Löhner Küchenhersteller Siematic setzt auch auf Industrieroboter

Löhne. Die Chefs kennen sich aus. Zielstrebig gehen Axel Maek und Michael Kersting über das Werksgelände von SieMatic. Seit Juni führen die Manager die Geschäfte des Luxusküchenherstellers aus Löhne. Eine Zeit der Einarbeitung brauchen sie nicht. Maek ist seit 23 Jahren im Unternehmen, Kersting arbeitet seit 29 Jahren für SieMatic. Das Pressegespräch findet nur in Teilen in der Ausstellung statt, die gerade für die Hausmesse umgebaut wird. Wichtig ist den Geschäftsführern zu zeigen, was sich in in den letzten Monaten in den Werkshallen getan hat. Das Unternehmen geht große Schritte im Bereich der Automatisierung. Axel Maek, der in der Geschäftsführung für die Produktion zuständig ist, hat den Plan in der Hand. Den braucht er nur für Außenstehende, um zu zeigen, was sich bei SieMatic tut. Er und die Mitarbeiter haben den Prozess längst verinnerlicht. "Wir haben hier in den letzten Monaten eine Operation am offenen Herzen gemacht", sagt Maek. Die komplette Bauteile-Fertigung wird auf modernste Produktionsprozesse umgestellt. Operation am offenen Herzen Dabei greifen viele Schritte ineinander. Zunächst musste das Plattenlager angebunden werden. Dort lagern die Spanplatten in unterschiedlicher Stärke, die den Stoff bilden, aus dem die meisten Küchen gemacht sind. Gefertigt werden bei SieMatic natürlich auch Massivholz-Küchen. Sogenannte Nesting-Maschinen führen die Platten zu den vollautomatischen Sägen. "Der komplette Zuschnitt läuft so seit März", sagt Timo Gubbels, Leiter des Fertigungsmanagements. Für das SieMatic-Team sei das eine große Herausforderung gewesen. "Die Umstellung von der alten auf die neue Technik lief an einem Wochenende völlig reibungslos. Wir waren ziemlich angespannt", sagt Gubbels. Abgelöst wurde und wird 20 Jahre Maschinentechnik. Das gilt unter anderem ebenso für die Kantenleimeier wie für die Bohrlinien. Dabei galt es auch, räumliche Grenzen zu überwinden. Gelagert und produziert wird bei SieMatic auf mehreren Ebenen. "Das ist historisch gewachsen, weil wir ja immer noch am selben Standort sind, wo SieMatic 1929 gegründet wurde", sagt Michael Kersting. Entsprechend schwierig ist die Ausdehnung. Zwischen Bahn und Oeynhausener Straße bleibt wenig Platz für Expansion in die Breite. Das Werk an einen anderen Standort zu verlegen sei nie ein Thema gewesen. So wurden über Jahrzehnte, die Bauteile, die es für eine Küche von SieMatic braucht, mit Aufzügen zu den Arbeitsebenen transportiert, wo die Weiterverarbeitung erfolgte. Gerade läuft der Probebetrieb für eine Transportstraße, die Teile von einem Geschoss zum nächsten Geschoss transportiert. "Neun Roboter sind im Einsatz" Alles in allem sei die Umstellung ein Quantensprung. Vor wenigen Jahren seien im Unternehmen noch keine Industrieroboter im Einsatz gewesen. "Jetzt haben wir neun Roboter im Einsatz", sagt Maek. Die Produktionsumstellung bringe auch große Herausforderungen für die Mitarbeiter. Eher einfache Arbeiten würden mehr und mehr von Maschinen übernommen. "Das bedeutet aber nicht, dass es Massenentlassungen gibt. Wer flexibel ist, der hat bei uns auch in Zukunft gute Perspektiven", sagt Maek. Die Anforderungen in der Fertigung werden sich allerdings ändern. "Wir müssen den Beruf des Holzmechanikers und den des Mechatronikers zusammenbringen", umreist Maek den Veränderungsprozess. Dafür werde jetzt die betriebsinterne Ausbildung neu aufgestellt. Die Millioneninvestitionen in die Fertigung sind nach Überzeugung der Manager ein klares Bekenntnis zum Standort Löhne. Im Jahr 2017 war die Nison-Gruppe aus China als Mehrheitsgesellschafter bei dem Luxusküchenhersteller eingestiegen. Zum 1. August 2020 haben die Chinesen das Löhner Unternehmen komplett übernommen. Mit den Investitionen solle die starke Position am Markt behauptet werden, die sich auch in Zahlen niederschlage. "Wir rechnen für 2022 mit einem Wachstum von acht Prozent", sagt Michael Kersting. Auch SieMatic spürt, dass die Nachfrage etwas nachlässt. "Stark sind aber nach wie vor die Märkte in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien", sagt er. Andere Hersteller sind stärker betroffen Allerdings bereite die künftige Entwicklung Sorgen. "Holzwerkstoffe sind sehr energieintensiv. Preissteigerungen mussten wir weitergeben", sagt Kersting. Allerdings sei die Zielgruppe von SieMatic nicht so stark von der Energiekrise und den damit verbundenen Kosten betroffen. "Wenn man sich die Frage stellt, ob man seine Wohnung heizen kann, ist die Überlegung, eine neue Küche zu kaufen, ganz weit weg", sagt Maek. Schwieriger könnte es deshalb für Küchenproduzenten werden, die ihren Markt im unteren und mittleren Preissegment finden. Optimistisch ist das Unternehmen mit Blick auf die Hausmesse vom 17. bis 21 September. "Wir freuen uns, dass wir die Messe erstmalig wieder komplett ohne coronabedingte Beschränkungen veranstalten dürfen", sat Maek. Er rechnet mit vielen internationalen Besuchern.

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