Freibadsaison in Löhne: Rettungsschwimmer werden dringend gesucht

Löhne. Noch macht das durchwachsene Aprilwetter wenig Lust auf einen Sprung ins kühle Nass. Schon bald aber wird das Löhner Freibad wieder seine Pforten öffnen. Bevor Mitte Mai die Besucher zu den Wasserbecken strömen, ist in der Einrichtung an der Albert-Schweitzer-Straße noch einiges zu tun. Neben kleineren Reparatur- und Vorbereitungsarbeiten bereitet den Betreibern vom SC Aquarius dabei vor allem ein Problem Kopfzerbrechen: Wie in etlichen anderen Kommunen fehlen auch in Löhne Rettungsschwimmer. Die Suche nach neuen Kräften läuft daher auf Hochtouren - auch, wenn der Markt hart umkämpft zu sein scheint. Zu beneiden ist Iris Schröder in diesen Tagen nicht. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern bereitet die Geschäftsführerin des SC Aquarius derzeit das Freibad für die Saison vor. Das Wasser muss aus den Becken gelassen und kleinere Schäden repariert werden. "Außerdem müssen wir an der ein oder anderen Stelle spachteln und streichen", sagt Schröder. "Dafür bräuchten wir aber eigentlich mal verlässlich trockenes Wetter, damit das auch trocknen kann." Keineswegs ein Einzelfall Ein Blick in die Wetterprognose macht zwar momentan wenig Hoffnung. Dennoch sind die Betreiber optimistisch, dass die Freibadsaison wie geplant starten kann. "Voraussichtlich öffnen wir am 14. Mai", sagt Iris Schröder. Und hofft auf bessere Besucherzahlen als in den vergangenen Jahren, die auch unter dem Eindruck der Corona-Pandemie standen. "Größere Einschränkungen dürfte es 2023 ja eigentlich nicht geben." Ob zum Saisonstart aber auch ausreichend Personal zur Verfügung steht, ist derzeit noch ungewiss. Denn gerade an besonders heißen Tagen nehmen die Besucherströme im Freibad erfahrungsgemäß Spitzenwerte an. Und dann, so weiß Iris Schröder, ist es mit einem Schwimmmeister am Beckenrand nicht mehr getan. "Dafür brauchen wir zusätzliche Rettungsschwimmer zur Unterstützung." Die aber sind momentan nur schwer zu finden. Längst hat der Verein die Suche nach solchen Kräften gestartet, per Aushang im Bad oder auch in sozialen Netzwerken. Bislang mit überschaubarem Erfolg. "Wir warten noch auf Bewerbungen", sagt Schröder - wohlwissend, dass ihr Verein mit der Problematik nicht alleine ist. Die Pandemie hinterlässt ihre Spuren Tatsächlich nämlich ist der Kampf um Fachkräfte unter den Bädern längst entbrannt. Schätzungen zufolge fehlen in ganz Deutschland rund 2.000 Schwimmmeister und noch mehr Rettungsschwimmer. Auch im Kreis Herford, wo zuletzt die Gemeinden Rödinghausen und Kirchlengern ihren Bedarf öffentlich gemacht haben. Im vergangenen Jahr, berichtet Iris Schröder, habe es sogar größere Städte wie Bielefeld getroffen. "Da gab es schon große Schwierigkeiten und teilweise mussten Öffnungszeiten deswegen auch eingeschränkt werden." Warum sich die Suche nach Rettungsschwimmern vielerorts derart schwierig gestaltet, kann sich die Aquarius-Geschäftsführerin nur bedingt erklären. Möglicherweise, so ihre Mutmaßung, habe die Pandemie auch hier ihre Spuren hinterlassen. Eine These, die auch Rosemarie Kellermeier von der Löhner Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) teilt. "Während der Pandemie durften keine Kurse für Rettungsschwimmer durchgeführt werden, auch nicht hier in Löhne", sagt die DLRG-Geschäftsführerin. Und selbst als die Ausbildung wieder anlief, habe es noch Einschränkungen in Sachen Körperkontakt gegeben. "Insgesamt hat das dazu geführt, dass kaum Rettungsschwimmer-Nachwuchs nachgerückt ist. Diese Kräfte fehlen jetzt." Die Liste der Probleme ist lang Doch auch der Ukraine-Krieg und der damit zusammenhängende Energie-Engpass habe sich negativ ausgewirkt. "Vielerorts wurde die Wassertemperatur in den Bädern gesenkt", sagt Kellermeier. Das sei zwar sinnvoll gewesen, habe Kurse im Wasser aber auch unattraktiver gemacht. "Denn gerade bei Lehrgängen, in denen man nicht ständig in Bewegung ist, kühlt der Körper dann noch einmal schneller aus." Doch auch grundsätzlich habe die Beliebtheit des Rettungsschwimmer-Daseins in den vergangenen Jahren nachgelassen, beklagt Kellermeier. So liege beispielsweise nicht jedem die Flexibilität, die für einen Einsatz in der Freibadsaison vonnöten ist. "Wenn das Wetter nicht so gut ist, wird man womöglich nicht gebraucht. Das ist dann schwierig für diejenigen, die auf das Geld angewiesen sind." Mancher suche sich dann lieber einen verlässlicheren Job. Bewerbungen werden gerne gesehen Zumal die Bezahlung und die Verträge oft ohnehin ein Problem darstellten. "Häufig haben Rettungsschwimmer in Freibädern die alleinige Verantwortung. Dann sind sie für die Aufsicht zuständig, dürfen aber kein Hausrecht ausüben", sagt Kellermeier. Vor dem Hintergrund zunehmender Zwischenfälle auch außerhalb der Wasserbecken könne das auch zu rechtlichen Schwierigkeiten führen. In Löhne ist man davon allerdings weit entfernt. "Bei uns werden Rettungsschwimmer zu keinem Zeitpunkt alleine eingesetzt, sondern immer gemeinsam mit einem Schwimmeister", sagt Iris Schröder. Zudem erfolge die Bezahlung auf 520-Euro-Basis. "Und interessierten Schwimmern, die die Voraussetzungen noch nicht erfüllen, werden entsprechende Lehrgänge angeboten." Bewerbungen nimmt der SC Aquarius direkt im Bad oder unter Tel. 05732 4315 entgegen. Voraussetzungen für Rettungsschwimmer Um als Rettungsschwimmer eingesetzt zu werden, ist das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen Silber zwingende Voraussetzung. Prüfungsinhalte sind unter anderem das Erkennen von Gefahren am und im Wasser, intensive Selbst- und Fremdrettungsübungen und das Beherrschen verschiedener Schwimmtechniken. Die Anforderungen zum Erlangen des Abzeichens sind laut Rosemarie Kellermeier von der Löhner DLRG zwar hoch, aber auch sinnvoll. "Als Rettungsschwimmer muss man Kraft, Ausdauer und bestimmte Fertigkeiten mitbringen, um die Sicherheit zu gewährleisten", sagt sie. Von Initiativen, die sich zwecks Fachkräfte-Gewinnung für eine Absenkung der Standards einsetzen, distanziert sich die DLRG daher eindeutig: "Dadurch wird auch die Sicherheit abgesenkt."

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