Einkaufsbummel ohne Test: So lief der Shopping-Neustart in Löhne

Löhne. Die Einzelhändler in Löhne können endlich wieder aufatmen. Nachdem in den vergangenen Wochen nur Getestete, Geimpfte und Genesene einkaufen durften, öffnen die Geschäfte nun wieder für alle die Türen - eine Lockerung, die aus Sicht der Kaufleute keine Sekunde zu früh kam. Denn schon nach wenigen Tagen mache sich bemerkbar, dass nun wieder deutlich mehr Kunden den Weg in den Laden finden, so Rainer Döring, der nicht nur Inhaber mehrerer Elektronik-Fachmärkte ist, sondern auch in der IHK aktiv ist: "Am ersten Tag war es noch etwas verhalten, aber seit vergangenem Samstag bemerken wir wieder eine deutlich höhere Kundenfrequenz." Und das überrascht den Einzelhändler nicht. "Die Testpflicht kam bei den Kunden überhaupt nicht gut an", so Döring. Das bestätigt auch Manfred Schunke, Inhaber des gleichnamigen Modehauses: "Bei uns ist es noch nicht wieder wie früher, aber es sind jetzt schon wieder mehr Kunden da. Solange man mit Termin einkaufen gehen durfte, lief es eigentlich auch sehr gut, aber als die Leute einen Test brauchten, kam kaum noch jemand." Und dieses Problem hatten nicht nur die kleinen Geschäfte. "Zwischen einem Einkauf mit Test und ohne Test liegen Welten in Bezug auf Umsatz und Kundenfrequenz. Der Umsatz steigt mit Wegfall der Testpflicht deutlich", sagt Nicolas Kleine, Geschäftsführer der Bruno-Kleine-Modehäuser. Und dieser Eindruck bestätigt sich auch im Gespräch mit Kunden. "Die Erleichterung ist sehr groß, endlich ist man nicht mehr so eingeschränkt. Mir persönlich ist es wichtig, die Kleidung wirklich sehen und anfassen zu können. Das geht Online einfach nicht", sagt Erika Winter, während sie bei Bruno Kleine stöbert. Wenige Meter weiter ist auch Sieglinde Althoff zum ersten Mal seit langer Zeit auf Shoppingtour: "Ich freue mich sehr, dass das wieder möglich ist. Extra zum Einkaufen hätte ich mich aber nicht testen lassen, das war mir viel zu umständlich." Ähnlich geht es Kundin Ursula Richard: "Endlich kommt man mal wieder raus. Einen Test hätte ich aber nur gemacht, wenn ich etwas ganz dringend gebraucht hätte." "Wir sind das Mittel zum Zweck" Nun ist die Erleichterung jedenfalls auf beiden Seiten groß. "Wir haben viele Stammkunden, die uns jetzt erzählen, wie sehr wir ihnen gefehlt haben. Und wir haben sie natürlich auch vermisst", sagt Manfred Schunke. Und auch aus Sicht von Rainer Döring waren die Lockerungen dringend nötig. "Es gibt genug Experten, die der Meinung sind, dass der Einzelhandel nie ein Treiber der Pandemie war. Die Politik versucht, die Bewegung der Bürger einzuschränken, und wir sind das Mittel zum Zweck", so Döring. Er hofft, dass die Lockerungen nun längerfristig bestehen bleiben: "Im Februar 2020 hätte es niemand für möglich gehalten, dass wir in so eine Situation kommen würden, aber jetzt müssen wir alle mit der Angst leben, dass uns so etwas wieder passieren kann." Gelohnt haben sich die vergangenen Monate für die meisten Kaufleute insgesamt kaum. "Im Grunde ist es so, dass die Öffnung mit Testpflicht wirtschaftlich keinen richtigen Sinn machte. Allerdings wollten wir zum einen unseren Kunden weiterhin unseren Service bieten, zum anderen können wir dadurch auch die Kurzarbeitsquote der Mitarbeiter senken", so Nicolas Kleine. Dieser Meinung ist auch Rainer Döring: "Wirtschaftlich gelohnt hat sich diese Phase gar nicht. Finanziell hätte es sich mehr gelohnt, geschlossen zu bleiben und alle staatlichen Hilfen abzugreifen. Das war aber nie unser Anspruch." Wechselnde Regelungen gehen an die Psyche Als besonders belastend haben die Kaufleute in den vergangenen Monaten auch die permanent wechselnden Regelungen empfunden. "Die Mitarbeiter mussten damit leben, dass nichts kalkulierbar ist und konnten immer nur auf Sicht planen. Das geht an die Psyche. Auch für die Kunden war es schwierig, dieses Wechselspiel nachzuverfolgen", sagt Rainer Döring, der auch von teilweise sehr ungehaltenen Kunden berichtet. Es sei vorgekommen, dass Kunden das Verständnis für die Maßnahmen gefehlt habe und sie gegenüber Mitarbeitern laut geworden seien. "Es lag viel Zündstoff in der Luft", so Döring. Kleine bestätigt: "Auch wir mussten einige Kunden wegen fehlender Tests oder unvollständiger Impfung abweisen". Im Modehaus Schunke sei die Lage hingegen entspannter gewesen. "Anfang des Jahres wollte ein Kunde keine Maske tragen, daraufhin mussten wir ihn natürlich wegschicken. Ansonsten waren und sind die Leute hier aber sehr vernünftig und nehmen Rücksicht. Sie sind einfach froh, dass sie wieder einkaufen dürfen", sagt Manfred Schunke, der aktuell maximal fünf Kunden gleichzeitig in seinem Geschäft begrüßen darf. Denn obwohl die Testpflicht im Kreis Herford aufgehoben ist, gelten nach wie vor Einlassbeschränkungen. "Wir hoffen sehr, dass wir nicht durch zu frühe weitere Lockerungsmaßnahmen das Erreichte direkt wieder zunichte machen. Ich persönlich habe zum Beispiel den Eindruck, dass die Maskenpflicht in Innenraum vorerst gut akzeptiert ist", so Nicolas Kleine.

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