Zwei Bahnhalte in Gohfeld möglich

Löhne. Es klingt wie eine Nachricht aus der guten, alten Zeit, als die Dampfloks noch über die Schienen qualmten: In Gohfeld könnte es in paar Jahren zwei Bahnhaltepunkte geben. Das Land sieht darin die Möglichkeit, die Mobilität auf der Schiene attraktiver zu machen. Im aktuellen Entwurf des Regionalplans geht es auch um die Aktivierung oder Schaffung von zahlreichen Haltepunkten in Ostwestfalen-Lippe. Für Gohfeld haben die Planer zwei Punkte identifiziert. Für den Haltepunkt auf der Nordbahnstrecke könnte der ehemalige Gohfelder Bahnhof wieder aktiviert werden. Das Gebäude steht längst nicht mehr. Er befand sich dort, wo heute die Filiale der Volksbank an der Nordbahnstraße ihren Sitz hat. Vom Parkplatz neben der Bank führt ein kleiner Weg zu den alten Bahnsteigen. Dort stehen auf beiden Seiten noch die alten Wartehäuschen, die vor sich hin gammeln. Eine Brücke hat die Bahnsteige der beiden Fahrtrichtungen verbunden. Das Bauwerk steht noch. Eine Treppe gibt es nicht mehr. Die Brücke wirkt nicht so, als würde sie nach heutigen Anforderungen noch für die Überquerung einer viel befahrenen Bahnstrecke geeignet sein. Der andere Haltepunkt würde sich an der Südbahnstrecke befinden. "Im Bereich der Südbahnstraße/Ecke Rüscher Straße ist ein guter Standort. Wo genau, müsste man aber noch klären", sagt Baudezernent Ulrich Niemeyer. Vielleicht in der Nähe von Bäcker Simon. Ein Bäcker mit Bahnhalt wäre sicher nicht der schlechteste Standort. Schnelle Verbindung nach Bad Oeynhausen Auch wenn noch nicht absehbar ist, wann und ob diese Pläne realisiert werden, geht es um mehr als ein Gedankenspiel. "Damit macht das Land klar, welche Bedeutung sie dem Thema beimisst", sagt Niemeyer. Sollte es dazu kommen, wird in Gohfeld wohl eher kein Regionalexpress halten. "Ziel ist, den Schienen-Personen-Nahverkehr (SPNV) im Land zu stärken", sagt Niemeyer. Gemeint ist damit ein Regionalbahnsystem. Damit könnte es schnelle Verbindungen zwischen Gohfeld, Bad Oeynhausen und Minden oder auch Vlotho und in der anderen Richtung zwischen Gohfeld, dem Löhner Hauptbahnhof und Herford geben. Das hängt dann ganz von der Strecke und vom Haltepunkt an der Südbahn oder Nordbahn ab. Nach Einschätzung von Niemeyer würde der SPNV gut zum Mobilitätskonzept von Löhne passen. "Mit diesem System würde eine Siedlungsfläche erschlossen, auf der auf engem Raum recht viele Menschen leben. Und für die könnte ein Anreiz entstehen, das Auto öfter zuhause zu lassen", sagt Niemeyer. "Alles, was durch Deutschland fährt, geht über diese Strecke" Euphorie will sich beim Baudezernenten noch nicht einstellen. Dazu müssen noch einige Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. "Unter den gegebenen Bedingungen sind weitere Zughalte auf der stark befahrenen Nordbahnstrecke kaum denkbar", sagt Niemeyer. Diese Strecke, die auf dem Weg zwischen Köln und Berlin liegt, ist eine der am stärksten befahrenen Eisenbahnlinien Europas. "Alles, was durch Deutschland fährt, geht über diese Strecke", sagt er. Er ist allerdings optimistisch, dass bald neue Perspektiven entstehen. "Die Bahntechnik wird digitalisiert. Das führt dazu, dass die Abstände zwischen den Zügen deutlich geringer werden als sie jetzt sind." Wenn diese Technik eingeführt sei, komme man den Bahnhalten in Gohfeld deutlich näher. ETCS (European Train Control System) heißt die neue Technik, die bereits auf der Neubaustrecke der Bahn zwischen München und Berlin eingesetzt wird. Dass noch viele Züge an Gohfeld vorbei fahren, bis es vielleicht zu den Haltepunkten kommt, macht die Bahn in ihrem Statement klar. "Die Reaktivierung eines Haltepunkts oder die Schaffung eines neuen ist an einen festen Prozess gebunden. Zunächst erfolgt die Einrichtung eines Projekts, ehe Planer für das Projekt beauftragt werden, sowie diverse Prüfungen erfolgen. Dieser Vorgang dauert in der Regel mehrere Jahre", antwortet ein Bahnsprecher auf die Anfrage der NW. "Die Entscheidung trifft die Bahn nicht alleine" Im Nachgang muss das Projekt zur Prüfung beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) eingereicht werden. Erst nach der Genehmigung durch das EBA könne mit der Umsetzung des Projekts begonnen werden. Zur Umsetzung zählen nicht nur die praktischen Bauarbeiten zum Umbau oder Neubau der Station, sondern auch die Beantragung von betrieblichen Sperrpausen und die Erstellung von Fahrplänen. "Die Entscheidung liege zudem nicht alleine bei der Deutschen Bahn, sondern wird gemeinsam und einvernehmlich mit dem Aufgabenträger, hier der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL)) – auch hinsichtlich der Finanzierung – gefällt", so der Sprecher. Der NWL kann sich noch nicht äußern, weil sich der Regionalplan in der Entwurfsphase befindet. "Der NWL ist zum vorgelegten Entwurf für die SPNV-Themen um eine Stellungnahme gebeten worden. Diese werden nun eingehend geprüft und voraussichtlich bis zum 30 März 2021 eingeschätzt und bewertet", so NWL-Sprecher Uli Beele.

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