43-jähriger syrischer Gärtner schließt Ausbildung in Löhne mit einer Eins ab

Löhne. Riad Asaad hält die Heckenschere mit sicherem Griff. Der 43-Jährige arbeitet seit 2020 bei den Stadtwerken. Im ganzen Stadtgebiet ist er mit rund 20 Kolleginnen und Kollegen unterwegs und pflegt die Pflanzen, das Stadtgrün. Es ist noch eine keine zehn Jahre her, da lebte er in Syrien und war Lkw-Fahrer. Vor ein paar Wochen hat er seine Ausbildung zum Gärtner mit der Note 1,5 abgeschlossen. Nicht nur er ist stolz darauf. Auch seine Ausbilder bei den Stadtwerken freuen sich über diese Leistung ganz besonders. Zwischen diesen beiden Polen, der Flucht aus Syrien im Jahr 2016 und der Abschlussprüfung als vielleicht bester seines Ausbildungsjahrgangs, liegt eine Erfolgsgeschichte, die verfilmt werden könnte. Denn sie läuft nicht geradlinig, der deutschen Bürokratie sei dank und sie mündet in ein Happy End. Umzug nach Löhne Im Jahr 2016 tobte in Syrien schon lange der Bürgerkrieg. Tausende Menschen waren schon gestorben, tausende befanden sich auf der Flucht. Die Asaads fühlten sich in Aleppo schon lange nicht mehr sicher und entschlossen sich zu fliehen. Die ersten sechs Monate lebte die sechsköpfige Familie in Schwedt in Brandenburg. "Dort hatten wir keine Wohnung", sagt Riad Asaad in gutem Deutsch. Im Internet ist er dann auf die Anzeige eines Immobilienmaklers gestoßen, der ein Haus in Löhne zu vermieten hatte. "Das Haus passte gut für uns. Wir sind umgezogen." Für die vier Kinder, die heute 11, 12, 17 und 18 Jahre alt sind, begann schnell der Alltag in Kindergarten und Schule. "Meine jüngeren Kinder sprechen heute so gut deutsch, dass man sie nicht von Menschen unterscheiden kann, die in Löhne geboren sind", sagt Asaad. Während sich für die Kinder schnell Struktur im Alltag entwickelte, machte Riad Asaad mit dem deutschen Bürokratiewahnsinn Erfahrungen. Die Mühlen der Bürokratie "Ich hätte gerne als LKW-Fahrer gearbeitet. Weder mein Lkw- noch mein Pkw-Führerschein wurden in Deutschland anerkannt." Mit der Fahrschule konnte er nicht anfangen, weil er den Sprachkurs mit dem B2-Zertifikat noch nicht beendet hatte. Er machte verschiedene Praktika, hörte sich um, wo es passende Arbeit geben könnte. "Ich habe gehört, dass bei den Stadtwerken Gärtner ausgebildet werden", sagt er. Er bewarb sich und wurde genommen. Die Ausbildung begann 2020. Mit der Entscheidung lag er goldrichtig. "Ich hätte in Syrien nie gedacht, dass ich mal Gärtner werden würde, die Arbeit macht mir aber großen Spaß", sagt Asaad. Er kniete sich in den vergangenen drei Jahren voll rein in seine Ausbildung, holte sich in an den Wochenenden Unterstützung durch Nachhilfe, übersetzte deutsche Fachtexte, die für seine Ausbildung relevant waren, ins Arabische. "Da kann ich sie besser verstehen." Freizeit blieb nicht. "Ich konnte mit meinen Kindern weder Eis essen gehen noch ins Kino. Ohne meine Frau, die mir den Rücken freigehalten hat, hätte ich das nicht geschafft." Große Unterstützung von Kollegen Getragen wurde er auch von einer großen Unterstützung im Kollegenkreis. Gemeinsam mit ihm hat auch Luisa Ordowsky die Gärtnerausbildung gemacht. "Die haben sich gegenseitig gepusht", sagt Chefgärtner Bernd Hoffmann. Die intensive theoretische und praktische Arbeit hat sich ausgezahlt. Riad Asaad machte seinen Abschluss mit der Note 1,54 und auch Luisa Ordowsky erzielte eine vergleichbar gute Abschlussnote. In der Berufsschule war der 43-Jährige der älteste Schüler. "Das war erst etwas schwierig für mich. Meine Mitschüler hätten ja vom Alter her meine Kinder sein können." Allerdings hätte sich das schnell gelegt. "Mir ist nie aufgefallen, dass einer mal komisch geguckt hat. Ich war aber froh, als nach ein paar Wochen ein 37 Jahre alter Mitschüler dazu kam." Alle Pflanzennamen auf Latein Chefgärtner Bernd Hoffmann hat die Motivation von Riad Asaad beeindruckt. "Der hat sich mächtig reingehängt, es war mir eine Freude, ihn auszubilden", sagt er. Asaad habe sich immer wieder zusätzliche Informationen zu verschiedenen Fachgebieten ausgedruckt und sich von ihm Tipps geholt. Seinen Einsatz hat auch Thomas Arning, zuständiger Geschäftsbereichsleiter bei den Stadtwerken, beobachtet. "Mich hat beeindruckt, dass er alle Pflanzennamen auf Latein kennt. Das ist sich für jemanden, der arabisch als Muttersprache hat, noch schwerer als für uns." Auch im Kollegenkreis sei Asaad sehr angesehen. "Wenn es um die Einteilung der Gärtnerteams geht, dann freuen sich alle, wenn Herr Asaad dabei ist", sagt Arning. Er sei ein sehr ausgeglichener Mensch und sorge oft schon durch seine Anwesenheit im Team für gute Stimmung. Asaad hat die Mittagspause für das Gespräch genutzt. Jetzt geht es weiter. Es ist viel zu tun in diesen Tagen. "Das Arbeiten in der Natur ist schönste an meinem Beruf." In Löhne angekommen Er und seine Famile sind in Löhne angekommen. Hier möchten sie nicht wieder weg. Vielleicht mal auf Besuch in die alte Heimat. "Die Löhner sind sehr nette Menschen und hier leben wir in Sicherheit. Zu meinem ältesten Sohn habe ich mal im Scherz gesagt: Wenn du Probleme machst, schicke ich dich zurück nach Syrien. Das fand der gar nicht witzig."

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