Aus zweiter Hand Günstig und nachhaltig: Hier können Löhner bei den Weihnachtsgeschenken sparen

Löhne. "Wir müssen den Baum jetzt mitnehmen", sagt eine ältere Frau zu ihrem Partner. "Nachher ist der auch weg." Von acht unechten Weihnachtsbäumen stehen noch drei aufgereiht in der Weihnachtsecke der Recyclingbörse - beziehungsweise jetzt noch zwei. "An denen ist nichts dran", erklärt Marktleiterin Franziska Tschernay. Um die 20 Euro koste einer der Plastikbäume aus zweiter Hand. "Neu liegen die so bei 60 bis 70 Euro." Und die seien dieses Jahr ganz schnell weggegangen. Genauso wie die restlichen Weihnachtsdekorationsartikel, die sie zu Beginn der Saison in den Hallen an der Industriestraße aufgestellt hatten. Bis zu 70 Prozent des weihnachtlichen Bestands sei verkauft. Nur von den Weihnachtskugeln würden sich noch einige im Lager befinden. Das sei aber jedes Jahr so, sagt sie. Von der Inflation bemerke sie noch nicht viel - das werde sich wohl eher im nächsten Jahr zeigen. Laut Umfragen wie von der Beratungsgesellschaft EY oder des Handelsverband Deutschlands (HDE) zeigt sich die Kauflaune der Deutschen noch nicht richtig. Das durchschnittliche Budget für Weihnachtsgeschenke liege bei 252 Euro. Das sind 21 Euro weniger als im Vorjahr. Es ist der niedrigste Wert seit 2014. Vor allem Bürger mit geringen oder mittlerem Einkommen halten sich beim Geschenkekauf zurück. Vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern gehe es momentan eher darum, über die Runden zu kommen. Das passt zu einer weiteren Umfrage des HDE vom 6. Dezember. Von 1.000 Teilnehmern würden rund 40 Prozent Geschenke aus zweiter Hand kaufen. Dabei spielt das Thema der Nachhaltigkeit aber noch eine größere Rolle als der vergünstigte Preis. Alles aus zweiter Hand daheim Während das ältere Paar den Weihnachtsbaum auseinander steckt, um ihn dann zur Kasse zu transportieren, steht eine jüngere Frau vor der Umkleide und wartet auf ihren Freund. Er probiert ein schwarzes Sakko an. Es soll für eine Beerdigung sein. Er kaufe seine Jacketts immer hier, sagt er. Wenn es geht, kauft er Second-Hand. Die beiden Löhner hätten daheim alles aus zweiter Hand: Möbel, Elektrogeräte und auch viel an Kleidung. Aber Weihnachtsgeschenke würden sie nicht gebraucht kaufen und hätten sie auch noch nie gemacht. "Man kann dann nicht sicher sein, ob der Beschenkte sich über etwas Gebrauchtes freuen würde", sagt seine Partnerin. Dabei bietet die Recyclingbörse vieles an, was sich wunderbar als Geschenk verpacken lässt. Gleich links neben dem Eingang befindet sich die Schmuck-Ecke. "Gerade erst reingekommen", sagt die Marktleiterin Tschernay und zeigt eine silberne Damenuhr der Marke "Fossil". 9.90 Euro, keine Kratzer, lediglich die Batterie fehlt. "So etwas kommt immer mal wieder bei uns rein." Im hinteren Teil der Börse befindet sich die Kunstgalerie mit vielen verschiedenen Bildern und gleich daneben die Bücherecke, in der sich eine ganze Reihe von "Was ist Was"-Büchern steht. Eine Spiel-Holzküche noch auf Lager Ein kleineres Sortiment findet man im DRK-Kleiderladen Im Obernfeld. Hemden von Seidensticker, von Bugatti für zwei Euro. Ein ganzer Kleiderständer voller Damenjacken. "Das meiste ist noch in einem Top-Zustand", sagt Karin Brauer. Sie ist seit vielen Jahren als Ehrenamtliche im Kleiderladenladen tätig und beobachtet, dass immer mehr neue Kunden in den Kleiderladen kommen. Besonders "die Jüngeren" würden mehr wert auf Nachhaltigkeit legen. Auch immer mehr Mütter würden vorbeikommen, um für ihre Babys Kleidung zu kaufen. Kinderoveralls für den Winter oder Winterjacken für maximal vier Euro reichen meist für die Kleinen. Auch eine Spiel-Holzküche steht noch im Lager. Ein Puzzle mit 2.000 Teilen könnte genauso ein Geschenk sein wie ein Geschirrservice. "Das ist so gut wie neu", sagt Brauer. Der Kleiderladen hat bis zum Ende des Jahres jetzt nur noch an den nächsten beiden Mittwochen auf. "Da gibt es auch noch einmal auf alle Weihnachtsartikel 50 Prozent", sagt sie. Danach macht der Kleiderladen erst wieder am 1. Februar auf. Nachhaltigkeit aus dem Bioladen Alena Coors arbeitet an der Bäckertheke im Bioladen Ulenburg &bdquo;Fruchtboden“. "Ich spare in diesem Jahr ehrlich gesagt nicht an Geschenken", gibt sie zu, während sie das Brot aus dem Ofen holt. Auch bei ihr sei das Geld knapp und sie hätte mit den gestiegenen Preisen zu kämpfen gehabt, sie musste an mehr Dingen im Alltag zurückstecken. "Aber da spare ich lieber an den Sachen für mich." Seit fast 40 Jahren gibt es den Bioladen nun schon an der Ulenburger Allee 70. Dass sich der Nachhaltigkeitstrend vergrößert haben soll, das bemerkt die Inhaberin Irene Eßer nicht wirklich. "Der Kundenstrom ist wellenförmig. Er geht immer auf und ab", sagt sie. Wie auch die Jahre davor sind die Geschenkkörbe, die Kunden sich selbst zusammenstellen lassen können, der Renner, sagt Sandra Schierl weiter, die für den Einkauf zuständig ist. Meist kommt da Schokolade, Wein, Tee, Gewürze rein oder die Kunden wünschen sich etwas aus der Kosmetik- oder Kleiderabteilung. Natürlich könne auch alles kombiniert werden. Zeitlose Deko bietet der Laden von der "Waldfabrik" an. Und statt Geschenkpapier könnten Kunden auf die Tücher zugreifen, die vorne im Weihnachtsbereich liegen. "Die sind nachhaltig produziert und können immer wieder verwertet werden."

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