Großer Personalmangel in Löhner Pflegeheim

Löhne. Es reicht schon, ein paar Minuten auf den Internetseiten der Löhner Seniorenheime unterwegs zu sein. Nach wenigen Klicks findet man schnell die offenen Stellen. In jedem Heim werden Pflegefachkräfte gesucht. Und das nicht nur in der Werrestadt. Die Personalsituation ist so angespannt, dass Einrichtungen weniger Patienten aufnehmen, als sie eigentlich müssten, um wirtschaftlich zu arbeiten. Zwei Führungskräfte eines Löhner Seniorenheims äußern sich zur angespannten Lage. Kompensiert werden kann der Personalmangel nur noch durch Zeitarbeitskräfte. Darüber haben wir mit dem Geschäftsführer des Bielefelder Dienstleisters "Mesope" gesprochen. Die Einrichtungsleiterin und ihre Stellvertreterin möchten anonym bleiben. Sie schildern mit drastischen Worten den immer größer werdenden Personalmangel. Und der betreffe in ähnlichem Maß sehr viele Altenheime. Die Chefin kann sich kaum an die Zeit erinnern, als sie kein Personal für ihr Seniorenheim gesucht hat. "Es war schon immer nicht leicht, so schwer wie jetzt war es jedoch noch nie." Es dauere zum Teil Monate, bis eine von mehreren offenen Stellen besetzt werden könne. Dazu komme, dass die Qualität der Bewerbungen stark abgenommen habe. "Bewerbungen, die wir früher mit spitzen Fingern in die Mülltonne geschmissen haben, bleiben jetzt auf meinem Schreibtisch liegen und wir laden die Bewerber ein, obwohl wir uns ziemlich sicher sind, dass unsere Anforderungen nicht erfüllt werden können. Uns bleibt nichts anderes übrig." Bewerber schlecht qualifiziert Auch das Auftreten der Bewerberinnen und Bewerber zeige, wie groß der Markt für Pflegekräfte ist. "Wir haben vielversprechende Gespräche mit einer Bewerberin für eine Wohnbereichsleitung geführt", sagt die Einrichtungsleiterin. An einem Donnerstag sei man sich einig geworden. Die neue Kollegin holte ihre Vertragsunterlagen ab. Die Chefin freute sich über die gelungene Neueinstellung. "Dann kam am nächsten Tag eine E-Mail, in der die Frau ohne Angaben von Gründen absagt. Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Wir werden so oft enttäuscht von Leuten", sagt sie. Den Personalmangel gleicht das Altenheim, so wie viele andere in der Branche, mit der Hilfe von Zeitarbeitsunternehmen aus. Ein Unternehmen, das viele Einrichtungen in der Branche als Kunden hat, ist "Mesope" mit Sitz in Bielefeld. Darüber hinaus betreibt der Personaldienstleister noch Standorte in Osnabrück, Münster und Wuppertal. Die Kunden in OWL werden von Bielefeld aus betreut. Dort arbeiten 70 examinierte Pflegekräfte in Vollzeit. "Unsere Mitarbeiter sind bei uns fest angestellt. Wir bieten einen höheren Stundenlohn, 30 Tage Urlaub und einen Dienstwagen mit Privatnutzung", sagt Geschäftsführer Julius Strickmann. Allerdings würde das Einkommen nicht extrem über dem der Pflegekräfte in den Altenheimen liegen. "Da muss man aufpassen, sonst entstehen unweigerlich Spannungen zwischen den Mitarbeitergruppen", sagt Strickmann. Auch die Heimleiterin bestätigt, dass sich das Einkommen von Mitarbeitern des Heims und den Angestellten der Zeitarbeitsunternehmen nicht extrem unterscheidet. Verlässlichere Arbeitszeiten Entscheidend ist nach Überzeugung von Strickmann, dass die Mitarbeiter von "Mesope" verlässlichere Arbeitszeiten haben. "Wir bieten 20 oder 35 Wochenstunden an", sagt Strickmann. Auf dieser Basis müssten Seniorenheime die Zeitarbeitnehmer in die Dienstpläne integrieren. Alles was darüber hinaus gehe, liege in der Entscheidung des Mitarbeiters und könne vom Kunden nicht angewiesen werden. "Natürlich kann es auch Probleme geben, wenn die Vertragsgestaltungen zu individuell sind. Man kann nicht sagen, nie am Wochenende oder nur von 9 bis 12", sagt Strickmann. Mitarbeiter müssten Früh- und Spätdienste ebenso machen wie alle zwei Wochen an den Wochenenden arbeiten. Es komme häufig vor, dass die Mitarbeiter mehrere Monate in einem Heim arbeiten. Dann steige auch die Identifikation und es sei auch eine Integration ins Team möglich. Strickmann betont, dass es immer ein gesundes Verhältnis zwischen fest angestellten Pflegekräften in den Einrichtungen und Zeitarbeitnehmern geben müsse. Sonst drohe Chaos in den Abläufen und man könne den Bedürfnissen der Bewohner nicht mehr gerecht werden. Davon ist auch die Heimleiterin überzeugt. Und die Zeitarbeitskräfte könnten auch nur einen Teil der Lücken schließen. Für Seniorenheime bedeutet das im schlimmsten Fall ein Belegungsstopp, obwohl sie Betten frei haben. Das kann dann zu einem Teufelskreis führen. Teufelskreis für die Heime Wenn weniger Betten bei gleichbleibenden Fixkosten belegt sind, droht eine finanzielle Schieflage. Das hat schon zu zahlreichen Insolvenzen in der Branche geführt. Davon sei das Löhner Heim nicht bedroht, betont die Chefin. "Es ist für uns aber sehr bitter, wenn wir sehen, wie groß die Nachfrage nach Heimplätzen ist, und wir nicht helfen können. Wir müssen selbst Menschen ablehnen, die sich in der letzten Lebensphase befinden, weil wir nicht genug Personal haben. Das tut weh." Die Expertin glaubt nicht, dass sich die Situation in den Heimen bessern wird. Sie fürchtet, dass Standards abgesenkt werden müssen, um eine Grundpflege aufrecht zu erhalten. "Denkbar wäre, Angehörige stärker einzubinden. Zum Beispiel könnten sie sich verpflichten, uns mehrere Stunden in der Woche bei unserer Arbeit zu unterstützen. Zum Beispiel, indem sie ihren Angehörigen füttern oder kleine pflegerische Aufgaben übernehmen", sagt sie. Die Zeiten von Full-Service-Pflegeheimen könnten zu Ende gehen. "In der Gesellschaft wird sich viel verändern."

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