Die Kultur in Löhne steckt auch nach Corona in der Krise

Löhne. Corona war ein Einschnitt in vielen Lebensbereichen. Viele Menschen leiden körperlich oder seelisch an den Folgen. Unternehmen sind in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und haben sich noch immer nicht richtig erholt. Auch im Kulturbereich gibt es die guten Zeiten vor Corona und die schwierigen Zeiten nach der Pandemie. Dirk Hinke und Stefanie Voss sind ratlos. Der Leiter des Kulturbüros und die VHS-Leiterin organisieren seit Jahren Veranstaltungen in der Werretalhalle: Kleinkunst, Konzerte, Lesungen, Multivisionsshows. Die beiden städtischen Einrichtungen sind neben dem Bahnhofsverein wichtige Träger des Kulturlebens in Löhne. Regelmäßig bespielen sie den Saal und andere Räume in der Werretalhalle. Viele Plätze bleiben trotz des Endes der Pandemie frei. Mehr Werbung, weniger Zuschauer &bdquo;Man zweifelt schon etwas an sich selbst. Wir haben noch nie so viel Werbung gemacht und trotzdem deutlich weniger Zuschauer als vor Corona“, sagt Dirk Hinke. Als Beispiel nennt er die Veranstaltungsreihe Sonderbar. Unterschiedliche Künstlerinnen oder Künstler treten zwischen September und Mai monatlich in der Werretalhalle an zwei Abenden hintereinander auf. Immer donnerstags und freitags. &bdquo;Bis Februar 2020 hatten wir pro Vorstellung oft bis zu 180 Zuschauer und waren ausverkauft. Jetzt dümpeln wir bei 100 bis 120 Zuschauern“, sagt Hinke. Verändert habe sich auch die Art des Buchens. &bdquo;Die Zuschauer entscheiden viel später, ob sie eine Veranstaltung besuchen“, sagt er. Das wirke sich auch negativ auf den Verkauf der Sonderbar-Abos auf. Früher ein Garant für volles Haus Noch schwieriger sei es bei Konzerten. Regelmäßig spielen in der Werretalhalle unter anderem Tribute Bands, die die Musik von einem oder wenigen Künstlern covern. Vor Kurzem traten &bdquo;Mind to Mode“ auf. Sie haben die Musik von den Simple Minds und Depeche Mode im Programm. Im Frühjahr kommen die Metal-Fans auf ihre Kosten. &bdquo;Hole Full Of Love - A Tribute to 70’s AC/DC“ sind am 13. Januar zu hören. Waren früher diese Konzerte ein Garant für volles Haus, ist es in dem Bereich noch schwieriger geworden, das Publikum in die Halle zu locken. &bdquo;200 bis 300 Zuschauer waren üblich. Heute sind es eher 100 bis 150. Wenn es richtig gut läuft, sind es 180“, sagt Dirk Hinke. Die Kosten werden auch durch die geringeren Zuschauerzahlen noch getragen. &bdquo;Das Problem ist, dass uns die Einnahmen für andere Veranstaltungen fehlen, wie das zum Beispiel für das Musikprogramm am Werreufer, für das die Zuschauer bisher keinen Eintritt bezahlt haben“, sagt Hinke. Multivision zieht nicht mehr Ähnlich ist die Situation auch bei den Multivisionsshows, die die VHS veranstaltet. Fotografen, die oft gute Geschichtenerzähler sind, zeigen ihre Fotos in aufwendigen Präsentation, oft mit einem satten Sounddesign und berichten von den schönen und oft exotischen Reisezielen. &bdquo;Multivision war 20 Jahre ein Zuschauergarant bei uns“, sagt VHS-Leiterin Stefanie Voss. Diese Zeit sei leider vorbei. &bdquo;Ich glaube, dass es ist eine Generationsfrage. Viele Besucher haben sich ihre Inspiration für den nächsten Urlaub auf einer Multivisionsshow geholt. Jüngeren Menschen nutzen dafür heute eher Youtube. Auf der Videoplattform finden sich ja zu jedem Reiseziel die unterschiedlichsten Filme. Die nächste Generation zu erreichen, ist ziemlich schwer.“ Während die Ursache für den Zuschauerschwund bei der Multivision plausibel erscheint, ist es bei den anderen Kulturveranstaltungen komplizierter. &bdquo;Es gibt nicht einen Hauptgrund“, sagt Dirk Hinke. Während der Pandemie hätten sich viele Menschen deutlich mehr auf ihr Zuhause fixiert. &bdquo;Netflix schauen und gemütliche Kochabende sind auch nach Corona für viele wichtig geblieben“, sagt er. Dazu komme die Inflation. &bdquo;Viele Menschen haben weniger Geld zur Verfügung. Das führt natürlich auch dazu, dass weniger Geld für Kultur ausgegeben wird.“ Weniger Geld für Kultur Auch wenn die Generationsfrage noch keine so große Rolle bei den Kulturveranstaltungen spielt, steht sie dennoch im Raum. &bdquo;In der Sonderbar haben wir kaum Zuschauer, die jünger als 40 Jahre sind.“ Es gebe bei anderen Veranstaltungen immer dann Ausnahmen, wenn die Künstler zum Beispiel durch TikTok einem jüngeren Publikum bekannt sind. &bdquo;Die kommen dann gezielt für diese Künstler, das bedeutet aber nicht, dass sie dadurch animiert werden, auch zu anderen Veranstaltungen zu kommen. Die Grund für Zurückhaltung bei politischem Kabarett könnte die schwierige Weltlage sein. Er habe vor kurzem Sonderbar-Abonnenten empfohlen, auch zum Auftritt des Kabarettisten Tobias Mann zu gehen. &bdquo;Wir hören den ganzen Tag schon so viel Mist. Da muss ich nicht Abends ins Kabarett gehen und mir das noch aufwärmen lassen“, habe ihm eine Kundin geantwortet. Dass die Krisen vom Nahostkonflikt über den Ukrainekrieg bis zum Milliardenloch im Haushalt die Zuschauer aus dem politischen Kabarett treiben, könnte auch eine andere Beobachtung von Dirk Hinke bestätigen. &bdquo;Die Schenkelklopfer laufen super.“ Wie sich der Trend umkehren lässt, wissen die Kulturmacher nicht. &bdquo;Es geht allen Veranstaltern ähnlich, dass hören wir auch immer wieder in Gesprächen mit dem Kultursekretariat Gütersloh, das einen guten Überblick über die Szene in OWL hat.“ Denkbar sei, die Zahl der Veranstaltungen zu reduzieren. &bdquo;Vielleicht bieten wir einfach zu viel an“, sagt Hinke.

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