Neue Entwicklung bei Events: Kulturbüro-Leiter beobachtet sie mit Sorge

Löhne. Vor ein paar Tagen feierten rund 130.000 Fans Helene Fischer auf ihrem Konzert in München. Rock am Ring im Juni wurde zum Treffpunkt von 85.000 Musikfans. Alles wieder gut bei der Kultur im ersten Sommer ohne Corona-Auflagen? Der Eindruck täuscht. Zahlreiche Tourneen bekannter Künstler wurden wegen schlechter Kartenverkäufe oder Unsicherheiten mit Blick auf den Verlauf der Pandemie in Herbst und Winter abgesagt. Dirk Hinke, Leiter des Löhner Kulturbüros, beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Die Band Revolverheld hat die komplette Herbst-Wintertournee gecancelt, weil sie erneut Einschränkungen für die Konzerte wegen der Pandemie befürchtet. Die Kölner Band Casalla hat ihre Tournee ersatzlos gestrichen wegen zu schlechter Kartenverkäufe. Dirk Hinke, der gute Kontakte und intensive Einblicke in die Branche hat, sagt, dass es sich bei diesen Beispielen nicht um Ausnahmen handele. "Einige Festivals und Tourneen oder Konzerte von Superstars laufen richtig gut. Das geht aber längst nicht allen so." Weniger als 100 verkaufte Karten Hinke berichtet auch von ähnlichen Erfahrungen, die Künstler aus der Kleinkunst- und Comedy-Szene machen. "Ralf Schmitz hat seine Tour verschoben. Christoph Sieber, der mit seinem aktuellen Programm am 8. September die Kleinkunstsaison eröffnet, dümpelt unter 100 verkauften Karten", sagt Hinke. Ein bundesweit bekannter Kabarettist wie Sieber hätte vor der Pandemie im Vorverkauf für deutlich mehr verkaufte Karten gesorgt. Dabei seien knapp 100 verkaufte Karten schon nicht das Schlechteste. "Da höre ich von Kollegen, dass es noch schlechter läuft." Für die Kultur kommt es knüppeldick. Die Pandemie brachte auch im dritten Jahr Verunsicherung. "Mit Blick auf Herbst und Winter sorgt Corona für Bedenken", sagt Hinke. Eine neue Coronawelle könne für strengere Auflagen in Innenräumen sorgen. Da gebe es häufig Bedenken, ob Veranstaltungen abgesagt würden. Die erwähnten Absagen von Revolverheld und Casalla zeigen, dass diese Einschätzung nicht weit hergeholt ist. Die allgemeinen Preissteigerungen sowie drohenden hohen Kosten für Gas und Strom, die erst in den nächsten Monaten richtig durchschlagen, sorgen nach Überzeugung von Hinke ebenfalls für Zurückhaltung. "Wenn die Menschen deutlich weniger Geld zur Verfügung haben, dann wirkt sich das natürlich auch automatisch auch auf die Nachfrage von Kulturveranstaltungen aus. Ein weiterer Grund könne auch eine Veränderung des Freizeitverhaltens bei vielen Menschen sein. Der Rückzug ins Private sei durch die Pandemie verstärkt worden. "Statt Kultur live zu erleben wird jetzt häufiger lecker gekocht und dann schaut man sich eine Serie bei Netflix an", sagt Hinke. Mit Blick auf die aktuellen Vorverkäufe für die Veranstaltungen in der Werretalhalle sei die Zurückhaltung bei fast allen Veranstaltungen zu spüren. Das Konzert der Fatcats wurde wegen schlechter Kartenverkäufe verschoben. Selbst die Dire-Straits-Coverband "Dire Strats" leide unter schwachen Vorverkäufen. "Vor Corona waren die Doppelkonzerte der Band freitags und samstags immer schnell ausverkauft. In diesem Jahr reicht die Nachfrage nur für eine Show", sagt Hinke. "Vielleicht ist unser Angebot nicht mehr zeitgemäß" Hinke und viele seiner Kollegen fragen sich, ob Corona und finanzielle Unsicherheit bei vielen Kulturfans die einzigen Gründe sind. "Vielleicht ist ja unser Angebot nicht mehr zeitgemäß und wir müssen was ändern. Die Frage ist nur was. Wir stochern im Nebel." Dass das Publikum die Lust auf Unterhaltung nicht verloren hätte, würden Formate wie Nightwash oder Sonderbar zeigen. "Der Vorverkauf für die Sonderbar-Abos läuft so gut wie vor Corona. Damit sind wir echt sehr zufrieden." Das könne, zumindest mit Blick auf die Pandemie, daran liegen, dass die Gäste sich besonders sicher fühlen, weil sie mit Freunden an einem Tisch sitzen. Finanziell ist das Kulturprogramm gut abgesichert. "Durch Mittel aus dem Programm Neustart Kultur kommen wir gut er über die Runden. Spannend wird es im nächsten Jahr", erklärt Hinke. Unsicher ist für die Kulturmacher auch, wie sich die Gasnotlage auswirkt. Die Stadt Löhne bereitet gerade ein Maßnahmenpaket vor. In der Werretalhalle könnte die Temperatur abgesenkt werden. Wenn es zu einer Gasmangellage kommt, dann könnte es auch dazu kommen, dass die Halle geschlossen wird. Kulturveranstaltungen würden dann natürlich ausfallen.

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