Hier wird mit Solarenergie gekocht: Gastronom aus Löhne produziert großen Teil des Strombedarfs

Löhne. Sie werden immer mehr: Photovoltaik-Anlagen auf Hausdächern. Auf Privathäusern sind sie wesentlich häufiger zu sehen als auf Firmendächern. Die Inhaber von Haus Flores an der Bergkirchener Straße gehören zu den Unternehmern, die sich entschieden haben, in Solarenergie zu investieren. "Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe. Es rechnet sich und wir reduzieren unseren CO2-Fußabdruck", sagt Claudia Sturm, die gemeinsam mit Ehemann Hans-Dieter und Sohn Jan-Niclas das Unternehmen führt. Durch die deutliche Erweiterung der PV-Anlage können bis zu 80 Prozent des Strombedarfs gedeckt werden. Haus Flores ist einer der ältesten gastronomischen Betriebe in der Region. Vor rund 120 Jahren wurde das Gebäude an der Bergkirchener Straße durch Conrad Flores, den Urgroßvater von Claudia Sturm, gekauft. Er eröffnete dort eine Gaststätte. Seitdem befindet sich die Gastronomie in Familienbesitz. Das klassische Restaurant wurde Mitte 2021 geschlossen. Seitdem konzentriert sich Flores komplett auf den Menü-Service. Viele Sonnenstunden Zwölf Fahrzeuge sind unterwegs und versorgen die Kunden in der Region mit frischem Essen. Drei Menüs stehen täglich zur Auswahl. Am Mittwoch gibt es zum Beispiel Hühnerbrust mit WOK-Gemüse oder Gnocchi-Kürbis-Auflauf. Zum Angebot von Flores gehört auch ein klassischer Catering-Service für Unternehmen und private Feiern. Außerdem können Kunden seit Anfang des Jahres Kochboxen bestellen. Gekocht werden die Speisen in der Küche von Flores, die technisch auf dem neuesten Stand ist. Die Arbeitszeiten in der Küche haben sich im Vergleich zu den Zeiten, als Abends die Gäste zum Essen kamen, deutlich nach vorne geschoben. "Das macht uns als Arbeitgeber interessant und gibt uns die Möglichkeit, viele Sonnenstunden zu nutzen", sagt Hans-Dieter Sturm. Nur selber nutzen lohnt sich Weil der Strombedarf durch die Küchentechnik dann besonders hoch ist, wenn die Sonne scheint, sei der Gedanke nahe liegend gewesen, in Solartechnik zu investieren. "An Tagen, wenn die Sonne besonders viel scheint, können wir bis zu 80 Prozent unseres Strombedarfs direkt durch unsere PV-Anlage mit einer maximalen Leistung von 56 kWp abdecken", sagt Jan-Niclas Sturm. Die Einspeisung von Solarstrom ist nicht besonders lukrativ. Sieben Cent werden pro Kilowatt-Stunde vom Versorger gezahlt. "Das lohnt sich nicht, die ganze Anlage macht nur Sinn, wenn man einen Speicher hat", sagt Hans-Dieter Sturm. Der wird im Haus Flores in wenigen Wochen auf eine Größe von 20 KW erweitert. "Dann haben wir einen guten Puffer", sagt er. Denkbar wäre im Sommer auch ein früherer Arbeitsbeginn in der Küche. "Der Speicher ist im Sommer schnell voll. Wir könnten dann die Sonnenstunden optimaler nutzen. Viele Mitarbeiter hätten nichts dagegen, um 7 Uhr mit der Arbeit zu beginnen, sie haben ja auch entsprechend früher Feierabend." Abwärme für Warmwasser Nicht nur durch die PV-Anlage wird bei Flores der CO2-Fußabdruck reduziert. "Durch die Abwärme der Kühlgeräte wird unser Wasser auf eine Grundtemperatur von 25 Grad geheizt. Die erste Anlage dieser Art hat schon mein Vater angeschafft", erinnert sich Claudia Sturm. Die Flotte der Auslieferfahrzeuge soll nach und nach auf E-Modelle umgestellt werden. "Da sind wir noch auf der Suche nach den passenden Modellen, wo Anschaffungspreis und Reichweite im richtigen Verhältnis stehen", sagt Claudia Sturm. Allerdings würde es zurzeit ein Problem geben, wenn das Unternehmen alle zwölf Fahrzeuge auf E-Modelle umstellen würde. Netzen droht Überlastung Zwar könnten die Fahrzeuge an den Wallboxen durch den Solarstrom geladen werden. Wenn die Sonne nicht scheint, dann wird Strom aus dem Netz gezogen. "Genau da liegt das Problem. Die Stromnetze sind darauf nicht ausgelegt. Deshalb würde uns das nicht genehmigt werden", sagt Hans-Dieter Sturm. Dieses Problem betreffe nicht nur Flores. Es kann zu Schwierigkeiten kommen, wenn in einer Straße zur gleichen Zeit zu viele Autos über Wallboxen geladen werden sollen. Dafür sind die Netze oft nicht ausgelegt. Philipp Hottenrott, Klimamanager der Stadt, kann nicht sagen, wie viele Unternehmen die Installation einer PV-Anlage planen oder bereits welche betreiben. "Die Unternehmen machen sich alleine auf den Weg. Da wird eine kleine Machbarkeitsstudie erstellt und wenn sich es rechnet, dann investiert man", sagt er. Für viele Firmen würde sich eine PV-Anlage auf dem Dach längst rechnen. In Zusammenarbeit mit den Kommunen im Kreis Herford soll beim Thema Photovoltaik im Rahmen einer Initiative auch der Focus auf deren Nutzung bei Unternehmen gelegt werden.

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