinen Lichtblick gibt es aber dennoch. Mehr als drei Jahre sind vergangen, seit der Rat der Stadt Löhne erstmals über ein mögliches Tempolimit auf der Weihestraße diskutiert hat. Nachdem die Stadt eine Absenkung der Höchstgeschwindigkeit zwischenzeitlich angeordnet hatte, jedoch am Widerstand von Straßen NRW gescheitert war, schaltete sich zuletzt der Kreis Herford als Fachaufsicht in die Angelegenheit ein. Schlechter Zustand sorgt für Lärm Hintergrund ist die hohe Lärmbelastung, die in Gohfeld und speziell an der Weihestraße immer wieder beklagt wird. Schon seit vielen Jahren unternehmen verschiedene Akteure - darunter etwa die Löhner Bürger-Allianz oder die Initiative &bdquo;Macht Gohfeld leiser“ - Versuche, die Verantwortlichen zu verkehrsberuhigenden und lärmmindernden Maßnahmen zu bewegen. Und das offenbar nicht ganz zu unrecht: Verkehrszählungen im Jahr 2020 kamen zu dem Ergebnis, dass täglich zwischen 777 und 783 Lkw auf der Straße unterwegs sind - und damit mehr als an jeder anderen Straße im Stadtgebiet. Eine Belastung, die nach Angaben der Stadtverwaltung schon länger einen &bdquo;sehr schlechten baulichen Zustand“ der Weihestraße zur Folge hat, was sich unter anderem in diversen Schlaglöchern und provisorischen Ausbesserungen zeige. Passieren nun Fahrzeuge diese Unebenheiten, würden &bdquo;unregelmäßige, aber häufig auftretenden Geräuschspitzen“ erzeugt, die wiederum zu &bdquo;erheblichen Beeinträchtigungen“ der Anlieger führten. 2021 wurden Lärmwerte von 64 Dezibel tagsüber und 54 Dezibel in der Nacht gemessen. Eine unendliche Geschichte Entlastung erhoffen sich Betroffene und Beobachter schon seit Jahren von einem Anschluss der Straße &bdquo;Großer Kamp“ an die B611, der den Zuweg zum Gewerbegebiet Scheidkamp erleichtern und damit zumindest einen Teil der Lkw von der Weihestraße fern halten könnte. Das Projekt aber stand von Beginn an unter keinem guten Stern: Mal musste der Boden aufwendig entwässert werden, mal fehlten Genehmigungen, mal war das zuständige Planungsbüro überlastet. Im vergangenen Jahr sorgte zunächst eine neue Ersatzbaustoffverordnung für Verzögerungen, dann grätschte auch noch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) dazwischen. Weil er Siedlungsreste aus der vorrömischen Eisenzeit auf dem Baugebiet vermutete, musste eine Untersuchung her. Die ist laut Olaf Bokämper vom Löhner Amt für Straßenbau und Verkehr mittlerweile abgeschlossen worde. Funde, so sagt er auf NW-Nachfrage, seien dort keine gemacht worden. Grünes Licht gebe es gleichwohl noch immer nicht. Denn in der Zwischenzeit hat der Rat der Stadt Löhne den Weg frei gemacht für Gewerbeflächen am Großen Kamp - und damit erneut den LWL auf den Plan gerufen, die auch dieses Gebiet archäologisch unter die Lupe nehmen möchte. Kein Baubeginn vor 2025 &bdquo;Die Untersuchung musste aufgrund der schlechten Witterung abgebrochen werden und konnte noch nicht abgeschlossen werden“, sagt Bokämper. Mit einem Ergebnis rechnet er daher erst im Verlauf der nächsten Wochen - ebenso mit dem Ausgang der Bodenuntersuchung in Bezug auf die Ersatzbaustoffverordnung. &bdquo;Nach aktuellem Stand wird daher von einer Ausschreibung im vierten Quartal 2024 und einem Baubeginn im Frühjahr/Sommer 2025 ausgegangen“, so Bokämper. Bis der Anschluss aber tatsächlich freigegeben wird, dürfte noch einige Zeit ins Land ziehen. Auch deshalb sollte mit der Tempo-30-Anordnung schon vorab für mehr Ruhe auf der Weihestraße gesorgt werden. Die Nachricht aber, die das Kreishaus nach einer fast zweijährigen Prüfung des Vorhabens parat hatte, fiel alles andere als positiv aus. Die Anordnung halte &bdquo;einer rechtlichen Überprüfung nicht stand“, heißt es in einem Schreiben von Dezember vergangenen Jahres. Denn nach Ansicht des Kreises werden die Grenzwerte der Lärmschutzrichtlinien an der Weihestraße gar nicht überschritten. Diese Grenzwerte liegen bei 69 Dezibel am Tag und 59 Dezibel in der Nacht und damit über den an der Weihestraße gemessenen Werten. &bdquo;Zweifel an der Rechtmäßigkeit“ eines Tempolimits, so heißt es in dem Schreiben weiter, seien daher angebracht. Streit um Grenzwerte Im Löhner Rathaus sieht man das hingegen anders. Die von Straßen NRW genannten Grenzwerte, so heißt es aus der Verwaltung, stellten lediglich eine Obergrenze dar, &bdquo;bei denen eine konkrete Gesundheitsgefährdung der betroffenen Anlieger erreicht wird“. Stattdessen orientiert sich die Stadt nach eigenen Angaben nicht an den Lärmschutzrichtlinien, sondern an der Verkehrslärmschutzverordnung (BImSchV), die tagsüber 59 Dezibel und in der Nacht 49 Dezibel zugrunde legt. Ab diesen Werten, so heißt es dort, sei eine &bdquo;nicht mehr hinzunehmende Beeinträchtigung der Wohnbevölkerung anzunehmen“. Die Stadt müsse daher zwangsläufig lärmmindernd tätig werden. Zu einem ähnlichen Schluss kommt nun auch die rechtliche Stellungnahme eines Fachanwalts, der nach Angaben von Olaf Bokämpfer vom Amt für Straßenbau und Verkehr mittlerweile eingeschaltet wurde. &bdquo;Diese bestätigt die Rechtsauffassung der Stadt Löhne, wonach die Anordnung der Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h inhaltlich und formell rechtmäßig erfolgt ist“, sagt Bokämper auf NW-Nachfrage. Die Stellungnahme habe er an den Kreis Herford weitergeleitet, eine abschließende Entscheidung des Kreises wird bald erwartet.

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