Karlsruher Richter heben Urteil auf: Löhner Tötungsdelikt wird am Freitag fortgesetzt

Löhne/Bielefeld. Im Juli des vergangenen Jahrs hatte das Bielefelder Landgericht den 50 Jahre alten Afrim S. wegen heimtückischen Mords zu einer Freiheitsstrafe von 13 Jahren verurteilt sowie die Unterbringung des mutmaßlich an Schizophrenie erkrankten Manns in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet. Afrim S. legte Revision beim Bundesgerichtshof (BGH) ein - mit Erfolg: Die Karlsruher Richter hoben das Bielefelder Urteil vollständig auf und verwiesen den Fall zur erneuten Verhandlung an eine andere Kammer des Landgerichts zurück. Somit muss der Fall vollständig neu aufgerollt werden und Afrim S. sich abermals vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 50-jährigen Arbeiter aus Löhne vor, am 12. Dezember 2020 seine Schwägerin ermordet und seinen Bruder mit einer Pistole schwer verletzt zu haben. Etwa vier Monate zuvor soll die Ehe des Angeklagten endgültig zerbrochen sein, nachdem sich seine Frau von ihm getrennt hatte, um ein selbstbestimmtes und vor allem gewaltfreies Leben zu führen. Denn in der Vergangenheit hatte es offenbar mehrfach Tätlichkeiten in der Ehe gegeben. Schließlich zog Afrim S. aus der Wohnung der Familie aus, die gemeinsamen Kinder blieben bei seiner Frau. Schwägerin auf kürzester Distanz erschossen Doch wollte S. "dem ihm aus seiner Sicht zustehenden Herrschaftsanspruch Geltung verleihen, indem er seine Frau tötet", trug Staatsanwalt Veit Walter nun zu Beginn der Verhandlung vor der I. Großen Strafkammer des Landgerichts aus der Anklageschrift vor. Demnach verschaffte sich S. am 12. Dezember vor zwei Jahren mit einem Nachschlüssel Zutritt zur Wohnung seiner Familie. Im Hosenbund verborgen führte er einen Teleskopschlagstock und eine Pistole mit sich. Zu seiner Überraschung traf S. im Wohnzimmer nicht nur auf seine Frau und Kinder, sondern auch auf die Familie seines Bruders. Als seine Schwägerin beruhigend auf ihn einredete, erschoss er mit den Worten "Wer hat euch erlaubt hier zu sein?" aus kürzester Distanz seine Schwägerin, seinen Bruder verletzte er mit einem weiteren Schuss schwer. Im nachfolgenden Gerangel gelang es der Familie schließlich, den Schützen zu überwältigen und bis zum Eintreffen der Polizei zu fixieren. Verurteilt wegen heimtückischen Mordes Die X. Große Strafkammer des Landgerichts verurteilte Afrim S. im vergangenen Jahr wegen heimtückischen Mords, versuchten Mords sowie gefährlicher Körperverletzung zu 13 Jahren Gefängnis. Darüber hinaus ordnete das Gericht die Unterbringung des Angeklagten in einem psychiatrischen Krankenhaus an, da sich während des Verfahrens Hinweise auf eine Schizophrenie-Erkrankung von Afrim S. ergeben hatten. Auf Revision des Angeklagten hob der BGH dieses Urteil auf. Unter anderem stießen sich die Karlsruher Richter an dem Mordmerkmal der Heimtücke und der dafür notwendigen Arglosigkeit der Opfer, die das Landgericht seinem Urteil zugrunde gelegt hatte. Dieses sei nochmals zu überprüfen, so der BGH. Gleiches gilt für die Feststellungen zur Annahme einer seit etlichen Jahren bestehenden Schizophrenie. Für diese hatten sich erst in der Gerichtsverhandlung im vergangenen Jahr ernsthafte Anzeichen ergeben. Zwei Sachverständige sind bei der Verhandlung Die Feststellungen zur Erkrankung beruhten weitgehend auf den Angaben, die Afrim S. einem Gutachter gegenüber gemacht hatte. Auch diese Feststellungen gilt es laut BGH abermals zu überprüfen. Eine Anregung, die der Vorsitzende Richter Georg Zimmermann für die nun eröffnete Hauptverhandlung aufgriff: Nunmehr wohnen gleich zwei als Sachverständige geladene Psychiater der Verhandlung bei. Zum Prozessauftakt erklärte Verteidiger Sven Peters, dass sich sein Mandant derzeit nicht zu den Vorwürfen äußern werde. Angaben zu seinem Lebenslauf werde Afrim S. jedoch an einem der kommenden Verhandlungstage machen. Der Prozess wird am 4. November fortgesetzt. Lesen Sie hier mehr zum Thema: Mutmaßlicher Todesschütze von Melbergen ist psychisch krank Tödliche Schüsse in Löhne: "Ihre Mutter starb vor ihren Augen"

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