"Abnehmen im Liegen" in Löhne: Wie der neue Trend funktioniert

Löhne. "Schatzi, das reicht!", sagt Filiz Karahan und verzieht das Gesicht leicht. Die Einstellung für den Stromimpuls an der Bauchregion dürfe jetzt nicht höher geregelt werden - sonst wird es unangenehm, erklärt die Löhnerin. "Es fühlt sich in etwa so an, als ob man in Brennesseln packt, aber man gewöhnt sich schnell dran." Während sie in Unterwäsche auf der Behandlungsliege des Beautysalons liegt, legt Verena Eck ihr weitere Ultraschallpads auf die selbst erklärten Problemzonen: Bauch und Oberschenkel. "Abnehmen im Liegen" nennt sich das Angebot, das sie seit Kurzem in ihrer Gohfelder Praxis anbietet. Ganz wichtig sei auch unter den Achseln, sagt Eck. Erst durch die Stimulation der Lymphdrüsen werde der Stoffwechsel angeregt. Die Prozedur dauert insgesamt 75 Minuten. "Pro Tag kommen etwa sechs bis acht Kunden", sagt Eck. Sie teilt sich die Räume an der Langen Straße 22 seit September mit ihrer langjährigen Freundin, die sich im Bereich der Fußpflege selbstständig gemacht hat. Termine für Neukunden könne Eck erst wieder in drei Monaten anbieten. Ihr Angebot mit dem "Abnehmen im Liegen" sei sofort erfolgreich angelaufen, sagt sie. Werbung habe die Expertin fürs Abnehmen, wie sie auf der Internetseite angepriesen wird, nicht groß machen müssen. Die guten Empfehlungen ihrer Kunden hätten gereicht. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Trotz der hohen Frequenz, die Eck täglich hat, müsse sie darauf achten, nicht in Stress zu geraten. Rosa Wände und sanfte Töne aus dem Hintergrund sollen dafür sorgen, dass sich auch die Kundin oder der Kunde wohl fühlen. Es riecht nach Zitrone. "Das ist das Gel, das unter die Pads kommt", erklärt Eck. "Ich schlafe manchmal sogar ein", ergänzt ihre Kundin Filiz Kaharan auf der Liege liegend. Das Vertrauen müsse schon da sein. Zwei Liter am Tag trinken und keine Kohlenhydrate Karahan trägt jetzt Konfektionsgröße 38, ist etwa 1,65 Meter groß, braun gebrannt und achtet auf ihr Äußeres. Dennoch belasten sie weiterhin einige Stellen an ihrem Körper. Seit fast drei Jahren kämpfe sie mit ihrer Problemzone am Unterbauch. "Manche haben sogar gefragt, ob ich schwanger bin", erinnert sie sich. Sie habe sich in Fitnessstudios angemeldet, mehrere Diäten ausprobiert - nichts davon habe geholfen, sagt sie. Ihr Wunschgewicht sind 60 Kilogramm. Sieben Ultraschall-Behandlungen habe sie jetzt bereits hinter sich und binnen dieser drei Wochen hätte sie sechs Kilo an Gewicht verloren, erklärt die Gebäudemanagerin. Ihr Ausgangsgewicht lag bei 74 Kilo. Drei Behandlungen bleiben ihr noch. Für das Zehnerpaket hat Kaharan mehrere hundert Euro bezahlt. Doch das sei es ihr wert: "Wenn man soviel Geld investiert, dann arbeitet man auch außerhalb der Behandlungen mehr an sich. Ich ernähre mich jetzt bewusster." Das sei eine Kopfsache, sagt sie. Denn nur mit den Behandlungen ist es nicht getan. Durch den Ultraschall würden sich die Fettzellen bis zu zwei Tage lang öffnen. Und damit sich diese nicht wieder füllen, "sollte der Kunde im Idealfall 48 Stunden lang keine Kohlenhydrate essen", ergänzt die Expertin Eck. "Und mindestens zwei Liter Wasser am Tag trinken." Damit sollen die Giftstoffe und das Wasser aus den Zellen austreten können. Die Fettzelle verliert anschließend an Umfang und die Haut soll straffer werden. Einen klassischen Jojo-Effekt, wie bei anderen Diäten gebe es hier nicht, beteuert sie. Für einige Kunden könne das zu Anfang schwierig sein, deshalb sei Eck Tag und Nacht für Fragen verfügbar, sagt sie. Sie gebe Ernährungstipps, mache Vorher-Nachher-Bilder und evaluiere den Abnehmerfolg anhand von Messungen am Körper. Kritik an dem Konzept Für die Personaltrainerin Lea Luchtmeier steht das Konzept von "Abnehmen im Liegen" in keinem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. "Etwa 120 Euro für eine Behandlung sind einfach zu teuer", sagt sie. Die Frage sei auch, wie viel trage der Ultraschall zum Abnehmerfolg bei und wie viel die Ernährung, die da mit dran hänge? Das Konzept sei sehr neu, die Studienlage zu dieser Kombination aus Ultraschall und EMS-Training sei dürftig bis gar nicht vorhanden. "Ich würde es meinen Kunden nicht empfehlen", sagt sie. Ein großes Problem sehe sie auch bei der empfohlenen Ernährung: "Eine Kohlenhydratfreie-Diät fördert den Jojo-Effekt und ist auf Dauer nicht gesund." Das einzige Erfolgsrezept, um wirklich gesund abzunehmen, sei eine dauerhafte Ernährungsumstellung. Die sollte ohne Verbote funktionieren und jeden Tag umsetzbar sein. Luchtmeier ist gelernte Fitnesskauffrau. Seit 2017 arbeitet sie nebenberuflich als Personaltrainerin und Ernährungscoach.

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