Verbrechen Schwägerin erschossen: Landgericht verurteilt Löhner wegen Totschlags

Bielefeld/Löhne. Im Dezember 2020 hatte der heute 50 Jahre alte Afrim S. in einer Wohnung in Melbergen seine Schwägerin erschossen und seinen Bruder durch einen weiteren Schuss schwer verletzt. Das Bielefelder Landgericht hat den psychisch auffälligen Mann nun in einem zweiten Verfahren wegen Totschlags in Tateinheit mit versuchtem Totschlag sowie gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Am Ende steht eine Freiheitsstrafe von zehn Jahren an. Darüber hinaus ordnete die Kammer die Unterbringung des Löhners in einem psychiatrischen Krankenhaus an. In der Beziehung der Eheleute S. hatte es schon lange Probleme und auch gewalttätige Übergriffe des nun verurteilten Manns gegeben. Um diesen zu entgehen, trennte sich seine Frau im August 2020 endgültig von ihm. Zwar zog Afrim S. schließlich aus der ehemals gemeinsamen Wohnung der Familie aus - die Kinder blieben bei der Mutter - , doch ersann er schließlich, so Staatsanwalt Veit Walter in der Verhandlung vor dem Landgericht, "seinem ihm aus seiner Sicht zustehenden Herrschaftsanspruch Geltung zu verleihen, indem er seine Frau tötet". Mit Schlagstock und Pistole unterwegs Am 12. Dezember 2020 betrat er schließlich mittels eines nachgefertigten Schlüssels die Wohnung seiner Frau. Im Hosenbund führte er einen Teleskopschlagstock und eine Pistole mit sich. Als er das Wohnzimmer betreten wollte, versuchten die ihn bemerkende Anwesenden, die Tür zuzuhalten, um die sich sodann ein Gerangel entwickelte. Zur Überraschung des Angeklagten hielten sich zu der Zeit nicht nur seine Frau und die Kinder in der Wohnung auf, sondern auch die Familie seines Bruders. Als er schließlich ins Wohnzimmer eintrat, sagte sein offenbar Böses ahnender Bruder noch: "Nicht hier vor den Kindern. Lass uns rausgehen." Als seine Schwägerin S. beruhigen wollte, erschoss dieser die Frau aus kürzester Distanz. Mit einem weiteren Schuss verletzte er seinen Bruder schwer, bevor er von seiner Familie schließlich überwältigt und bis zum Eintreffen der Polizei fixiert wurde. Im Juli 2021 verurteilte die X. Große Strafkammer des Landgerichts S. wegen heimtückischen Mords zu 13 Jahren Gefängnis. Darüber hinaus ordnete das Gericht die Unterbringung des Löhners in einem psychiatrischen Krankenhaus an, da sich während des Verfahrens Hinweise auf eine Schizophrenie-Erkrankung des 50-Jährigen ergeben hatten. Auf Revision des Angeklagten hob der Bundesgerichtshof (BGH) dieses Urteil jedoch auf: Unter anderem stießen sich die Karlsruher Richter an dem Mordmerkmal der Heimtücke und der dafür notwendigen Arglosigkeit der Opfer, die das Landgericht seinem Urteil zugrunde gelegt hatte. Dieses sei nochmals zu überprüfen, so der BGH. Gleiches gilt für die Feststellungen zur Annahme einer seit etlichen Jahren bestehenden Schizophrenie.Der BGH verwies den Fall zur erneuten Verhandlung an eine andere Kammer des Landgerichts zurück. Gutachten nicht eindeutig Die nunmehr zuständige I. Große Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Georg Zimmermann gelangte nun zu der Überzeugung, dass das Mordmerkmal der Heimtücke nicht erfüllt sei. Entgegen dem ersten Urteil geht die Kammer davon aus, dass die Angegriffenen aufgrund des Kampfs um die Zimmertür und der Bemerkung "Nicht vor den Kindern" zum Zeitpunkt der Abgabe der Schüsse nicht mehr arglos waren, sondern mit einem entsprechenden Angriff zumindest haben rechnen können. Jedoch habe der Angeklagte erst in dem Moment, als er die Waffe gezogen habe, in Tötungsabsicht gehandelt. Auch die Gutachten der beiden hinzugezogenen psychiatrischen Sachverständigen hatten kein eindeutiges Bild bezüglich der Verfassung des Angeklagten ergeben. Dessen Einlassungsverhalten während der Verhandlung sei, so führte Staatsanwalt Veit Walter in seinem Schlussvortrag aus, jedenfalls "verwirrend" gewesen: Mal hatte Afrim S. eingeräumt, durch die Tür auf seinen Bruder geschossen zu haben. Bei anderer Gelegenheit äußerte er, die Schüsse seien mutmaßlich von einer auf der Terrasse stehenden Person abgegeben worden und hätten eigentlich ihm gegolten. Sein Verteidiger Sven Peters stellte in seinem Plädoyer zwar keinen konkreten Antrag, gab aber an, dass er seinen Mandanten "für behandlungsbedürftig" halte. Wahnhafte Störung Das Gericht ging schließlich nicht mehr von einer vorliegenden Schizophrenie, sondern von einer so genannten isolierten wahnhaften Störung aus. Letztlich beließ es die Kammer jedoch bei der bereits im vorangegangenen Urteil angeordneten unbefristeten Unterbringung des Angeklagten in einem psychiatrischen Krankenhaus.

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