Verschärfte Regeln beim Friseurbesuch

Löhne. Eine neue Farbe, den Ansatz kaschieren, selbstgeschnittene Frisuren begradigen: Das Land NRW hat verfügt, dass in einem ersten Lockerungsschritt die Friseure am 1. März wieder öffnen dürfen. Seitdem die Nachricht in der Welt ist, steht bei vielen Betrieben das Telefon nicht mehr still. Termine werden schon gemacht, obwohl die Voraussetzungen noch gar nicht formuliert sind. "Uns fehlt die Gesetzesvorgabe", sagt der Löhner Friseur Stefan Schwarz. "So kann ich eigentlich keine Termine machen." Hintergrund ist die Formulierung der neuen Schutzverordnung. Sprich: Wie viele Personen dürfen sich auf welcher Flächengröße aufhalten, zählt jede Person oder nur der Kunde, zählt nur die Bedienfläche oder der ganze Laden? Für Schwarz sind das zu viele Fragezeichen. Zusätzlich kritisiert er die Empfehlung, die die Berufsgenossenschaft heraus gibt. Hier wird gefordert, dass eine Person auf zehn Quadratmeter Bedienfläche kommt. Auf die Spitze getrieben würde das für einen kleinen Salon unter 20 Quadratmeter bedeuten, das entweder nur der Kunde oder der Friseur sich dort aufhalten dürfe. Umsatzverlust trotz Öffnung Schwarz macht für sein Geschäft an der Brunnenstraße die Rechnung auf. Der Salon verfügt über eine Bedienfläche von 140 Quadratmeter, Küche, Eingangsbereich, Theke und Mitarbeiterräume sind abgezogen. 14 Personen dürfte er gleichzeitig im Laden haben. "Wir würden dann in Achterteams arbeiten und könnten sechs Kunden bedienen", sagt er. Normalerweise habe er Kapazität für 15 Kunden. Schwarz: "Das ist ein Umsatzverlust von etwa 60 Prozent." Er würde sich das Arbeiten so wünschen, wie es vor dem Lockdown im Dezember war. Damals kam ein Kunde auf zehn Quadratmeter. Hygienevorschriften bleiben selbstverständlich Standard. Neu ist, dass Stoffmasken wie auch schon in Supermärkten oder dem ÖPNV verboten sind. "Wir brauchen medizinische Masken", sagt Kollege Bernd Ritter, der auch das Verordnungschaos kritisiert. "Meist kriegen wir die Info kurz vorher." "Da geht es nur mit Schichtarbeit" Kommt die Regel - eine Person pro zehn Quadratmeter - seien die größeren Läden im Vorteil. "Ich habe Glück, dass ich so viel Platz habe", sagt Ritter. In seinen Salon an der Steinstraße dürfen sich 16 Leute gleichzeitig aufhalten. Doch bei einem Laden mit nur 50 Quadratmetern? "Da geht es nur mit Schichtarbeit", so Ritter. Außer man arbeitet sowieso nur alleine. Simone Sturhan bietet ihren Kunden ein 1:1-Erlebnis. Sie frisiert, bietet aber auch kosmetische Behandlungen an. Haare schneiden und färben darf sie ab dem 1. März, bei "der Kosmetik weiß ich nicht, wie es weitergeht", sagt Sturhan. Sie hat sich im September 2019, ein halbes Jahr bevor die Corona-Pandemie in Löhne angekommen ist, selbstständig gemacht. Trotz der Schließungen bereut sie den Schritt nicht. "Ich hatte in meinem ganzen Berufsleben noch nie so lange am Stück frei", sagt die 49-Jährige. Klar, sie habe auch schlaflose Nächte gehabt, doch konnte den Lockdown auch genießen. Ihr Laden ist im Anbau ihres Hauses integriert und ihr Mann konnte in seinem Beruf stets weiterarbeiten. Das helfe natürlich. Dennoch freut sie sich sehr auf den Start im März, zumindest was schneiden, waschen, föhnen angeht. Zurück zur Fünf-Tage-Woche Sturhan lebt zu 95 Prozent von ihren Stammkunden. "Die habe ich alle nacheinander angerufen und Termine ausgemacht." Bis Mai ist die Löhnerin ausgebucht. "Ich habe alles voreinander, so kann ich mich auf den einzelnen Kunden konzentrieren und werde nicht ständig durchs Telefonklingeln abgelenkt." Auch ihr Kollege Schwarz vergibt trotz der vielen Fragezeichen schon Termine. "Wir haben auch schon eine Rückrufliste", sagt er. Ebenso von Anrufen überschüttet wird Bernd Ritter. "Alle sind sehr freundlich. Wir sind schon gut ausgebucht." Vor Corona hat Ritter eine Viertagewoche eingeführt. Gearbeitet wurde nur noch von Dienstag bis Freitag. Wenn es am 1. März, einem Montag, losgehen darf, macht aber auch er seinen Salon auf. "Um 7 Uhr geht es dann los. Die ersten drei Wochen stellt er auf fünf Tage in der Woche um. Dann geht er wieder auf die Vier-Tage-Woche: "Der Andrang normalisiert sich. Es ist ja nicht so, das die Leute häufiger kommen." Ritter, der auch fachlicher Leiter der Friseurinnung Herford ist, geht davon aus, dass die Preise nach dem Lockdown etwas angehoben werden. Neben den Hygienekosten seien die niedrigeren Kundenzahlen als Folge der Bestimmungen eine Gefahr für viele Betriebe.

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