So geht Löhne mit dem Lockdown Light um

Löhne. Der November fällt aus. So lässt sich für viele Bereiche des öffentlichen Lebens die Entscheidung der Bundesregierung und der Ministerpräsidenten auf den Punkt bringen. Um die Corona-Zahlen in den Griff zu bekommen, wird das öffentliche Leben massiv eingeschränkt. Wir haben mit Betroffenen gesprochen, wie sich für sie der Lockdown Light auswirkt. Gastronomie Kneipen und Restaurants müssen den ganzen Monat geschlossen bleiben. Speisen und Getränke dürfen nur außer Haus verkauft werden. "Dass wir wieder schließen müssen, habe ich wegen der steigenden Zahlen schon länger befürchtet", sagt Christoph Knicker, Inhaber der Dorfstuben in Mennighüffen. Dass es die Gastronomie treffe, sei nicht fair. "Mir ist kein Fall bekannt, bei dem sich eine Ansteckung in einem Restaurant nachweisen lässt. Das muss ich nicht verstehen, aber ich muss es ausbaden", sagt Knicker. Dass in der Kneipenszene in manchen Großstädten die Situation aus dem Ruder gelaufen ist, stehe außer Frage. "Das trifft aber sicher nicht auf Städte wie Löhne zu." Er sehe aber ein, dass man eine einheitliche Regelung brauche. "Das ist der einzige Weg, da Ruhe reinzukriegen." Der Bund hat versprochen, den Gastronomen zu helfen. Bis zu 75 Prozent der Umsätze aus dem November 2019 könnten gezahlt werden. "Die Frage ist, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen und ob die Regeln am Ende nicht wieder viel zu kompliziert sind." Als es um die Coronahilfen im März ging, habe seine Steuerberaterin zwei Tage gebraucht, sich mit den Vorschriften vertraut zu machen. Knicker ist skeptisch, dass nach vier Wochen die Gastronomie wieder öffnen kann. "Beim letzten Mal hat der Lockdown von März bis Mai gedauert. Da gingen wir in die warme Jahreszeit. Die Voraussetzungen sind jetzt schlechter." Handel "Wir sind froh, dass wir vergleichsweise glimpflich davonkommen", sagt Rainer Döring. Der Inhaber von Expert Döring ist auch Vorsitzender des Handelsausschusses der Industrie und Handelskammer. Dass die Läden offen bleiben dürften, sei eine Bestätigung dafür, dass die Hygienekonzepte in den Geschäften greifen würden. Allerdings sei im November auch in den Geschäften ein deutlicher Umsatzrückgang zu befürchten. "Die Frequenz in den Innenstädten wird wieder deutlich niedriger sein. Das haben Kollegen in den großen Städten schon in den letzen Wochen beobachtet. Je höher der Inzidenzwert, desto weniger Menschen sind unterwegs", sagt Döring. Mit Blick auf die bedrohliche Entwicklung sei klar, dass es keine andere Wahl gebe. "Da sind wir natürlich bereit, das im Sinne des Allgemeinwohls mitzutragen." Sorge habe er, dass ein nachhaltiger Schaden für den stationären Handel entsteht. "Wir haben große Angst, dass die Amazonisierung noch einen weiteren erheblichen Aufschwung erfährt." Friseure Auch die Friseure sind vom jetzigen Lockdown ausgeschlossen. "Wir haben die Hygiene-Auflagen ganz hoch gehalten und das hat sich ausgezahlt", sagt Friseurmeister Bernd Ritter. Er habe von keinem Fall gehört, bei dem es zu einer Übertragung des Virus in einem Friseursalon gekommen sei. "Bei uns hat Hygiene immer schon eine große Rolle gespielt. Das wurde in den letzten Monaten besonders deutlich." Kirchen Peter Außerwinkler ist Vorsitzender des Exegeticums, dem Pfarrkonvent der Löhner Kirchengemeinden. Er hat mit seinen Kollegen und der Leitung der Kirchenkreise über die aktuelle Situation gesprochen. "Klar ist, dass Gottesdienste am kommenden Sonntag so ablaufen, wie das seit Monaten üblich ist", sagt Außerwinkler. Mit den enstprechenden Hygienekonzepten für die jeweilige Kirche. Dort sind zum