Viele Raser auf Spielstraße in Löhne

Löhne. Hätte die Polizei am Mittwochmittag im verkehrsberuhigten Teil der Lübbecker Straße geblitzt, hätten einige Autofahrer wegen zu hoher Geschwindigkeit nicht nur zahlen müssen, sie wären auch für ein paar Wochen ihren Führerschein losgewesen. Die Polizei macht seit etwa zwei Wochen regelmäßig Verkehrskontrollen. Das Ergebnis fällt ernüchternd aus. &bdquo;Die Beschwerden über zu schnell fahrende Autos haben massiv zugenommen. Allein in der letzten Woche haben sich acht Anwohner bei uns beschwert“, sagt Stefan Göding, Leiter der Löhner Wache. Die Beobachtungen der Polizei bestätigen die Wahrnehmungen vieler Anwohner. Kaum ein Autofahrer hält sich an die Regel. &bdquo;In einem verkehrsberuhigten Bereich wie diesem Teil der Lübbecker Straße gilt Schrittgeschwindigkeit“, sagt Göding. Fast alle sind zu schnell Weil ein Fahren in Schrittgeschwindigkeit kaum möglich ist, gilt eine Geschwindigkeit von 10 km/h noch als regelkonform. Auch diese Geschwindigkeit überschreiten die meisten Autofahrer während der Polizeikontrolle am Mittwochmittag. Innerhalb von 30 Minuten ziehen die Polizisten sechs Autofahrer vorübergehend aus dem Verkehr, weil sie zu schnell gefahren sind. &bdquo;Wir messen die Geschwindigkeit nicht, sondern dürfen das in verkehrsberuhigten Bereichen nach dem Augenschein beurteilen“, sagt Stefan Göding. Für viele Fahrer wird es so günstiger, als wenn geblitzt worden wäre. &bdquo;Das kostet ein Verwarngeld von 15 Euro.“ Deutlich teurer wäre es, wenn der Verkehrsdienst die Geschwindigkeit misst. Göding zeigt eine Liste mit den Tarifen. Dann ist der Führerschein weg Wer 10 km/h zu schnell fährt, also mit Tempo 20 auf der Lübbecker Straße unterwegs ist, muss 30 Euro Bußgeld zahlen. 15 km/h zu schnell: 50 Euro, 20 km/h zu schnell: 70 Euro. Ab 21 km/h zu schnell wird es richtig teuer. &bdquo;Das kostet dann mindestens 115 Euro, führt zu mindestens einem Punkt und Fahrverbot. Wer also mit Tempo 41 im verkehrsberuhigten Bereich geblitzt wird, ist für vier Wochen seinen Führerschein los. Das könnte nicht wenigen Autofahrern bald drohen. &bdquo;Wegen der großen Zahl der Verstöße werden wir unsere Verkehrsabteilung bitten, die Geschwindigkeit zu kontrollieren“, sagt Göding. In absehbarer Zeit wird also in der Innenstadt geblitzt. Das sei leider nötig, weil dort im großen Stil die Regeln ignoriert würden. Göding macht deutlich, wie sich die Verkehrsteilnehmer im verkehrsberuhigten Bereich eigentlich verhalten müssten. Autofahrer müssten immer Rücksicht nehmen. &bdquo;Fußgänger haben hier Vorrang. Kinder dürfen auf der ganzen Straße spielen“, sagt der Polizist. Gleichgültige Fahrer Eltern würden sicher nicht auf die Idee kommen, ihre Kinder auf der Lübbecker Straße spielen zu lassen. Bei dieser Regel wird allerdings deutlich, wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinander liegen. &bdquo;Das Problem auf der Lübbecker Straße ist die Gleichgültigkeit der Autofahrer. Die hat sich massiv gehäuft“, sagt Göding. Trotz enger Fahrbahn und Hindernissen auf der Kronprinzenbrücke dient die Lübbecker Straße als Durchgangsstraße. Die wenigsten Autofahrer fahren gezielt in die Innenstadt und parken dort, um in ein Geschäft zu gehen. Buchhändlerin Kirsten Beul ist mit der Situation nicht zufrieden. &bdquo;Wenn man Glück hat, fahren die Autos 50“, sagt sie etwas überspitzt. Es müsse dafür gesorgt werden, dass deutlich langsamer gefahren wird. Das gelte allerdings auch für Radfahrer, die oft direkt vor den Ladentüren rollen. &bdquo;Die Frage ist, was man tun kann.“ Dass nur Schrittgeschwindigkeit gefahren werden darf, müsse deutlich besser kenntlich gemacht werden. &bdquo;Vielleicht durch mehr Schilder oder Markierungen auf der Straße.“ Straße nicht sperren Von der Lübbecker Straße als Durchgangsstraße würden die Händler auch nicht unbedingt profitieren. &bdquo;Ich wäre nicht abgeneigt, einen Versuch mit einer Einbahnstraßenregelung zu machen“, sagt sie. Das müsse man sorgfältig prüfen und den richtigen Zeitpunkt finden. &bdquo;Ganz gesperrt werden sollte die Straße auf keinen Fall. Das würde die Existenz vieler Geschäfte bedrohen.“ Andre und Daniela Koch haben Anfang November ein Dampfstudio und eine Postfiliale an der Lübbecker Straße eröffnet. Andre Koch hat sich wegen der zu schnell fahrenden Autos an die Stadt gewandt. &bdquo;Ich war erstaunt, wie schnell die Autos in einer solchen Straße fahren. Viele bremsen nicht für Fußgänger.“ Die Leute hätten nicht den Eindruck, dass sie in einem verkehrsberuhigten Bereich unterwegs sind. Es müsse sich dringend etwas ändern, bevor es zu Unfällen komme. &bdquo;Blitzen und kontrollieren würden helfen“, sagt Koch. Diesen Wunsch hat die Polizei Koch zum Teil schon erfüllt. Und auch das Blitzen dürfte in den nächsten Wochen bei dem einen oder anderen Autofahrer für Frust und vielleicht für ein Umdenken sorgen.

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