Ungewöhnliche Konstellation bei Kuhlmann: Unternehmen setzt auf China

Löhne. Auch in der Branche sorgte diese Personalentscheidung für eine handfeste Überraschung: Seit wenigen Wochen ist Ralf Marohn der neue Geschäftsführer von Poggenpohl-Küchen in Herford. Seinen alten Job hat er nicht aufgegeben. Bei RWK-Kuhlmann-Küchen bleibt er ebenfalls der Chef. Bei Kuhlmann geht man mit dieser ungewöhnlichen Konstellation gelassen um. "Diese Entscheidung kam auch für uns überraschend", sagt Vertriebsleiter und Prokurist Christian Reupke. Er präsentiert die Neuheiten bei Kuhlmann. Marohn ist mit den Kunden und Geschäftspartnern bei Poggenpohl in Herford unterwegs. Auf das Tagesgeschäft und die Hausmesse habe die Personalentscheidung aber keine Auswirkungen, betont Reupke. Poggenpohl und Kuhlmann sind nicht nur in der gleichen Branche aktiv. Sie verbindet auch, dass beide Unternehmen chinesische Mehrheitsgesellschafter haben. Kuhlmann gehört seit sechs Jahren zur Boloni Group. "Dann gebe ist dieses Unternehmen jetzt nicht mehr" Bei Poggenpohl ist Jomoo eingestiegen. "Eines muss man klar sagen: Wenn es diesen Investor nicht gegeben hätte, der sich schnell und pragmatisch für unsere Marke entschieden hat, gäbe es das Unternehmen jetzt nicht mehr", hatte Marohn vor Kurzem zur NW gesagt. Poggenpohl war im April in die Insolvenz geraten und im August von Jomoo übernommen worden. Ob es künftig zum Beispiel bei der Produktion eine Zusammenarbeit zwischen Poggenpohl und Kuhlmann gibt, dazu konnte Reupke bei der Führung durch die Ausstellung bei Kuhlmann nichts sagen. Das Unternehmen war 2019 von Enger nach Löhne in die ehemaligen Hallen von Nieburg-Küchen gezogen. Dass gewissermaßen ein Trainer jetzt zwei Bundesligamannschaften trainiert, war auch auf der Hausmesse Thema. "Aber im Vordergrund steht natürlich die Präsentation unserer Neuheiten", sagt Reupke. Und da habe man auch in diesem Jahr einiges zu bieten. "Schnell, individuell, wertig" seien die Begriffe, die es auf den Punkten brächten, was die Händler erwarte. "Die sind den Deutschen um Jahre voraus" "Wir haben unsere Produktion so umgestellt, dass wir Küchen im Farbton weiß innerhalb von 48 Stunden nach ihrer Bestellung liefern können. Das macht uns für viele Händler attraktiv", sagt der Vertriebsleiter. Die individuelle Karte, lässt sich mit 51 zusätzlichen Farben im Programm spielen. Mit dieser Farbenvielfalt kommen die Kuhlmann-Küchen besonders in den Niederlanden gut an. Während die Deutschen sich mindestens zu 60 Prozent für eine weiße Küche entscheiden, stehen Niederländer deutlich mehr auf Farben. "Die sind mutiger und in den Küchentrends den Deutschen um Jahre voraus", sagt Reupke. Besonders wertig wird es, wenn es um das neue Echtholz-Programm des Unternehmens geht. "Da bieten wir sechs verschiedene Fronten in sieben Standardfarben an." Auch in der Oberklasse spielt Kuhlmann mit. Reupke geht in der Ausstellung zu einer Küche und hängt eine Schranktür aus, hält sie ins Sonnenlicht. Die edle Rostbeschichtung glänzt matt und entfaltet so ihre besondere Wirkung. "Die Fronten werden mit einem Kilogramm Eisenspäne pro Quadratmeter beschichtet und mit einem speziellen Reaktionslack zum Rosten gebracht", sagt Reupke und pinnt einen Magneten an die Front, der natürlich haften bleibt. Bei den Kunden kommen die Neuheiten gut an. "Wegen Corona ist natürlich auch bei uns deutlich weniger los, aber mit der Qualität der Besuche sind wir sehr zufrieden", sagt er. "Es gibt Spannenderes als den VW Golf mit 75 PS" Wie auch bei anderen Unternehmen der Branche sorgt die Nachfrage aus dem Inland im Coronajahr für gute Umsätze. "Da liegen wir mit unseren Auftragseingängen über dem Vorjahr." Sorgen macht sich das Unternehmen mit Blick auf Großbritannien. "Der Markt dort macht weit über 60 Prozent unseres Exports aus". Wegen der wieder deutlich gestiegenen Zahl von Infizierten sei es in manchen Regionen faktisch wieder zu einem Lockdown mit dem entsprechenden Nachfrageeinbruch gekommen. Auch die Perspektiven seien schwierig. "Es ist noch immer nicht klar, wie sich die Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien nach dem endgültigen Vollzug des Brexit entwickeln." Wichtig ist auch der chinesische Markt des Mehrheitseigners Boloni, nach eigenen Angaben einer der führenden Küchenmöbelproduzenten in China. Dort spiele das Objektgeschäft eine wichtige Rolle. Richtig spannend werde es aber erst dann, wenn man in Küchenstudios im Endkundengeschäft eine Rolle spiele. Und auf die individuellen Wünsche der Kunden eingehen könne. "Da gibt es ein großes Potenzial. Schwierig ist nicht die Größe des Marktes, sondern die Trägheit der Endverbraucher." Entscheidend dafür sei ein Bewusstseinswandel. "Wir müssen den Kunden dort klar machen, dass es, im übertragenen Sinn, Spannenderes gibt, als den VW Golf mit 75 PS."

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