Beispiel die Abstände und das Tragen von Masken geregelt. "Wir gehen nicht davon aus, dass es in den Kirchen zu einem Lockdown wie im März kommt", sagt Außerwinkler. Das stehe aber noch nicht fest. "Da müssen wir die Empfehlungen in der Coronaschutzverordnung abwarten." Der Pfarrer geht davon aus, dass sich auch die Regeln für Beerdigungen nicht ändern werden. "In allen Kapellen auf den Friedhöfen gelten Abstandsregeln und auf Weg zum Grab und am Grab wird das Tragen einer Maske dringend empfohlen." Kultur Fünf Veranstaltungen, die in der Werretalhalle hätten stattfinden sollen, sagt das Kulturbüro aufgrund der neuen Corona-Maßnahmen ab. Eigentlich wären zum Beispiel Fatih Çevikkollu sowie die Stand-Up-Comedians David Kebekus und Jan van Weyde aufgetreten. Ob sie stattdessen im nächsten Jahr nach Löhne kommen, sei noch ungewiss, erklärt Kulturbüro-Leiter Dirk Hinke. "Wir bemühen uns, Ausweichtermine zu finden." Verschiebungen werden jedoch immer schwieriger, so Hinke. "Das hat langsam eine Grenze erreicht." Die Künstler hätten für 2021 immer weniger freie Tage in ihrem Kalender. Die Eintrittskarten können an den Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden. Dass Ticketkäufer damit aber noch ein Weilchen warten, empfiehlt der Kulturbüro-Leiter. "Es werden gerade tausende Veranstaltungen gecancelt", so Hinke. Bis die Ticketingsysteme darauf eingestellt sind, könne es bis zu zwei Wochen dauern. Wer eine Karte direkt im Kulturbüro erstanden hat, kann diese per Brief mit der Angabe des Namens und der Bankverbindung an das Kulturbüro zurückschicken. Volkshochschule Welche Konsequenzen der Teil-Lockdown für die Volkshochschule haben wird, war am Donnerstag noch unklar. "Wir warten auf die neue Coronaschutzverordnung und den Paragrafen 7", sagt VHS-Leiterin Stefanie Voß. Dort sind die Regelungen für außerschulische Bildungsangebote aufgeführt. Voß bittet die Kursteilnehmer, sich über den aktuellen Stand auch auf der VHS-Homepage zu informieren. "Wir schaffen es nicht, alle Teilnehmer abzutelefonieren." Breitensport Weil sämtliche Sporthallen geschlossen sind, fällt auch das gesamte Breitensport-Angebot im November aus. Wie es mit dem Schulsport und auch dem Schulschwimmen weitergeht, darauf gab es bis Redaktionsschluss noch keine Antwort. Das Hallenbad bleibt für Besucher geschlossen. Politik 21 Punkte umfasst die erste Ratssitzung des neuen Rates am Mittwoch, 4. November. Die Sitzung werde stattfinden, sagt Bürgermeister Bernd Poggemöller, allerdings nicht in vollem Umfang. "Die Verabschiedungen ehemaliger Ratsmitglieder sind nicht vertretbar." Es werden nur die wichtigen Beschlüsse, die zeitgebunden sind, damit Projekte weitergehen können, auf der Tagesordnung bleiben. Um den Abstand einzuhalten, kommt der neue Rat im Saal 1 der Werretalhalle zusammen. "Ich rate zu einer Maske am Platz." Kontrollen Am Freitag setzt sich der Löhner Krisenstab zusammen, um das Wochenende zu planen. Die Kontrolltrupps werden immer zu zweit unterwegs sein. Mittlerweile sind etwa 20 Mitarbeiter im Außendienst tätig. Sie überprüfen im Einzelhandel das Einhalten der Maskenpflicht, ebenso an Bushaltestellen und im ÖPNV, aber auch, ob die Sperrstunde eingehalten werde und vor allem die häusliche Quarantäne. "Wir rufen an und können auch mal vor der Tür stehen", sagt Poggemöller. Die Situation sei eine ernste, so der Bürgermeister. Wer gegen die Auflagen zur Quarantäne verstößt, kann mit einem Bußgeld von mindestens 1.000 Euro rechnen. Poggemöller: "Wir müssen jetzt agieren, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen."

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