Standort soll gestärkt werden Hermes Fulfilment in Löhne braucht mehr Platz

Löhne. Auf dem Betriebshof des Hermes-Logistik-Centers auf dem Scheidkamp stehen so viele Lkw wie auf einem großen Autobahnparkplatz. Allerdings sind die Trucks nicht gekommen, um zu bleiben. Nur kurz sind sie in der Parkposition. Dann geht es weiter zu einem der Tore des Gebäudekomplexes. Dort werden die Lkw schnell be- oder entladen. Das Gewusel zwischen Hallen und Parkplatz ist ein Zeichen dafür, dass das Logistik-Center gut ausgelastet ist. Und das trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage. Hermes Fulfilment ist Teil der Otto Group. Der Konzern ist stark im Online-Handel. Dieser hat von der Corona-Pandemie besonders profitiert, weil zahlreiche Geschäfte vorübergehend geschlossen waren. Entsprechend stark war auch das Wachstum am Hermes-Standort in Löhne. Dass nach dem Boom die Umsätze zurückgehen würden, sei erwartet worden. Der Abschwung habe sich jedoch in Grenzen gehalten. "Unsere 450 Mitarbeiter müssen sich keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen", sagt Betriebsleiter Thomas Saltenbrock. Ausbaupläne in Löhne "Nach dem Ende des Corona-Effekts geht es jetzt für uns darum, wie wir unsere Umsätze weiter ausbauen können", sagt Saltenbrock. Schon jetzt übernimmt das Unternehmen die Abwicklung von Retouren auch für Unternehmen, die nicht zur Otto Group gehören. Die Bearbeitung von Rücksendungen von Bestellungen ist arbeitsintensiv für die Händler. "Wir sind darauf spezialisiert und können die Retourenabwicklung oft günstiger anbieten", sagt Saltenbrock. Dass Hermes Fulfilment in Löhne weiter auf Wachstumskurs ist, zeigt auch der Plan, den Standort Schillenbrink weiter auszubauen. "Aktuell prüft unser Vermieter dort die Aufstockung des Gebäudes inklusive der Errichtung einer PV-Anlage. Das würde die Lagerkapazität dort je nach Sortiment um bis zu 20 Prozent erhöhen", sagt Saltenbrock. Jahrzehnte befand sich ein großes Teppichlager in der Halle am Schillenbrink. "400.000 Teppiche haben wir jetzt nach Erfurt verlagert", sagt Saltenbrock. So ist mehr Platz entstanden für die besonders schwere Ware. Für große Kühlschränke, riesige Fernseher oder Polstermöbel. "Wir wollen das Zwei-Mann-Handling weiter ausbauen, weil wir hier eine perfekte Anbindung zum Hermes-Einrichtungsservice (HES) haben", sagt der Betriebsleiter. HES kümmert sich um die Lieferung der Ware zu den Kunden. Große Sorgen vor dem Winter Vor dem Winter waren die Sorgen groß, dass es infolge des Ukraine-Kriegs und der hohen Inflation zu einer schweren Rezession in Deutschland kommen könnte. Die ist ausgeblieben und auch die Versorgung mit Gas kam nicht zum Erliegen. Auch dank der vielen Haushalte und Unternehmen, die ihren Gasverbrauch deutlich gesenkt haben. Hermes Fulfilment gehört dazu. "Wir haben in den letzten Monaten zwischen 25 und 30 Prozent Energie im Vergleich zu den Vorjahresmonaten gespart", sagt Thomas Saltenbrock. Die Mitarbeiter mussten sich wärmer anziehen. In der Verwaltung wurde die Temperatur auf 19 Grad gesenkt, in den Hallen des Logistikzentrums auf 16 Grad. "Unsere Mitarbeitenden haben dort Thermokleidung bekommen", sagt Saltenbrock. Das sei besonders für die Fahrer der Gabelstapler wichtig. "Der Fahrtwind kann schon ziemlich unangenehm werden, wenn man in einer kühleren Halle unterwegs ist." Auch wenn die Energiepreise wieder sinken sollten, wird nicht mehr so eingeheizt wie vor der Krise. "Das wird so bleiben, wie es jetzt ist", sagt der Betriebsleiter. Darüber hinaus werde nach weiteren Energiesparmöglichkeiten gesucht. Die Reihen zwischen den Regalen sollen nur noch abschnittsweise beleuchtet werden. Aktiviert wird das Licht durch Bewegungsmelder. Auch bei der Außenbeleuchtung wird nach weiteren Einsparmöglichkeiten gesucht. Kein Interesse an PV-Anlage Gerne würde das Unternehmen auch Strom nutzen, der durch eine PV-Anlage auf dem Dach der größten Halle in OWL entstehen könnte. Allerdings ist Hermes Fulfilment nicht der Eigentümer der Halle. "Da sind wir auf unseren Vermieter angewiesen. Wenn der nicht investieren will, haben wir keine Chance", sagt Saltenbrock. Das gelte auch für eine Wiese, die sich ebenfalls für eine Anlage eignen würde. Bisher sei kein Interesse erkennbar gewesen. Ernüchternd fiel auch eine Machbarkeitsstudie zum Einsatz von E-Lkw im Pendelverkehr zwischen den Hermes-Standorten am Scheidkamp, am Schillenbrink und an der Dieselstraße aus. "Wir haben mit dem Institut für postfossile Logistik aus Münster zusammen gearbeitet", sagt der Betriebsleiter. Das Ergebnis der Studie sei auf den ersten Blick ermutigend gewesen. "Es rechnet sich, E-Lkw auf diesen kurzen Distanzen einzusetzen", bringt Saltenbrock das Ergebnis der Studie auf den Punkt. Allerdings hakt es bei der praktischen Umsetzung. Der Strom fehlt. "Wir benötigen 43 kWh für die Ladung eines Lkw. Mit Mühe und Not gibt unsere Leitung 22 kWh her", sagt er. Damit könne man die mit Strom betriebenen Pkw, die für Hermes Fulfilment unterwegs sind, knapp laden. "Ohne einen Riesenaufwand ist die Schaffung von Ladeinfrastruktur für Lkw hier nicht machbar", sagt er. Es müsste unter anderem eine neue Leitung von einem Stromverteiler aufs Hermes-Gelände verlegt werden.

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