Küchenproduktion mit Ökostrom

Löhne. In der Diepholzer Moorniederung, im Spessart und im Oberallgäu wächst die Baumann-Group. Das hat in diesem Fall nur indirekt mit Küchen zu tun. Sicherlich stehen in zahlreichen Wohnungen im Spessart und im Oberallgäu Bauformat- oder Burger-Küchen. Allerdings geht es hier um Wälder, die wachsen. Bäume werden gepflanzt als Teil der neuen Strategie des Küchenmöbelproduzenten, klimaneutral zu produzieren. Dafür wurde die Gruppe jetzt von der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM) als klimaneutraler Hersteller zertifiziert. So ist das Unternehmen jetzt Teil des DGM-Klimapakts. Durch die Fridays-for-Future-Demonstrationen habe das Thema im Unternehmen zusätzlich an Bedeutung gewonnen. "Delf Baumann hat zwei Kinder in der Generation, wo der Klimawandel ein besonders großes Thema ist", sagt Marketingleiter Dennis Bischoff. Da sei die Inhaberfamilie mit Baumann an der Spitze der Treiber der Entwicklung gewesen. "Wir wissen jetzt, wie viel CO2 wir produzieren" Dazu komme, dass Verbraucher zunehmend auf eine nachhaltige Produktion achten. "Mehr und mehr werden Küchen nicht nur über das Produkt und den Preis verkauft. Auch Ökologie spielt eine zunehmende Rolle", sagt Bischoff. Auch die Konkurrenz befindet sich nicht im klimapolitischen Winterschlaf. "Die Wettbewerber treiben das Thema voran." Vor der Zertifizierung wurde das Unternehmen beraten. "Weil wir die Klimaschutzberatung in Anspruch genommen haben, wissen wir jetzt, wie viel CO2 wir produzieren und wie wir den Ausstoß von Treibhausgasen bei Bauformat und Burger verringern können", sagt Matthias Behrens, Geschäftsführer der Baumann-Group. In der Baumann-Group ging es darum, einen möglichst geringen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. "Dafür haben wir viele Schritte unternommen, der Prozess geht ständig weiter", sagt Projektleiter André Thomalla. So habe man den Stromeinkauf der Gruppe zum Beispiel sehr schnell umstellen können. "Wir beziehen jetzt klimaneutralen Ökostrom. Er wird durch Wasserkraft in skandinavischen Kraftwerken erzeugt", sagt Thomalla. "30 Prozent des Strombedarfs selber erzeugen" In den Werkshallen und den Verwaltungsgebäuden wurde die Beleuchtung auf energiesparende LED-Technik umgerüstet. "Der nächste Schritt sind die Heizungsanlagen", kündigt Thomalla an. Wie in der Möbelindustrie üblich, wird ein großer Teil der Gebäude durch das Verbrennen der Späne geheizt, die beim Produktionsprozess abfallen. In Zukunft soll durch die Verbrennung auch Strom erzeugt werden. "Wir können dann etwa 30 Prozent unseres Strombedarfs selber erzeugen", sagt Thomalla. Wachsende Bedeutung hat auch die Solarenergie. "Ein Photovoltaikanlage wäre als Ergänzung denkbar. Besonders in Burg eignen sich viele Hallenflächen. Dort könnten wir mehr Elemente installieren, als wir in Burg brauchen und den überschüssigen Strom nach Löhne transferieren", sagt Thomalla. Das ist natürlich nur im übertragenen Sinn gemeint. Letztendlich würde das über eine entsprechende Verrechnung geschehen. Großes Thema ist auch der Fuhrpark. "Die Fahrzeuge unserer Außendienstmitarbeiter stellen wir nach und nach auf Pkw mit Elektroantrieb um", sagt Bischoff. Allerdings zunächst überwiegend in der Hybrid-Variante, einer Kombination aus Elektroantrieb und Verbrennungsmotor. "Solange wir keine bessere Ladesäulen-Infrastruktur haben, sind reine Elektroautos kritisch", sagt der Marketingleiter. Von vielen Mitarbeitern werde auch das Jobrad-Leasing genutzt. Bei diesem Angebot beteiligt sich das Unternehmen an der Finanzierung eines E-Bikes. Renaturierung der Diepholzer Moorniederung Noch ist es nicht möglich, mit Veränderungen innerhalb der Gruppe die Klimaneutralität zu erreichen. Mit ihrer Teilnahme am DGM-Klimapakt unterstützen Bauformat und Burger deshalb Projekte in Afrika und Südamerika. Konkret heißt das: Die Baumann Group beteiligt sich an der Waldaufforstung in Uruguay, investiert in die Wasserkraft in Uganda. "Da die positive Bilanz dabei größer ist als die Menge der bei der Küchenproduktion ausgestoßenen Treibhausgase, gelingt es der Baumann-Group nicht nur, ihren CO2-Fußabdruck (&bdquo;Carbon Footprint“) so gering wie möglich zu halten, sondern sogar mehr als vollständig zu kompensieren. Ein schöner Nebeneffekt ist dabei die Stärkung der Infrastruktur vor Ort in den unterstützten Ländern", sagt Bischoff. Gefördert werden außerdem lokale Bergwaldprojekte in Deutschland zum Erhalt der Artenvielfalt, die im Ökosystem zugleich stabilisierend wirken. Das Unternehmen spendet Bäume für Wälder im Spessart und im Oberallgäu. In der Diepholzer Moorniederung wird die Renaturierung eines Moores finanziell unterstützt. Und so wachsen Moor und Wälder durch Küchen aus Löhne und Burg.

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